Mit Haut und Haar (German Edition)
Diese Tussi hat sein Selbstvertrauen gestärkt. Er konnte sich damit beweisen dass er immer noch ein toller Hecht ist. Dass du ihn liebst, daran ist er gewöhnt. Dass du ihn mit all seinen Fehlerchen liebst, das ist ihm klar. Aber mit dieser Anita, das war was Neues und er musste sich beweisen, dass er noch Pfeffer hat, da wette ich mit dir. Bei dir ist das was anderes.«
»Das macht die Sache nicht weniger schlimm.«
Anja nickte wieder. »Das weiß ich. Aber wenn man versucht ganz neutral zu sein, dann macht es die Sache verständlich. Trotzdem ist sie hundsmiserabel und ich möchte nicht in deiner Haut stecken, denn ich weiß aus Erfahrung, dass das ein schrecklicher Schmerz ist.«
Clarissa schnäuzte sich erneut und schenkte sich eine neue Tasse Kaffee ein. Zusätzlich kippte sie ein Glas Cognac dazu.
»Vom Alkohol solltest du die Finger lassen«, sagte Anja. »Gerade jetzt, in dieser Situation.«
»Ich scheiß drauf«, sagte Clarissa.
Anja bemühte sich um ein Lächeln.
»Clarissa, wenn Daniel ein Riesenidiot wäre, der dich schlecht behandelt und der noch nie Rücksicht auf dich und deine Gefühle genommen hätte, dann wäre ich die erste, die sagen würde, du sollst ihn verlassen, aber dann hätte ich dir etwas in der Art auch schon vorher gesagt. Aber ich glaube tatsächlich, dass er in diese Sache einfach so reingeschlittert ist, so wie er es sagt. Ich glaube, wenn er dich und die Kinder verlieren würde, das wäre das Schlimmste was ihm passieren könnte.«
»Und wenn ich jetzt bei ihm bleibe, dann denkt er doch jedes Mal wenn er mit mir Sex hat an die Andere, glaubst du nicht? Oder ich muss an sie denken, das ist unvorstellbar.«
»Ich glaube, wenn er die Möglichkeit bekäme, jetzt mit dir zu schlafen würdest du merken, dass er tatsächlich mit dir schläft und nicht mit der anderen. Du würdest wahrscheinlich eher an die andere Frau denken als er.«
Anja legte beschwörend ihre Hand auf den Arm ihrer Freundin. »Clarissa, du musst alleine entscheiden was du nun tun wirst, aber lass dir mit dieser Entscheidung Zeit. Überstürze nichts. Fang wieder an, was für dich zu tun. Geh ins Solarium, das hast du früher regelmäßig gemacht, mach wieder Sauna, male wieder, fang wieder mit deinen Tonskulpturen an.«
»Und du glaubst, das ändert was?«
Anja nickte. »Ja, das ändert ganz viel. Du musst versuchen, den Fokus wieder auf dich selbst zu lenken. Was ist mit deiner Malerei und deinen Töpferarbeiten? Warum hast du damit aufgehört?«
Clarissa zuckte mit den Schultern. »Das ändert doch alles nichts«, sagte sie leise.
»Doch, das ändert ganz viel. Wenn du wieder mehr an dich denkst und wenn du wieder künstlerisch tätig wirst, Clarissa, so wie ich dich von früher her kenne, wirst du auch zu dir selbst wieder eine ganz andere Einstellung bekommen. Du fühlst dich jetzt wertlos, nicht nur weil Daniel dich betrogen hat. Auch, weil du dich selbst nicht mehr für interessant hältst. Mach dich doch erst mal wieder für dich selbst interessant!«
»Wie könnte ich ihm das jemals verzeihen?« weinte Clarissa. »Ich quäle mich in diesem Scheiß-Fitnesscenter herum, und was habe ich davon?«
Anja zuckte mit den Schultern.
»Das habe ich auch nie verstanden, warum du das machst, denn du hast es immer gehasst. Lass es sein. Mache ab jetzt nur noch Dinge die dich zufrieden stellen und höre auf Dinge zu tun, damit dein Mann zufrieden ist. Befasse dich erst mal wieder mit dir selbst, mit Dingen die dir Freude bereiten und werde dir in Ruhe darüber klar was du willst. Verlassen kannst du ihn immer noch, das kannst du auch nächstes Jahr noch tun. Oder nächste Woche, wenn du bis dahin weißt was du möchtest und wie es für dich weitergehen soll. Bis dahin rate ich dir, nicht überstürzt zu handeln.«
Anja stand auf und nahm Clarissa in den Arm.
»Ich kenne euch beide so lange«, sagte sie. »Du bist meine beste Freundin und ich liebe dich wie eine Schwester. Ich versuche einfach nur neutral zu sein, ich will dich nicht aufhetzen. Mir liegt es am Herzen, dass sich das zwischen euch wieder regelt. Auf die eine oder andere Art. Verstehst du?«
Clarissa nickte, wortlos, aber leise weinend.
Anja schnaufte.
»Und jetzt werde ich mal nach oben gehen zu diesem Vollidioten und ihm mal sagen was ich von ihm halte.«
Sie hatte sich bereits erhoben. Unter normalen Umständen hätte Clarissa alles getan um ihre Freundin aufzuhalten, denn Daniel zu sagen, dass man ihn für einen Vollidioten hielt, kam
Weitere Kostenlose Bücher