Mit Haut und Haar (German Edition)
gut verkraften.
»Nein«, sagte sie.
»Wo willst du unterkommen?«
»Bei Patrizia.«
Sie hörte wie Daniel nach Luft schnappte.
»Bei Patrizia? Bist du übergeschnappt?«
»Nein Daniel, ich fühle mich alleine. Ich muss jemanden bei mir haben.«
»Oh ich bin überzeugt davon, dass Patrizia sehr gerne bei dir ist! Sie wird bestimmt sehr liebevoll Händchen halten mit dir!«
»Daniel, das ist vorbei mit ihr und mir. Es geht nur noch um Freundschaft.«
»Respektiere bitte, dass ich das nicht wünsche.«
»Respektiere du bitte, dass ich Angst habe, dass ich meine Kinder dabei habe und dass ich nicht in einem Hotel schlafen möchte! Unser Haus ist vermietet und Anja hat sowieso keinen Platz! Ich habe übrigens auch mehrfach versucht sie anzurufen, aber ich habe sie nicht erreicht!«
Clarissa fühlte, wie eine Aggressivität von ihr Besitz ergriff, die ihr bis dahin unbekannt gewesen war.
»Clarissa, wenn du mit dieser Frau ... das ist das Ende unserer Ehe, ist das klar?«
»Ich werde nicht ...«
»Ach!« unterbrach er sie wütend. »Hör doch auf dir was vorzumachen! Natürlich wird das Ganze wieder von vorne losgehen!«
»Und wenn schon, Daniel, und wenn schon! Was solls! Ich hätte auch genauso gut in Köln bleiben können, mir seelenruhig mit anschauen können, wie diese Frau, die es auf mich abgesehen hat, nach meinem Hund dann nacheinander meine Kinder umbringt und dann mich, damit sie freies Feld hat!«
»So ein Blödsinn«, sagte Daniel. »Damit sie freies Feld hat, was ist das für ein Quatsch! Ich habe keine heimliche Verehrerin!«
»Du bist ein Mann, Daniel! Und Männer merken so was nicht, so ist das einfach, und je unwahrscheinlicher die Bedingungen sind, um so weniger merkt ihr so was! Glaub mir, da ist eine äußerst wild auf dich und ich muss deswegen dran glauben!«
»Und das berechtigt dich dazu, bei Patrizia einzuziehen, ja?«
»Ja Daniel. Weil Patrizia momentan der einzige Mensch in meiner näheren Umgebung ist, der mir ein klein wenig das Gefühl von Sicherheit vermitteln kann.«
»Na dann«, sagte Daniel patzig. »Dann haben wir beide uns ja wohl nichts mehr zu sagen.« Er knallte den Hörer auf.
Es hätte ihr klar sein müssen, dass er diese Sache nicht verkraften würde. Aber es war tatsächlich so, wie sie es ihm gerade erklärt hatte: Patrizia war in der Tat der einzige Mensch in diesem Moment, bei dem sie sich ein wenig sicher fühlte.
-33-
Wenige Stunden später stand sie mit Kindern und Koffer vor Patrizias Wohnungstür. Patrizia hatte die Galerie an diesem Tag nicht geöffnet, stattdessen hatte sie lieber die Wohnung für ihren Besuch vorbereitet. Im Fitnessraum hatte sie zwei Gästebetten aufgestellt und fast schon glich das Zimmer einem Jugendzimmer. Immerhin war das Zimmer auch mit Fernseher und DVD-Player ausgestattet. Auch eine Stereoanlage stand dort – es war quasi alles vorhanden, was Jugendliche gerne um sich herum haben. Die Betten waren rechts und links an der Wand aufgestellt und die Fitnessgeräte hatten trotzdem noch genügend Platz. Damian staunte nicht schlecht, als er die Wohnung sah und vor allem das Zimmer, in dem er die nächsten Tage verbringen würde.
»Das ist natürlich wirklich besser als ein Hotelzimmer«, murmelte er.
»Tut mir leid, dass ihr euch das Zimmer teilen müsst«, sagte Patrizia. »Aber ich denke, für ein paar Tage geht das mal, nicht?«
»Klar«, sagte Charlotte, und warf ihren Koffer aufs Bett.
»Fühlt euch hier wie zu Hause«, sagte Patrizia. »Wenn ihr Hunger habt, bedient euch, ebenso wenn ihr was trinken wollt. Ihr dürft fernsehen und Musik hören. Ich hoffe ihr fühlt euch hier wohl. Die DVDs stehen dort drüben im Regal, falls euch langweilig wird.«
Sie ließ die beiden alleine und schloss die Tür hinter sich.
»Die ist echt nett«, sagte Charlotte.
Damian nickte. »Papa wird es Mama aber übelnehmen, dass wir hier schlafen«, sagte er. »Immerhin hatten die beiden was miteinander und ich glaube nicht dass er das lustig findet.«
Charlotte zuckte mit den Schultern.
»Mama hat gesagt, sie sind jetzt nur noch Freundinnen.«
»Ja«, sagte Damian. »Das hat Mama gesagt. Aber guck dir Patrizia doch mal an, die sieht schon klasse aus. Und sie ist nett. Und hast du gesehen, wie sie Mama gestern Abend im Restaurant angesehen hat? Und wie sie ihre Hand gehalten hat?«
»Klar hab ich das gesehen«, sagte Charlotte. »Aber wenn Mama sagt, sie sind jetzt nur noch Freundinnen, dann glaube ich ihr das.«
»Und wenn
Weitere Kostenlose Bücher