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Mit freundlichen Küssen: Roman (German Edition)

Mit freundlichen Küssen: Roman (German Edition)

Titel: Mit freundlichen Küssen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Voosen
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Laut aus.
    »Wow.« Auch die Verkäuferin klatscht entzückt in die Hände, aber auf deren Urteil möchte ich nicht allzu viel geben. Habe nämlich in der Umkleide vorsichtig auf das Preisschild gelinst. Wenn ich ein Kleidungsstück für fünfhundert Euro an den Mann oder vielmehr die Frau bringen müsste, wäre ich wahrscheinlich auch begeistert, selbst wenn die Kundin aussähe wie eine Wurst in der Pelle. Zögernd drehe ich mich in Richtung Spiegel und reiße überrascht die Augen auf. Das Kleid sieht nicht nur gut aus. Es ist wunderschön. In diesen hohen Schuhen sind meine ohnehin schon langen Beine endlos, und ich wusste gar nicht, dass mir ein Neckholder-Ausschnitt so gut steht. Ergriffen betrachte ich mein Spiegelbild und weiß sofort, ich will dieses Kleid haben.
    »Warten Sie, ich habe eine Idee«, meint die Verkäuferin in diesem Moment und verschwindet wieder hinten im Laden. Gleich darauf ist sie wieder zurück, mit einem olivgrünen Kleid über dem Arm. »Probieren Sie das hier«, fordert sie mich auf, »es ist der gleiche Schnitt, die Farbe müsste Ihnen ausgezeichnet stehen.« Ich werfe noch einen Blick in den Spiegel. Aber ich liebe dieses Rot, ich will dieses Kleid, möchte ich am liebsten protestieren. Etwas unwillig nehme ich ihr das grünen Pendant ab. In dem bekomme ich meinen geplanten Auftritt sowieso nicht hin, viel zu unauffällig. Aber bitte, wenn es sie glücklich macht. Ich reiche ihr das rote Kleid und sage dazu:
    »Aber nicht wieder weghängen!« Dann ziehe ich das grüne Kleid an.
    »Alles klar, sie nimmt es«, sagt Lutz, nachdem er einen Blick auf mich geworfen hat und die Verkäuferin nickt zustimmend.
    »Moment mal, ich habe mich noch gar nicht gesehen.«
    »Aber ich«, meint er grinsend, tritt auf mich zu, fasst mich an den Schultern und dreht mich langsam in Richtung Spiegel. »Das rote Kleid ist wunderschön«, flüstert er mir ins Ohr, und mir läuft ein Schauer über den Rücken, »aber in diesem Kleid bist du wunderschön. Deine Augen funkeln und deine Haut schimmert«, schwärmt er, und ich bekomme einen roten Kopf.
    »Bekommst du hier Provision?«, frage ich und lache verlegen.
    »Wenn du es nimmst, gehe ich heute Abend umsonst mit«, raunt er, und ich sehe ihn verwundert von der Seite an.
    »Na gut, ich nehme es«, wende ich mich dann an die Verkäuferin, die mir jetzt auch noch das gleiche Paar Schuhe, das ich anhabe, in Grün hinhält. »Und die Schuhe auch«, seufze ich ergeben.
     
    Um Punkt acht Uhr parkt Lutz meinen Wagen am Ballindamm. Weil ich die ganze Fahrt über nervös an meiner Unterlippe gekaut habe, überprüfe ich schnell mein Make-up im Spiegel hinter der Sonnenblende. Einen Hauch von Gloss könnte ich noch vertragen, ansonsten sehe ich tatsächlich ziemlich gut aus. Nach einer kastanienfarbenen Tönungswäsche schimmern meine mittlerweile fast schulterlangen Haare, die ich glatt nach innen geföhnt habe, in einem rötlichen Glanz, und nachdem Lutz mein normales, dezentes Make-up für »zu unauffällig« befunden hat, habe ich aus einer von ihm angeschleppten Vogue eins von einem Starvisagisten nachgemalt. Ein zarter rosa Ton auf Lippen und Wangen, die Augen sind rauchig umschattet und leuchten dadurch noch viel mehr als sonst. Das Beste aber sind die falschen Wimpern, die ich bei Douglas erstanden und dann, Geheimtipp, halb durchgeschnitten und nur in die Augenwinkel geklebt habe. Wahnsinn! Damit habe ich einen Augenaufschlag wie Jessica Rabbit! Und wenn meine Figur auch nicht ganz so kurvig ist, so hoffe ich doch, dass Simon bei meinem Auftritt die Zunge auf dem Fußboden ausrollt wie Roger Rabbit. Zumindest so ähnlich. Hingerissen klimpere ich mir noch einmal im Spiegel zu, als Lutz meine Tür öffnet und mir hilfreich die Hand entgegenstreckt. Etwas wackelig komme ich auf meinen hohen Schuhen zum Stehen.
    »Warum ist es denn bloß so kalt?«, bibbere ich empört und ziehe meinen schwarzen Mantel fester um mich.
    »Weil wir Anfang März haben«, gibt Lutz ruhig zurück. »Na komm.« Ganz selbstverständlich greift er nach meiner Hand. Ich trippele neben ihm her, das Herz klopft mir bis zum Hals.
    »Warte«, sage ich, als wir nur noch wenige Meter vom Eingang der Galerie entfernt sind. »Ich glaube, das ist eine Schnapsidee. Lass uns umkehren.«
    »Kriegst du etwa kalte Füße?«, erkundigt er sich, und ich nicke heftig.
    »Jawohl. Und zwar in zweierlei Hinsicht.«
    »Nun komm schon.«
    »Aber was ist, wenn Laura nun doch merkt, dass ich die Viviane

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