Mit Haut und Haar (German Edition)
Mann, da ist das eben so. Männer muss man oft zu ihrem Glück zwingen.«
»Soso«, sagte Daniel. »Wie gut, dass du diese außerordentlich interessanten psychologischen Erkenntnisse in dir trägst, sonst würde ich niemals mein Glück finden, was?«
Ihr Gesicht erstarrte wieder zu einer gleichgültigen Maske, wie er es schon häufiger an ihr beobachtet hatte.
»Denk doch was du willst«, sagte sie. »Momentan kannst du ohnehin nichts dran ändern. Ich will dich haben und ich nehme dich, und was willst du tun? Vielleicht platzt hier irgendwann die Polizei rein oder sonst jemand, aber eines kann mir keiner mehr nehmen, Daniel: ich habe dich gefickt. Und ich werde dich weiter ficken, so lange es geht, verstehst du?«
»Was ist das für eine Art von Liebe?« fragte er. »Liebe ist normalerweise selbstlos.«
»Ich war mein Leben lang selbstlos«, sagte Andrea. »Es reicht. Damit kommt man zu nichts.« Daniel sah aus den Augenwinkeln, wie sie auf dem Rücken lag, an die Decke starrte. »Dieser verdammte Betthimmel macht mich wahnsinnig«, sagte sie. »Das ist wirklich mittelalterlich. Was muss deine Frau nur für eine Schrulle sein, dass sie auf so was steht?«
Daniel antwortete nicht.
Sie rollte sich auf die Seite und schlief relativ schnell ein, wie er an ihrem regelmäßigen Atmen hörte. Daniel lag stundenlang wach. Sein Rücken brannte wie Feuer vom Liegen, seine Knochen fühlten sich steif an und schmerzten und seine Hände spürte er kaum noch. Er hasste diese Frau, die da neben ihm lag so sehr, dass er nicht in Worte fassen konnte, wie sehr. Er fühlte eine ungeheure Wut im Bauch, aber gleichzeitig die Verzweiflung angesichts seiner hilflosen Lage, und dass Clarissa kommen und ihn aus dieser Lage befreien würde, war eine aussichtslose Hoffnung. Warum sollte sie hierher kommen? Nur weil sie ihn tagelang nicht erreichte? Nein, das würde sie nicht tun. Wahrscheinlich dachte sie, er sei weg gefahren. Wenn Andrea in der Firma verbreitet hatte, er sei in Urlaub gefahren, dann hatte man das Clarissa sicher weiter gegeben, denn mit Sicherheit hatte sie auch in der Firma versucht ihn zu erreichen.
Und wenn sie der Meinung war, er könnte sich im Urlaub befinden, dann saß sie wahrscheinlich im Moment eher unruhig bei Patrizia herum und wartete auf ein Zeichen von ihm – aber mit Sicherheit würde sie nicht nach Köln und in ein vermeintlich leeres Haus kommen. Er seufzte und stöhnte, aber leise, fast innerlich. Nein, so schnell gab es keine Hoffnung auf Befreiung für ihn.
-37-
»Heute ist schon der vierte Tag, an dem ich Daniel nicht erreiche«, sagte Clarissa. »Was meinst du Patrizia, wie muss ich das verstehen? Ist das vielleicht das Ende meiner Ehe? Hängt es daran, dass ich zu dir gezogen bin?«
Es war Freitag. Sie war inzwischen seit sechs Tagen wieder in Frankfurt.
»Ich habe keine Ahnung, Clarissa, ich kann Daniel nicht einschätzen.«
Clarissa wusste nicht was größer war: ihre Sorge, es könnte etwas passiert sein, oder ihr Zorn, weil er sich Urlaub genommen hatte, nicht ans Telefon ging und am Ende vielleicht irgendwo auf Mallorca saß, um seinen Kummer zu vergessen. Sie hatte ein komisches Gefühl im Bauch, aber es konnte gut sein, dass sie nur so empfand, weil das letzte Telefonat mit Daniel so schlecht gelaufen war und sie nun die schlimmsten Phantasien hegte. Inzwischen hatte sie sich auch mit Anja getroffen. Daher auch ihre Befürchtungen, Daniel könnte auch einfach, um dem Frust zu entgehen, in einen Kurzurlaub gestartet sein.
»Denk drüber nach, wie hart es für ihn sein muss, dass du nun bei Patrizia untergekommen bist«, hatte Anja mahnend gesagt. »Ich an seiner Stelle hätte mir wahrscheinlich ein Ticket nach Mallorca oder sonst wohin besorgt und würde versuchen, abzuschalten. Du wirst sicher bald von ihm hören.«
Clarissa fühlte sich unwohl in ihrer Haut. Sie wusste einfach nicht wie sie sich verhalten sollte. Einerseits hätte sie sich gerne ins Auto gesetzt um zu Daniel nach Köln zu fahren, sich davon zu überzeugen, dass alles in Ordnung war. Andererseits fühlte sie sich zutiefst verletzt durch seine Reaktion am Telefon und die Tatsache, dass er für sie nun einfach nicht mehr erreichbar war. Sie verbrachte ihre Tage mit Grübeln, und selbst Patrizia gelang es nicht, sie abzulenken, sie fröhlicher zu stimmen, sie mal zwischendurch zum Lachen zu bringen. Die Kinder hielten sich hervorragend, sie fühlten sich wohl bei Patrizia und in dem Zimmer dass sie ihnen zur
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