Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)
Stelle, nachdem sich die Sache ereignete, aber es gab nur wenig für mich zu tun oder zu entdecken.«
»Ich nehme an, das Mädchen steht unter Polizeischutz?«
»Himmel, ja.« Wolfe lachte ohne jede Spur von Humor. »Mein berufliches Nervenkostüm ist zurzeit recht dünn, aber es ist noch nicht so schlimm, dass ich so etwas versäumen würde. Eine kräftige Polizistin wird Tag und Nacht bei ihr im Zimmer sein. Außerdem habe ich für alle Medikamente und Spritzen, die sie bekommt, ein dreifaches Kontrollsystem eingeführt, um sicherzustellen, dass sich niemand daran zu schaffen gemacht hat. Die Krankenhausangestellten sind nicht gerade begeistert, aber zur Hölle mit ihnen.«
»Ja, zur Hölle mit ihnen«, stimmte Fen nachsichtig zu. »Ich fahre dann gleich hin.« Er hängte ein.
Das Krankenhaus von Sanford Morvel war ein klobiger roter Backsteinbau, der von einer kleinen, aber hübschen Gartenanlage umgeben war. Es unterschied sich in keinster Weise von all den anderen Krankenhäusern im Cottage-Stil, wie sie im ganzen Land zu finden sind. Wolfe und Humbleby saßen auf einer Gartenbank und unterhielten sich verzagt. Sie rückten auf, um Fen Platz zu machen.
»Bis jetzt nichts von Nutzen.« Mit rot unterlaufenen Augen und einem Gähnen nahm Wolfe die unvermeidliche Frage vorweg. »Es ist uns nicht einmal gelungen, das Zeug in der Injektionsspritze zu identifizieren. Nach allem, was die Ärzte uns sagen, ist es vielleicht nicht giftiger als Wasser. Es sieht wie Wasser aus , wenn Sie mich fragen. Und da es glücklicherweise nicht verabreicht wurde, gibt es keine physiologischen Reaktionen, an denen man sich orientieren könnte.«
»Aber vermutlich«, fragte Fen, »kann ein Test durchgeführt werden?«
»Wir werden es versuchen«, antwortete Humbleby. »Aber die vom Labor werden nicht gerade erfreut darüber sein, dass wir ihnen absolut keine Hinweise geben können. Es gibt ungefähr fünftausend verschiedene Testverfahren für Gifte. Sie werden das, was wir ihnen an Material überlassen können, für die ersten eintausend Tests aufbrauchen. Wenn sie bis dahin nicht fündig geworden sind, können wir nichts weiter tun.«
»Hasen«, sagte Fen. »Hunde, Kröten.«
Humbleby seufzte. »Oh ja. Ein lizenziertes Labor für Tierversuche ist unsere einzige Hoffnung. Aber wissen Sie, selbst dann wird die Untersuchung vermutlich Wochen dauern.«
»Und die Spritze?«
»Fünf Kubikzentimeter«, sagte Wolfe. »Ungewöhnlich groß, habe ich mir sagen lassen. Man könnte letztendlich herausfinden, woher sie stammt, aber jedermann kann jederzeit und überall eine Injektionsspritze kaufen, deswegen mache ich mir ehrlich gesagt keine Hoffnungen. Immerhin haben wir feststellen können, dass sie nicht zum Krankenhausbestand gehört, was vermutlich so etwas wie ein Fortschritt ist.«
»Dann haben Sie, nehme ich an, auch feststellen können, dass aus dem Krankenhausbestand keine Medikamente fehlen?«
»Wenn wir das nur könnten … Es ist schwer zu glauben, aber niemand kann mir das verraten. Anscheinend werden die Mengen nie überprüft. Sie benutzen alles, bis nichts mehr da ist, und dann bestellen sie nach. Und es wurden keine Schlösser beschädigt. Das ist absolut alles, was man über die Sache mit Sicherheit sagen kann.«
»Und es wäre bestimmt idiotisch, nach Fingerabdrücken zu fragen?«
»Das wäre es, so leid es mir tut. Der Täter trug Handschuhe. Auch gibt es keine Fußabdrücke; dafür war der Boden viel zu hart. Es existieren auch keine Spuren von Kleidung. Wenn man einmal darüber nachdenkt, bleibt man nur sehr selten mit seinen Kleidern irgendwo hängen.«
»Was ist mit der Krankenschwester? Kann sie nicht weiterhelfen?«
»Ein nettes Mädchen«, meinte Humbleby gedankenverloren. »Und mutig. Aber nein, sie kann nicht helfen. Der Täter war nicht zu identifizieren, ein bloßer Schatten. Wahrscheinlich männlich, aber auch das kann sie nicht beschwören. Größe des Täters: Sie war zu erschrocken und verwirrt, um sich das zu merken. Wir operieren – oder operieren vielmehr nicht – in einem Vakuum, was die Fakten angeht … Aber was soll’s, das ist nichts Ungewöhnliches. In Kriminalromanen müssen Hinweise auftauchen, aber in der Wirklichkeit existieren weniger davon, als man allgemein annehmen möchte. Manchmal – so wie jetzt – gibt es auch gar keine.« Humbleby blickte sich um. »Oder sollte es am Ende doch noch einen Hinweis geben? Ihr Sergeant, Wolfe, sieht so aus, als habe er einen
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