Mit Haut und Haar (German Edition)
einer Kriegserklärung gleich. Aber in dieser Situation war es etwas anderes. Insgeheim fand Clarissa es gut, dass Daniel sich jetzt eine Predigt von ihrer besten Freundin anhören musste. Anja war nicht irgendjemand. Sie gehörte irgendwie zur Familie.
Er saß am Computer und starrte einfach nur in den Bildschirm. Mit der Maus klickte er sinnlos auf der Oberfläche des Desktops herum und es war deutlich, dass er nicht beschäftigt war. Dass er sich nur ablenken wollte und in seinen Gedanken ganz sicher woanders war.
»Na?« fragte sie provozierend, als sie die Tür hinter sich schloss. »Denkst du über deine heißblütige Geliebte nach? Ärgerst du dich, weil du sie nicht mehr sehen kannst oder denkst du drüber nach wie du es anstellst, beide behalten zu können?«
Daniel stöhnte auf und lehnte sich in seinem Schreibtischstuhl nach hinten. Müde rieb er sich die Augen. Jedem anderen Menschen hätte er jetzt die Meinung gesagt und sich die Einmischung verbeten, aber bei Anja lag der Fall anders. Er wusste, dass sie es gut meinte.
Anja zog sich einen Stuhl heran und setzte sich neben ihn.
»Das sieht dir gar nicht ähnlich, was ich da erfahren habe«, sagte sie.
»Bist du hier hochgekommen um die Reste aufzusammeln, die von mir übrig geblieben sind?« fragte er. »Oder wolltest du ein konstruktives Gespräch?«
»Ich wollte dir sagen, dass ich dich für ein Riesenarschloch halte«, sagte Anja. »Aber erst seit heute. Vorher hatte ich dich immer total gerne. Und deswegen möchte ich auch ein konstruktives Gespräch.«
Daniel seufzte. »Ich kann es nicht wieder gutmachen.«
»Nein, das kannst du nicht.«
»Sie wird mich verlassen, oder?« fragte er.
Anja zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Verdient hättest du es.«
»Ich weiß«, sagte er.
»Und? Hast du schon gepackt?«
Er schüttelte den Kopf. »Es tut mir so verdammt leid«, sagte er.
»Klar, ist nicht schön wenn man bei so was erwischt wird«, sagte Anja.
»Es tut mir nicht leid, dass sie mich erwischt hat. Es tut mir leid, dass es passiert ist.«
»Soso.« Sie sah ihn erwartungsvoll an.
»Anja, ich kann es nicht erklären. Ich bin da reingestolpert, ehrlich. Ich wollte es nicht. Ich bin niemals mit dem Vorsatz von zu Hause weggefahren, dass ich jetzt meine Frau betrüge, mir ein paar schöne Tage außerhalb mache!«
»Wie konnte es dann soweit kommen?«
Wieder rieb er sich die Augen. Er war müde, so müde. Wahrscheinlich hatte er noch schlechter geschlafen als Clarissa, die sich mit Valium und Cognac irgendwie in den Schlaf weinte.
»Ich weiß es nicht, Anja. Sie war plötzlich da. Sie wollte mich. Sie ist das ganz gezielt angegangen. Und natürlich habe ich es auch gemerkt. Ich habe mich darüber gefreut, ich fühlte mich geschmeichelt. Natürlich wusste ich, dass es nicht richtig ist, aber ich konnte mich dagegen irgendwie nicht wehren.«
»Klar, so läuft das immer.«
»Weißt du Anja, zuerst dachte ich, es ist nur ein Essen mit ihr, was kann daran schon schlimm sein? Wir essen zusammen und dann geht jeder seiner Wege. Aber aus dem Essen wurde mehr.« Er seufzte.
»Hast du dabei nicht an Clarissa gedacht? Wie würdest du dich fühlen, wenn es umgekehrt laufen würde?«
»Ich würde sterben. Clarissa würde so was aber nicht tun.«
»Nein, das würde sie nicht. Aber ich dachte von dir auch immer, dass du so etwas nicht tun würdest. Und sie übrigens auch.«
Er sah ihr direkt in die Augen und Anja wusste, er war ehrlich zu ihr. Er hatte nichts mehr zu verlieren.
»Anja, vielleicht hat Clarissa recht und ich befinde mich mitten in einer Midlife-Crisis, ich habe keine Ahnung. Ich habe ständig an Clarissa gedacht und ich dachte auch immer, wie schlimm es wäre, wenn sie es erfahren würde. Aber Hannover ist so weit weg und es musste schon ein dummer Zufall sein, dass sie es erfahren würde.«
»Dabei war es nur deine eigene Blödheit.«
Er nickte. »So was kalkulieren wir Männer in solchen Sachen wohl nicht mit ein«, sagte er und er versuchte ein schwaches Lächeln. »Wir halten uns wahrscheinlich für unglaublich schlau, wenn wir so was machen.« Er seufzte erneut. »Weißt du Anja, sie war da, sie wollte mich unbedingt haben und sie hat sich wirklich mächtig angestrengt, um mich zu kriegen. Ich fühlte mich geschmeichelt und bin voll in die Falle getappt.«
»Das macht es nicht besser. Man kann immer nein sagen. Ihr Männer könnt das übrigens auch.«
Er starrte auf den Boden.
»Clarissa liebt dich über alles, du
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