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Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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elegant und klein, Wolfe groß und unbestritten imposant. Für einige Minuten blieb Fen auf seinem Platz sitzen und brütete über den Fakten, die das Gespräch ans Tageslicht gebracht hatte. Dann seufzte er, kletterte von der Walze herunter, sammelte seine Kissen ein und ging zum Gasthaus hinüber.
    Die Kissen gehörten in die Gaststube, und als Fen eintrat, um sie an ihren Platz zurückzulegen, wurde er Zeuge einer hitzigen Debatte – einer Debatte zwischen Jacqueline, Myra, einem finster dreinstarrenden jungen Burschen und einer drallen Dorfschönheit, die vor Gesundheit und Vitalität nur so strotzte und deren überdeutlich ausgeprägte Silhouette an Renoir erinnerte. Abgesehen davon war der Schankraum leer.
    »Ich will mit der Polizei nichts zu tun haben«, sagte der junge Bursche gerade in verbissenem Ton über sein kleines Bier hinweg. »Ich sage immer, die wird man hinterher nicht mehr los. Ich will mit der Polizei nichts zu tun haben.«
    Myra war empört. »Und wo bleibt die Gerechtigkeit, Harry Hitchin? Das ist dir wohl egal, wie? Da wird ein armer Teufel auf scheußliche Weise ermordet, und du und Olive, ihr seht den Mann, der es war, und dann tust du nichts, außer hier auf deinem Hintern zu sitzen und zu sagen, du willst mit der Polizei nichts zu tun haben? Nun, ich weiß, was dir bevorsteht. Du wirst im Knast landen, wegen Vertuschung einer Straftat, merk dir das.« Und in diesem Moment bemerkte Myra Fens Anwesenheit. »Wenn du mir nicht glaubst, brauchst du bloß den Herrn da zu fragen.«
    Harry Hitchin und Olive drehten sich um und schauten zu Fen hinüber, und Olive stieß einen spitzen Schrei aus.
    »Das ist er«, rief sie und zeigte mit dramatischer Geste auf Fen. »Das ist einer von ihnen.«
    »Natürlich ist er das.« Myra war verärgert. »Professor Fen hat schließlich die Leiche entdeckt.«
    »Ich lasse mich auf keine Geschichten mit der Polizei ein«, wiederholte Harry Hitchin verängstigt. »Nein, nein, ich doch nicht.«
    »Was soll das Ganze?«, fragte Fen.
    »Los, Harry«, drängte Myra. »Erzähl es ihm. Er ist nicht von der Polizei.«
    »Woher soll ich das wissen? Es ist bestimmt eine Falle, jawohl.«
    »Ihr solltet mir«, sagte Fen mit rhadamanthysischer Strenge, »besser alles erzählen, was ihr wisst. Ansonsten geht es ab ins Kittchen mit euch beiden.« Feindselig glotzten sie ihn an. »In den Knast«, fügte er der Deutlichkeit halber hinzu. »Hinter schwedische Gardinen. Myra, einen kleinen Whisky, bitte.«
    Es folgte eine gemurmelte Diskussion zwischen Olive und Harry Hitchin. Fen bekam seinen Whisky und beobachtete die zwei grimmig, während er trank. Schließlich sagte Harry zögerlich: »Naja, ist wohl nichts dagegen einzuwenden, wenn Sie davon erfahren.«
    »Das finde ich sehr großzügig. Was habt ihr gesehen, wo und wann?«
    »Es war gestern Abend.« Harry nahm einen Schluck Bier, um seine überspannten Nerven zu besänftigen. »Wir waren im Ginster, beim vierten Grün …«
    »Im Ginster? Aber ihr könnt doch unmöglich im Ginster …«
    »Wir haben geknutscht«, sagte Harry sichtlich befriedigt. »Im Knutschen macht ihr keiner was vor, meiner Olive.«
    Olive schien über diese Anerkennung sehr erfreut. »Meine Oma«, fügte sie hinzu, »meine Oma sagt immer: ›Erntezeit macht die Mägde willig.‹«
    »Deine Oma ist zweifellos eine verdorbene alte Frau … wann seid ihr dort angekommen?«
    »So gegen elf«, antwortete Olive. Die moralische Niederlage ihres Geliebten schien ihren letzten Rest von gesundem Menschenverstand zu neuem Leben entfacht zu haben. Eifrig machte sie sich ans Erzählen. »Und wir hatten beinahe Vollmond. Meine Oma sagt immer: ›Vollmond macht die Burschen rollig.‹«
    Fen befürchtete, dieser Vorrat an erotischen Bauernweisheiten würde die Pointe der Geschichte bis ins Endlose hinauszögern. »Um Himmels willen«, sagte er, »lass doch deine Großmutter aus dem Spiel.«
    »Der macht keiner was vor«, warf Harry dazwischen, vielleicht, weil er das Gefühl hatte, seinen Teil zum Gespräch beitragen zu müssen. »Olives Oma macht keiner was vor.«
    »Ganz offensichtlich nicht. Im Moment versuche ich jedoch herauszufinden, was ihr zwei gesehen habt, falls ihr überhaupt etwas gesehen habt.«
    »Wenn du einfach mal die Klappe halten würdest, Harry Hitchin«, rief Olive mit plötzlicher Heftigkeit aus, »sonst wird der Herr noch böse.« An dieser Stelle warf sie Fen ein verführerisches Lächeln zu und zog ihren Rocksaum einige Zentimeter über das

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