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Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan

Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Golf-Handicaps.
    Ryan trug eine beige Dockers-Hose und ein gebügeltes Baumwollhemd in exakt dem Kornblumenblau seiner Augen. Sein Gesicht war gebräunt vom Ausflug zum Kings Mountain, seine Haare waren noch feucht vom Duschen.
    Er sah gut aus.
    Sehr gut.
    Ich war auch nicht gerade ein Mauerblümchen.
    Ein männermordendes schwarzes Leinenkleid. Riemchensandalen. Der geheimste G-String der guatemaltekischen Victoria.
    Die letzten Tage hatten mir zu viele Leichen und zu viel Tod eingebracht. Ich hatte eine Entscheidung getroffen. Der Knoten sollte endlich platzen. Mein Dekollete war schon kurz davor.
    »Spielt in North Carolina eigentlich jeder Golf?«, fragte Ryan, als ein Kellner in weißem Hemd uns Speisekarten von der Größe juristischer Schriftsätze gab.
    »Das ist gesetzlich vorgeschrieben.«
    Der Kellner fragte nach unseren Aperitifwünschen. Ryan bat um ein Samuel Adams. Ich bestellte Perrier mit Zitrone. Mit kaum verhüllter Enttäuschung auf der Miene zog sich der Kellner zurück.
    »Tust du es?«
    Ich sah Ryan an. Er riss den Blick von meinem Busen los und sah mir in die Augen.
    »Golf spielen.«
    »Ich hatte ein paar Stunden.«
    In Wahrheit hatte ich seit Jahren keinen Schläger mehr in der Hand gehabt. Golf war Petes Sache. Als ich meinen Gatten verließ, ließ ich auch das Spielen sein. Mein Handicap lag wahrscheinlich bei zweiundvierzig.
    Die Frau rechts von uns brüstete sich mit sechs Schlägen.
    »Möchtest du mal ein paar Bälle klopfen?«, fragte ich.
    Da Pete und ich unsere Ehe nie offiziell beendet hatten, war ich von Rechts wegen immer noch seine Ehefrau und konnte die Anlagen des Carmel Country Club nutzen.
    Warum hatte ich diesen Papierkram eigentlich nicht hinter mich gebracht, fragte ich mich zum x-ten Mal. Pete und ich waren seit Jahren getrennt. Warum das Band nicht zerschneiden und unsere Wege gehen?
    War es überhaupt ein Band?
    Nicht jetzt, Brennan.
    »Könnte Spaß machen«, sagte Ryan, streckte die Hand aus und legte sie auf meine.
    Definitiv nicht jetzt.
    »Hooch wäre natürlich traurig, wenn wir ihn ausschließen.«
    »Er heißt Boyd.« Meine Stimme klang, als hätte ich Helium eingeatmet.
    »Hooch muss lernen, den ruhenden Pol seiner inneren Schönheit zu genießen. Vielleicht solltest du ihn bei einem Yogakurs anmelden.«
    »Das werde ich Pete sagen.«
    Der Kellner kam mit unseren Getränken und erläuterte die Speisekarte. Ryan bestellte Seebarsch. Ich entschied mich für Kalbfleisch Marsala und machte keine Anstalten, die Hand vom Tisch zu nehmen.
    Als der Kellner gegangen war, legte Ryan seine Hand wieder auf meine. In seinem Gesicht spiegelten sich Besorgnis und Verwirrung.
    »Du bist doch nicht nervös wegen morgen, oder?«
    »Nein«, blaffte ich.
    Wirklich nicht.
    »Du wirkst angespannt.«
    »Ich bin einfach nur enttäuscht, weil aus dem Strand nichts wird.«
    Ryan ließ die Fingerspitzen meinen Arm entlangwandern.
    »Jetzt warte ich schon so viele Jahre darauf, dich im Bikini zu sehen.«
    Die Finger wanderten zurück.
    »Wir kommen schon noch zum Strand.«
    Ich weiß nicht, ob Gänsehaut brennen kann, aber meine tat es.
    Ich räusperte mich.
    »Auf diesen alten Farmen gibt es Unmengen anonymer Gräber. Diese Handknochen lagen wahrscheinlich schon in der Erde, als Cornwallis durch Cowans Ford geritten ist.«
    In diesem Augenblick stellte der Kellner die Salate zwischen uns.
    Während des Essens wechselten wir das Thema und redeten über alles außer über uns selbst und die Arbeit. Kein Wort über Knochen. Kein Wort über den nächsten Tag.
    Kein Wort über den weiteren Verlauf des Abends.
     
    Es war nach elf, als wir mit Tiramisu und Kaffee fertig waren.
    Hooch/Boyd begrüßte uns an der Tür des Anbaus. Als ich seine Leine vom Haken nahm, bellte der Chow-Chow und sprang durch die Küche.
    »Hooch freut sich über die kleinen Dinge«, sagte Ryan.
    Wieder wies ich ihn darauf hin, dass der Hund Boyd heiße.
    »Und er ist flexibel«, ergänzte Ryan.
    Die Nacht roch nach Petunien und gemähtem Gras. Eine leichte Brise kräuselte das Immergrün. Eine Million Zikaden reihum führten eine Sommersymphonie auf.
    Boyd führte uns von Baum zu Baum, sein Schwanz und seine Schnauze machten Überstunden, und hin und wieder scheuchte er einen Vogel oder ein Eichhörnchen auf. Alle paar Sekunden sprang er zu uns zurück, als wollte er uns daran erinnern, dass wir nur ja auf ihn achten sollten.
    Ich tat es nicht. Ich konzentrierte mich auf den Knoten.
    Zu Hause ging Boyd direkt zu

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