Mit Haut und Haaren
Beschreibung.«
»Sie sind rund, nicht sehr groß … aber größer
als die von Gwenny.«
»Und deine Warzenhöfe, Lieke, was kannst du mir über die sagen?«
Sie weicht einen Schritt zurück, zu ihrem Pferd.
»Tut mir leid, ich weiß es nicht. Ich fand das Gespräch interessant,
und ich hab viel dabei gelernt, aber jetzt muss ich wirklich zu meinem Pferd.«
»Fändest du es schön, wenn ein großer, steifer Schwanz langsam über deine
Brustwarzen streichen würde?«
Sie steht vor der Box. Der Kopf ihres Pferdes ragt über ihr empor. Ein
Stillleben.
[635] »Ich weiß es nicht, echt nicht. Kommt darauf an: von wem er wäre,
auf den Moment und meine Stimmung. Wenn ich grad viel zu tun hätte, dann lieber
nicht.«
»Hast du viel zu tun?«
»Ja, irgendwie schon. Ich hab morgen ein Turnier.«
»Erregt es dich, wenn ich ›Schwanz‹ sage?«
»Ich weiß nicht. Doch, vielleicht. Wenn Sie’s sagen, schon.«
»Was für ein Wort macht dich geil? Was ist
ein erregendes Wort?«
»Ich versteh nicht so viel von Ökonomie, Meneer Oberstein.«
Sie schaut zu Boden.
»Jeder kann etwas über Ökonomie lernen. Hättest du dem Barmann auch deine
Möse gezeigt?«
»Dem Barmann?«
»Dem Barmann, ja, in dem Club. Der dir gratis was zu trinken gegeben
hat als Gegenleistung für deine Titten.«
»Ich glaub nicht.«
»Warum nicht?«
»Das hätte ich einfach nicht gemacht.«
»Titten sind also weniger wert als eine Möse? Können wir das festhalten?
Sind wir uns darüber einig?«
Sie schaut ihn an, als liege ihr die Antwort auf der Zunge und komme
ihr bloß nicht über die Lippen.
»Wenn die Brust unsere Rechnungseinheit ist, wie viele Brüste sind dann
eine Vagina?«
»Ich weiß nicht, Meneer Oberstein.«
»Schätz doch mal. Zehn?«
»Vielleicht. Ich weiß es nicht.«
[636] »Nehmen wir mal zehn an.«
Viel würde Oberstein darum geben, sich jetzt ins Heu legen zu können
und nie mehr aufzustehen.
»Hast du schon mal über mich phantasiert?«
»Wie meinen Sie das?«
»Hast du schon mal gedacht: Wie wäre es, Meneer Oberstein nackt zu sehen,
ihn zu küssen, zu erleben, wie ihn meine Titten erregen, meine rührend schiefen
Schneidezähne, mein Körper?«
»Nicht direkt.«
Er geht einen Schritt auf sie zu.
»Nicht direkt oder gar nicht?«
»Nicht direkt eben. Manchmal hab ich mich bei Ihren Vorlesungen schon
ein bisschen gelangweilt, ’tschuldigung, wenn ich das so sage, das lag nicht an
Ihnen, aber dann gingen mir komische Gedanken durch den Kopf – aber nicht, was Sie
jetzt vielleicht denken.«
»Genau«, sagt er. »Komische Gedanken. Was man so denkt, wenn man sich
langweilt, wenn das Gehirn auf Wanderschaft geht. Diese
komischen Gedanken, wie du das nennst, müssen wir ernst nehmen, erforschen, benennen,
wenn wir den Markt besser verstehen wollen zumindest. Menschen sind Maschinen mit
eingebauten Störsendern.«
Er legt das Buch vorsichtig auf den Boden. Genauso behutsam wie seine
Hände auf ihre Titten. Sie hat den Ladyshave immer noch in der Hand. Mit der Linken
wandert er erst unter ihr Jackett, zieht ihr dann die Bluse aus der Hose, wandert
unter die Bluse, bis er schließlich den Verschluss ihres BH s findet.
»Es ist nie schön, eine Wette zu verlieren«, flüstert
er.
[637] Jetzt ist Oberstein sich ganz sicher: Der junge Don Quijote sieht
ihm zu.
25
Weiter südlich, in Venray, liegt Violet auf einer Isomatte.
Mirjam wollte zu ihren Eltern, um über ihr Leben nachzudenken. Die Erklärung
ihres Liebhabers, dass er ihre Beziehung nicht mehr mit seinen Prinzipien vereinbaren
könne, ging ihr noch immer nicht aus dem Kopf.
Violet ist mitgekommen.
Sie kann nicht schlafen. Der Boden ist zu hart und die Matte zu dünn.
Sie schickt Roland eine SMS .
»Hoffentlich bist du mit deinem Buch gut vorangekommen.
Schlaf schön! Bis morgen Abend, XXX. «
26
Seit mindestens zwanzig Minuten steht Roland unter der Dusche.
Nur langsam wird ihm warm. Zuerst hatte er auf den Bus gewartet, bis er merkte,
dass der um diese Zeit nicht mehr fuhr. Dann war er nach Naaldwijk gelaufen, den
Radweg entlang. Ein gefährliches Unterfangen. Zweimal hatte ein Moped ihn nur um
Haaresbreite verfehlt. Er [638] kam sich vor wie ein Bergsteiger, der mitten im Klettern
auf einmal Zweifel am Erfolg seines Unternehmens bekommt, ob er überhaupt überlebt.
Von Naaldwijk hatte er ein Taxi nach Den Haag genommen und von dort den Nachtzug
nach Amsterdam. Im Zug hatte er gemerkt, dass das Buch im Stall
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