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Mit freundlichen Küssen: Roman (German Edition)

Mit freundlichen Küssen: Roman (German Edition)

Titel: Mit freundlichen Küssen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Voosen
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haben.«
    »Ganz meinerseits.« Ein wenig ratlos sieht Doktor Wichtel auf die ihm dargebotene Rechte. Anscheinend kann er sich nicht dazu entschließen, mit dem Pogetätschel aufzuhören, weshalb er schließlich entschuldigend mit den Schultern zuckt und Simons Hand mit seiner Linken ergreift. Ob dessen empörten Gesichtsausdrucks muss ich mich schwer beherrschen, nicht laut loszuprusten. Schulter an Schulter und Hand an Po stehen wir im Türrahmen und sehen meinem Exfreund hinterher, wie er die Treppe hinunterschleicht.
    »Danke, dass du mitgemacht hast«, flüstere ich aus dem Mundwinkel heraus, während ich Simon lächelnd hinterherwinke.
    »War mir ein Vergnügen.«
    »Du kannst jetzt meinen Hintern loslassen«, erkläre ich, als die Haustür unten klappert. Lutz kommt meiner Aufforderung sofort nach.
    »Wenn ich das so sagen darf, er ist wirklich knackig.«
    »Danke«, sage ich erfreut und sehe ihn gleich darauf misstrauisch an: »Oder meintest du etwa Simon?«
    »Was interessiert mich Simon?«
     
    Im Arbeitszimmer googele ich das Wort »Poales«. Gräser und Grasartige. Sehr witzig, Simon, wirklich komisch, denke ich verärgert, während Lutz mich mit tausend Fragen löchert. Na schön, vielleicht hat er ein Recht darauf, zu erfahren, warum er plötzlich zum Doktor und meinem neuen Freund gemacht wurde, also erzähle ich ihm schließlich von unserem Zusammentreffen und meiner kleinen Notlüge.
    »Es macht dir doch nichts aus, immerhin durftest du mir an meinen Hintern fassen«, ende ich trotzig und wende mich in der Hoffnung, dass das Thema jetzt erledigt ist, meinem Computer zu.
    »Hm. Aber ihr habt euch doch eben geküsst, oder etwa nicht?« Ertappt sehe ich hoch.
    »Woher weißt du das? Hast du uns etwa zugesehen?«, frage ich empört.
    »Na hör mal, das war ja wohl nicht schwer zu erraten. Deinem Simon stand das schlechte Gewissen ja ins Gesicht geschrieben.«
    »Das ist nicht mein Simon«, schnappe ich, »das ist Lauras Simon.«
    »Und wieso hat er dann dich geküsst?« Zögernd sehe ich ihn an. Es kommt mir schwer über die Lippen, aber schließlich spreche ich es doch aus:
    »Hat er gar nicht. Streng genommen habe ich wohl ihn geküsst.« Bei dem Gedanken daran steigt mir die Schamesröte ins Gesicht.
    »Aber er hat dich zurückgeküsst.« Ich schüttele bedrückt den Kopf, und Lutz sieht jetzt ehrlich empört aus. »Das verstehe ich nun wirklich nicht. Vivi, wenn ich das so sagen darf: Du küsst ganz hervorragend.«
    »Danke«, ich lächele schwach, aber selbst dieses Kompliment vermag meine Laune nicht zu heben.
    »Wieso hast du ihn überhaupt geküsst? Er hat dir doch selber von Laura erzählt.«
    »Das hat er auch gesagt«, stöhne ich und lasse den Kopf in die Hände sinken. »Ich dachte doch nur. Ach, ich weiß auch nicht, was ich dachte.« Mitleidig sieht Lutz zu mir herüber, doch dann ändert sich mit einem Mal sein Gesichtsausdruck.
    »Sag mal, hast du mich dann streng genommen eben betrogen?«
    »Ach, hör bloß auf.« Als wäre all das nicht auch so schon kompliziert genug. Aber Lutz sieht jetzt ausgesprochen übellaunig aus. Er lässt seine Fingerknöchel krachen, dass es mir eiskalt den Rücken hinunterläuft, und grummelt:
    »Ich mag es überhaupt nicht, wenn jemand in meinem Revier wildert.«
    »Ich bin nicht dein Revier.«
    »Aber das wusste er doch nicht. Ich sag dir, wenn ich rechtzeitig geschaltet hätte, dann hätte der saubere Herr eins auf Maul bekommen. Aber mit Vollgas.«
    »Ja, okay«, sage ich beschwichtigend. »Können wir jetzt bitte anfangen?« Ich schiebe ihm eine Kundenliste hinüber. »Wir brauchen Geschenkideen für zwei Hochzeitstage, einen Geburtstag und einen Erster-Sex-Jahrestag.« Endlich vertieft sich Lutz in seine Arbeit, doch als ich damit beginne, meine E-Mails zu checken, fängt er schon wieder an zu quasseln:
    »Hast du gemerkt, wie schnell ich in die Rolle reingeschlüpft bin?«, fragt er mich Beifall heischend. Ich nicke. Das kann man nicht anders sagen. »Er hat mir den Doktor voll abgekauft, oder? Wahrscheinlich war ich noch total drin, vom Casting«, meint er zufrieden. »Vielleicht kriege ich den Job ja doch.«
    »Wenn deine Performance nur halb so gut war wie das hier gerade, dann bestimmt«, sage ich überzeugt.
     
    Wir arbeiten schweigend, das heißt, eigentlich arbeitet nur Lutz, während ich einfach nur vor mich hinstarre und nicht aufhören kann zu grübeln. Was habe ich mir bloß gedacht? Ich bin eine so dumme Kuh! Habe ich denn völlig

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