Mit Haut und Haar (German Edition)
verzeiht?«
»Es wird dich viel Arbeit kosten Daniel und ich bin mir nicht sicher.«
»Ich würde im Moment alles tun.«
Anja erhob sich. »Dann fang frühzeitig damit an. Mensch Daniel, ich könnte dich ohrfeigen, wirklich ...«
»Ich könnte mich selbst ohrfeigen.«
»Wenn es für mich etwas gab, worauf ich geschworen habe, Daniel, dann war es eure Ehe. Ihr seid immer wie eine Mauer gewesen. Nichts, was von außen kam, hätte diese Mauer durchdringen können. Und plötzlich zeigt sich, dass diese Mauer voller Risse ist. Und du bist der, der diese Risse verursacht hat. Versuch sie wieder zu reparieren, diese Mauer. Ich kann es nicht ertragen, wenn ich meine beste Freundin so traurig sehen muss. Sie ist total am Ende.«
»Glaubst du, sie wird mich verlassen?«
Anja setzte sich wieder. »Das kann ich dir nicht sagen, Daniel, sie denkt noch nach. Und wenn ich du wäre, würde ich sie nicht unterschätzen. Clarissa ist stark, sie kennt ihre Rechte, sie weiß was ihr zusteht. Aber wenn sie sich dazu entschließen sollte, bei dir zu bleiben, Daniel, dann hoffe ich dass du es zu schätzen weißt. Dann solltest du alles tun um sie wieder glücklich zu machen. Und du solltest höllisch aufpassen, dass du nie wieder einen solchen Fehler machst. Nie wieder!«
Anja knallte die Tür hinter sich zu und ging wieder nach unten zu Clarissa in die Küche. Clarissa saß am Küchentisch und drehte die Cognacflasche in den Händen, deren Inhalt verdächtig abgenommen hatte, seit Anja nach oben gegangen war.
»Und?« fragte sie lallend. »Was hat er gesagt? Ist er stolz auf sich, ja? Mensch, er bringt es noch, er kriegt noch junge Frauen in sein Bett! Was für ein toller Hecht!«
Anja griff nach der Cognacflasche und leerte den Inhalt in der Spüle aus.
»Was denkst du wohl was das ändert?« fragte Clarissa mit leeren Augen. »Davon haben wir noch ganz viele. Mein Mann hat nämlich einen tollen Job und er kriegt jedes Jahr Cognac zu Weihnachten geschenkt. Den Guten natürlich ...«
»Du hörst jetzt auf zu trinken«, sagte Anja energisch und setzte sich Clarissa gegenüber. »Damit machst du nichts besser. Verlass ihn oder bleib bei ihm, aber hör auf zu trinken!«
»Ich kann ihn nicht verlassen«, heulte Clarissa los und stürzte ihrer Freundin in die Arme. »Ich kann nicht, ich kann nicht! Ich liebe diesen Idioten, wie soll ich denn leben ohne ihn? Und warum? Ich kann es mir gar nicht vorstellen wie es wäre, ohne ihn zu sein!« Anja streichelte Clarissa über den Kopf und drückte sie an sich.
»Dann rede mit ihm«, sagte sie leise. »Versuch ihm zu verzeihen.«
»Das kann ich nicht!«
»Eines von beidem wirst du aber können müssen, denn so kannst du nicht weiterleben, er auch nicht und was glaubst du wohl wie das für eure Kinder ist?«
»Warum hat er mir das nur angetan?« heulte sie. »Warum?«
»Das weiß er selbst nicht so genau.« Anja atmete tief durch. Eigentlich war sie immer diejenige, die sich im totalen Gefühlschaos befand und Clarissa die Frau an ihrer Seite, die Lösungen fand und für alles einen Plan hatte.
»Clarissa, siebzehn Jahre lang warst du glücklich mit ihm. Siebzehn Jahre lang hast du niemals an ihm gezweifelt. Ihr habt zwei Kinder miteinander. Ihr habt schon alle möglichen Krisen hinter euch gebracht. Erinnere dich an all das. Wirfst du das weg, weil Daniel einen Fehler gemacht hat? Einen großen Fehler, den niemand mehr bereut als er?«
»Wenn ich ihm jetzt verzeihe, dann wird er das doch wieder tun«, heulte Clarissa. »Sobald die Sache vergessen ist, findet sich bestimmt die nächste Schlampe!«
»Das glaube ich nicht, Clarissa. Ich glaube, er hat aus diesem Fehler gelernt.«
Clarissa griff nach der Kaffeetasse und warf sie vor Zorn auf den Boden. »Was denken diese Idioten sich eigentlich? Da heiratet man sie, kriegt Kinder von ihnen, hält ihnen das Haus sauber, zieht die Brut groß, verzichtet auf sein eigenes Leben, auf die eigene Weiterentwicklung, und was tun sie? Sie lassen sich von irgendeiner Schlampe das Hirn rausvögeln und nach Hause kommen sie dann, wenn sie Hunger haben oder frische Wäsche brauchen!«
»Naja, ganz so ist das sicher nicht«, sagte Anja.
»Doch, genauso ist es!« heulte Clarissa und warf die zweite Tasse, die auf dem Tisch gestanden hatte, in ihrer Wut auch noch auf den Boden. Anja hielt sie nicht davon ab. Wut war okay. Wut war besser als die Verzweiflung und die Hilflosigkeit, die Clarissa bisher empfunden hatte.
»Man fühlt sich irgendwann,
Weitere Kostenlose Bücher