Mit Haut und Haar (German Edition)
umziehen.«
»Umziehen? Und unser Haus?«
Er nickte, schien zu überlegen wie er ihr all die Neuigkeiten mitteilen sollte. Zündete sich nervös eine Zigarette an.
»Also, ich bin jetzt stellvertretender Geschäftsführer. Ich hab einfach rumgefragt und angegeben, dass ich mich verändern möchte, dass ich in meiner jetzigen Firma keine Aufstiegsmöglichkeiten mehr sehe und man hat mir eine Stelle als Geschäftsführer angeboten. Keine Stellvertretung mehr, sondern alleiniger Geschäftsführer. Und zwar von einer Softwarefirma, die ihren Sitz in Berlin hat, allerdings eine Zweigstelle in Köln. Die soll ich übernehmen. Ich müsste allerdings auch hier und da mal nach Berlin pendeln, so wie es jetzt auch ist, nur dass ich nun schon seit Jahren immer mal zwischen Frankfurt und Hannover hin und her pendeln muss.«
»Und das ist ein sicherer Job?« Daniel nickte. »Ja, das ist ein sicherer Job. Die Firma existiert schon lange. Die Geschäftsberichte sehen super aus. Die Umsätze sind nicht zurückgegangen, wie bei vielen anderen Firmen. Sie steigen langsam, aber sie schwanken nicht und sie steigen stetig. Es sieht sehr gut aus. Ich wäre dort Geschäftsführer und das ist nicht nur ein beruflicher Aufstieg, ich würde mich auch finanziell sehr verbessern.«
»Was heißt das im Klartext?« »Siebentausend Euro netto im Monat. Und ein Haus am Stadtrand, das normalerweise für 2000 Euro im Monat vermietet wird, aber wir zahlen nur 1000 Euro Kaltmiete dafür.«
Clarissa schossen tausend Gedanken durch den Kopf. Die Kinder würden nicht umziehen wollen. Sie müsste ihre beste Freundin Anja zurücklassen. Und Patrizia!
»Und du denkst, es ist unumgänglich?«
Er nickte.
»Ja. Unsere Firma schafft es vielleicht noch ein halbes Jahr, dann fangen wir an, Mitarbeiter zu entlassen, falls sich nichts bessert. Es wird schon diskutiert, wer zuerst gehen wird. Und natürlich wird insbesondere meine Stelle diskutiert. Ein Unternehmen, das kurz vor der Pleite steht, mit zwei Geschäftsführern … die meisten Kollegen halten meine Stelle für überflüssig. Der Inhaber ist der Meinung, der erste Geschäftsführer könnte meinen Job auch noch mit übernehmen. Eine Besserung ist nicht in Sicht, da müsste ein Wunder geschehen und daran glaube ich nicht. Und irgendwann ist Schluss. Ich mag nicht warten bis ich auf der Straße stehe, denn dann werde ich alles nehmen müssen, was man mir anbietet und das könnte auch sein, die Bahnhofsklos zu putzen. Du kennst die derzeitige Lage am Arbeitsmarkt, ich wäre nicht der Einzige mit guten Qualifikationen und langjähriger Berufserfahrung, der keinen Job mehr findet.«
»Ja, dann ist das alles wohl sowieso keine Frage. Ob es mir passt oder nicht, unter diesen Umständen verbietet sich wohl jede Diskussion.«
»Nein, so ist es nicht, Clarissa. Denn ich werde das Angebot nur annehmen, wenn du einverstanden bist, denn wir müssen wie gesagt nach Köln umziehen. Und ich werde mich in der ersten Zeit sehr intensiv in diese Firma einarbeiten müssen, es wird mir nicht viel Zeit für euch bleiben. Aber auch das geht vorbei. Hauptsächlich hatte ich Bedenken, dass du vielleicht nicht umziehen möchtest.«
»Ich möchte auch nicht umziehen, Daniel. Und ich möchte es auch den Kindern nicht antun. Gibt es denn keine andere Möglichkeit?«
Daniel seufzte. »Wohl kaum. Ich habe monatelang überlegt. Gesucht. Und sogar Bewerbungen geschrieben für Positionen, die innerhalb von Frankfurt zu vergeben waren. Aber weißt du, wenn man mal eine bestimmte Karriereposition erreicht hat, wird es schwer, wieder was Neues zu finden.« Erneut seufzte er. »Es ist wie verhext. Die Stellen als Geschäftsführer werden nicht einfach so vergeben. Die erarbeitet man sich über die Jahre hinweg, so wie es bei mir der Fall war. Oder der Inhaber ist Geschäftsführer. Oder es gibt bereits einen Geschäftsführer. Der stellt jedenfalls dann niemanden wie mich ein, denn ich habe viel Erfahrung und stelle Konkurrenz dar, auch wenn man mich in einer niedrigeren Position einstellen würde. Jeder Geschäftsführer hätte Bedenken, dass ich ihm eines Tages das Wasser abgraben werde, ist normal. Aus einem laufenden Projekt jedoch in ein anderes, laufendes Projekt einzusteigen, das ist einfacher.«
»Was soll aus unserem Haus werden?«
»Ach Clarissa, es ist eine Immobilie, und so was sollte man behalten. Immerhin würden wir in Köln auch in einem Haus leben, aber zur Miete. Wir könnten unser Haus hier auch vermieten.
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