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Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan

Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Markierung gesetzt. In vierundzwanzig Stunden seien die Ranken auf ihrem Verandageländer um fünf Zentimeter gewachsen.
    Kudzu bedeckte den verrosteten Maschendrahtzaun an der Rückseite des Grundstücks. Sie wand sich um Stromkabel, verschluckte Bäume und Sträucher und bedeckte das Haus und die Nebengebäude.
    Boyd war das egal. Er zerrte mich von rankenbehangenen Eichen zu Magnolien zum Pumpenhaus zum Brunnen, schnupperte dabei und wedelte mit dem Schwanz, wie er es in meinem Haus getan hatte.
    Abgesehen von der Bodensenke, in der die Bärenknochen gelegen hatten, interessierten ihn nur ein paar Streifen- und Eichhörnchen. Boyd von Baskerville.
    Um zehn hatten die Moskitos mir so viel Blut abgezapft, dass ich an eine Transfusion dachte. Boyd hing die Zunge fast bis zum Boden, und Ryan und ich hatten beide schon tausendmal »Scheiße« gesagt.
    Dicke, bleischwere Wolken brauten sich über uns zusammen, der Tag wurde dunkel und drückend. Ein anämisches Lüftchen kündigte Regen an.
    »Das ist doch sinnlos«, sagte ich und wischte mir die Wange an der Schulter meines T-Shirts ab.
    Ryan widersprach mir nicht.
    »Außer an der Hecke zu den McCranies, wo wir die Bären ausgegraben haben, hat unser Stinker hier nicht mal die Nase gerümpft.«
    »Er hat viel lieber heimlich an deinem Hintern geschnuppert«, sagte Ryan und schaute Boyd an. »Hast wohl gedacht, ich sehe das nicht, was, Hooch?«
    Boyd schaute Ryan an und leckte dann weiter an einem Stein.
    »Ryan, wir müssen was tun.«
    »Wir tun doch was.«
    Ich hob eine Augenbraue.
    »Wir schwitzen.«
    Katy wäre stolz auf mein Augenverdrehen gewesen.
    »Und das machen wir verdammt gut, bei dieser Hitze.«
    »Lassen wir Boyd noch ein letztes Mal an der Hecke vorbeigehen, um ihn daran zu erinnern, wonach wir suchen, dann gehen wir das Gelände noch einmal ab und machen Schluss für heute.«
    Ich ließ die Hand sinken, und Boyd leckte daran.
    »Klingt nach einem guten Plan«, sagte Ryan.
    Ich wickelte mir die Leine um die Hand und riss daran. Boyd hob den Kopf und wirbelte mit seinen Augenbrauen, als würde er den Sinn eines neuerlichen Einsatzes bezweifeln.
    »Ich glaube, ihm wird langsam langweilig«, sagte Ryan.
    »Dann suchen wir ihm ein Eichhörnchen.«
    Als Ryan und ich uns in Bewegung setzten, fiel Boyd mit ein. Wir marschierten eben zwischen den Nebengebäuden hinter dem Haupthaus umher, als der Hund plötzlich mit seinem Routineprogramm begann – Schnuppern, Markieren, Vergraben.
    Boyd schlenderte zu einem kudzubedeckten Schuppen, schnupperte an der Erde, hob ein Bein, machte zwei Schritte nach vorne und scharrte dann mit beiden Hinterläufen in der Erde. Schwanzwedelnd wiederholte er das Manöver mehrmals und arbeitete sich dabei langsam an der Grundmauer entlang.
    Schnuppern. Heben. Spritzen. Schritt, Schritt. Scharr.
    Scharr.
    Schnuppern. Heben. Spritzen. Schritt, Schritt. Scharr.
    Scharr.
    »Guter Rhythmus«, sagte Ryan.
    »Das reinste Ballett.«
    Ich wollte Boyd eben von dem Schuppen wegzerren, als seine Muskeln sich anspannten. Sein Kopf und seine Ohren schossen nach vorne, und er zog den Bauch ein.
    Ein Herzschlag.
    Schnauze am Boden.
    Noch ein Herzschlag.
    Mit steifer Haltung atmete Boyd durch die Nase ein und aus, wirbelte totes Laub auf.
    Dann wurde der Hund absolut still.
    Ein Herzschlag. Ein ganzes Leben.
    Boyd legte die Ohren an, die Nackenhaare stellten sich auf, und ein unheimliches Geräusch drang aus seiner Kehle, mehr ein Jaulen als ein Knurren.
    Auch mir standen die Haare zu Berge. Ich hatte das Geräusch schon einmal gehört.
    Bevor ich etwas sagen konnte, explodierte Boyd. Er fletschte die Zähne, und das Jaulen ging in ein Bellen über.
    »Ganz ruhig, Boyd.«
    Der Hund sprang hin und her und ließ aus jeder Richtung sein drohendes Bellen hören.
    Ich packte die Leine fester und stemmte beide Füße in den Boden.
    »Kannst du ihn halten?«, fragte ich.
    Wortlos übernahm Ryan die Leine.
    Atemlos lief ich um den Schuppen auf der Suche nach einer Tür.
    Das Funkgerät knisterte. Larabee sagte etwas.
    Ich fand den Eingang an der vom Haus abgewandten Südseite. Nachdem ich vorsichtig die Spinnweben weggewischt hatte, zog ich am Griff.
    Die Tür rührte sich nicht.
    Ich hob den Kopf und suchte den Rahmen ab. Zwei Nägel fixierten die Tür. Sie sahen neu aus im Vergleich zu dem trockenen, blätternden Holz um sie herum.
    Boyds Raserei ließ nicht nach. Ryan stemmte sich mit aller Kraft gegen die Leine und rief »Hooch« und »Boyd«, um ihn zu

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