Mit Haut und Haar (German Edition)
Verfügung gestellt hatte, sie genossen Patrizias Küche, denn Patrizia ließ es sich nicht nehmen, täglich für ihre Gäste zu kochen. Sie lehnte sogar jede Hilfe, die Clarissa ihr anbot, kategorisch ab.
»Du sollst dich ein bisschen erholen«, sagte sie immer wieder. »Nimm lieber ein warmes Schaumbad und trink ein Glas Sekt. Lies ein gutes Buch oder mach sonst was. Aber arbeiten wirst du hier nicht!«
Clarissa quälte sich zu solchen Gelegenheiten ein freundliches Lächeln heraus, aber es war gespielt und jeder wusste das. Am Abend, als Charlotte und Damian längst schliefen und sie mit Patrizia die Treppen nach oben ins Schlafzimmer stieg, hatte sie einen Entschluss gefasst. Sie legte sich neben Patrizia.
»Hör zu«, sagte sie. »Wenn ich morgen auch nichts von Daniel höre und ihn auch nicht erreiche – dann fahre ich zurück nach Köln. Ich halte es nicht mehr aus. Ich habe ein ganz dummes Gefühl im Bauch. Irgendetwas stimmt nicht.«
»Du fährst nicht alleine nach Köln«, sagte Patrizia bestimmend. »Wenn du fährst, dann fahre ich mit.«
»Patrizia, das gibt nur Ärger«, sagte Clarissa abwehrend. »Das kann ich nicht bringen. Ich kann nicht mit dir gemeinsam bei meinem Mann auftauchen. Wer weiß, was er dann denkt! Er denkt mit Sicherheit sowieso dass das zwischen dir und mir wieder angefangen hat.«
»Kann sein dass er das denkt, aber ich denke über deine Sicherheit nach und die ganze Sache an sich ist schon unheimlich genug. Versuch mal mich aufzuhalten!« Patrizia lachte. »Das hat noch niemand geschafft.«
Clarissa lächelte gequält.
»Clarissa«, sagte Patrizia, und nahm Clarissas Gesicht in beide Hände und sah ihr tief in die Augen. »Ich mache mir Sorgen, okay? Ich bin um dich besorgt, verstehst du das? Und ich riskiere lieber, dass dein Daniel mich anschreit, aus dem Haus wirft und mich beschimpft, als dass dir was passieren könnte. Oder befürchtest du eher, dass es Konsequenzen für dich und deine Ehe haben könnte?«
Clarissa schüttelte den Kopf. »Das weiß ich nicht, Patrizia. Er weiß ja schon dass ich mit den Kindern bei dir bin und er war ja immerhin schon sauer genug, um einfach den Hörer aufzulegen.«
»Liebes, zwischen uns läuft nichts, auch wenn ich das sehr bedauere, aber wir können beide ein reines Gewissen haben.«
Sie lachte. »Aber wenigstens will ich an deiner Seite sein, okay? Lass uns gemeinsam hinfahren und wenn das Haus leer ist, fahren wir einfach wieder zurück. Oder recherchieren von dort aus, wo Daniel sein könnte. Meinst du, du könntest deine Kinder bei Anja lassen? Oder was denkst du, glaubst du, die stellen Unsinn an, wenn wir sie hier in meiner Wohnung lassen?«
»Patrizia, das weiß ich nicht, ich habe die beiden noch nie alleine gelassen. Aber ich sag es mal so, in einer Zeit wie dieser, wo sie schon seit Wochen so vernünftig reagieren und eher ängstlich und besorgt sind, werden sie eine solche Gelegenheit sicher nicht für eine heimliche Party nutzen.«
»Okay«, sagte Patrizia. »Dann fahren wir morgen Nachmittag, falls wir bis dahin nichts von Daniel hören. »Dann erklären wir das den beiden und ich denke auch, dass sie vernünftig sein werden. Es sind wirklich nette Kinder, ich mag sie beide sehr gern.«
-38-
Daniel lag stöhnend im Bett. Sein Rücken schien inzwischen tatsächlich zu brennen und seine Hände spürte er inzwischen überhaupt nicht mehr. Er hatte keine Ahnung, ob es Tag oder Nacht war, denn Andrea hatte die Rollos vollständig herunter gelassen, wahrscheinlich um ihm noch den letzten Rest von Orientierungsgefühl zu nehmen. Sie schien im Haus zu wüten wie eine Irre, manchmal hörte er etwas klirren, dann wieder roch es nach Essen, aber meist stiegen dabei sehr unangenehme Begleitdüfte mit die Treppe nach oben. Andrea konnte nicht kochen. Sie ließ offensichtlich alles anbrennen, wie er in den wenigen, aber sehr qualvollen Tagen hatte lernen müssen, aber sie zwang ihn trotzdem dazu, alles zu essen was sie ihm mit einem Löffel reichte. Was sie sonst noch im unteren Stockwerk trieb, wusste er nicht, aber wahrscheinlich wühlte sie in den Schränken, durchsuchte sein Leben so intensiv wie sie es derzeit beherrschte. Im Schlafzimmer herrschte ein einziges Chaos. Dreckige Teller stapelten sich neben der Tür, sie hatte offensichtlich wenig Lust, diese nach unten zu tragen. Gnadenlos hatte sie vor seinen Augen Clarissas Kleiderschrank inspiziert, manche Dinge hatte sie anprobiert, über einige Sachen hatte sie sich
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