Mit Haut und Haar (German Edition)
bist?«
»Nein«, sagte er. »Ich verstehe auch, dass du verbittert bist, aber so habe ich nie gedacht, glaube mir bitte. Denkst du etwa, ich hätte mich wohl gefühlt bei der ganzen Sache? Ich hatte immer ein schlechtes Gewissen, ich habe mich immer mies gefühlt dabei.«
Clarissa schnaufte. »Das mit dem schlechten Gewissen, das ist so eine Sache, Daniel, denn bei euch Männern scheinen die Schwänze trotzdem immer noch zu funktionieren, auch wenn ihr ein schlechtes Gewissen habt. Hast du wenigstens Kondome benutzt, wenn du sie gevögelt hast?«
Daniel zuckte zusammen. Clarissa traf es wie ein Faustschlag.
»Du hast keine Kondome benutzt? Bist du wahnsinnig?«
»Sie ist gesund«, stieß er hervor. »Und du weißt, dass ich mit Kondomen nicht kann!«
»Du bist von dieser Frau gestiegen, nach Hause gefahren und zu mir gekommen? Du bist so ekelhaft, Daniel, so ekelhaft!«
Clarissa erhob sich.
»Wo gehst du hin?« fragte Daniel.
»Ich nehme den nächsten Zug und fahre nach Hause.«
»Jetzt fährt doch gar keiner mehr.«
»Das ist mir scheißegal! Mit dir in einem Zimmer zu bleiben, ausgerechnet heute, da müsste ich nur kotzen!«
»Bitte bleib hier und lass uns reden«, sagte Daniel leise.
»Über was denn? Willst du mir erzählen, wie toll du dich im Bett mit ihr amüsiert hast? Weißt du Daniel, wenn du dich neben mich legst, hast du entweder ein Buch in der Hand oder du schaust noch fern oder du rauchst angestrengt. Immer sieht man dir an, dass du müde bist und eigentlich nicht viel Lust hast auf Sex. Aber ich verstehe das auch. Wenn man so einen jungen Braten haben kann, dann nimmt man keine ausgedörrte Wurst, nicht wahr?«
»Das ist überhaupt nicht wahr und du bist eine sehr attraktive Frau.«
»Warum gehst du dann fremd, wenn du so denkst?«
Inzwischen hatte die Verzweiflung sie wieder übermannt und Clarissa sank kraftlos in den Sessel.
»Clarissa, ich weiß nicht welcher Teufel mich da geritten hat. Vielleicht war es so eine Art Midlife-Crisis.«
»Und jetzt erzählst du mir gleich, dass du sie nie geliebt hast, dass du immer nur mich geliebt hast und dass es nie wieder vorkommt, was?« Sie wischte sich die Tränen aus den Augen. »Daniel, das ist so billig, das ist ja wie in einem schlechten Film.«
»Ich weiß.« Er stand auf und lief nervös durch das Zimmer. »Clarissa, ich kann dir dazu nicht viel sagen. Ich bin ein Esel. Ein Riesenesel. Es tut mir furchtbar leid, ich würde es so gerne rückgängig machen wenn ich könnte!«
Clarissa schwieg und starrte auf das zerwühlte Bett.
»Wer ist sie überhaupt?«
»Sie ist die Sekretärin von Herrn Beckmann.«
»Aha. Hat sich gleich mal den Partner von Beckmann geschnappt. Und wann wollte sie mein Haus übernehmen? Ich nehme mal an, an den Kindern hatte sie nur wenig Interesse, die machen Arbeit.«
»So weit wäre es nie gekommen, Clarissa, glaub mir.«
Clarissa lachte bitter. »Klar, weil du immer nur mich geliebt hast, nicht wahr? Und mit ihr war das nur etwas Körperliches. Lass mich mal raten, du hast dich einsam gefühlt, ganz schrecklich einsam. Und dann kam sie und hat dich verführt, mit allen Tricks und du warst total machtlos. Und ständig geplagt von einem schlechten Gewissen mir gegenüber, was? Und wahrscheinlich erwartest du jetzt von mir sogar noch Verständnis dafür, weil du es so schwer hast, was?«
Daniel schüttelte den Kopf. »Ich bin ein Vollidiot. Es tut mir leid. Mehr kann ich dir nicht sagen. Ich wünschte, du hättest das niemals herausgefunden.«
»Klar, denn jetzt ist die Sache ja beendet, nicht? Hätte ich es nicht herausgefunden, wie lange wäre es noch weiter gegangen?«
Er zuckte mit den Schultern. »Ich wusste nicht, wie ich da wieder rauskommen sollte.«
»Oh«, sagte Clarissa. »Aber warum hast du denn nicht mit mir gesprochen? Du weißt doch, dass du über alle deine Probleme mit mir reden kannst!« Sie lachte, und erschrak selbst über den Klang ihres Lachens. Es war heiser, es klang böse. Es war ein Lachen, das Daniel Gänsehaut verursachte und ihn erschauern ließ.
»Werde bitte nicht sarkastisch, Clarissa, ich fühle mich schlecht genug.«
»Ich fahre jetzt nach Hause, Daniel.«
»Was wirst du jetzt unternehmen?«
Verächtlich musterte sie ihn von oben bis unten.
»Keine Ahnung. Vielleicht klage ich dich aus dem Haus raus, denn das werde ich natürlich behalten. Und die Kinder bleiben auch bei mir. Und ich werde mir jeden Cent von dir holen, den man mir vor Gericht zusprechen wird.
Weitere Kostenlose Bücher