Mit heißer Nadel Jagd auf Kids
der Ecke saß und zahlen wollte. Von Heisung keine
Spur. Im Hintergrund entdeckte Karl zwei Türen. Eine führte zu den WCs, die
andere nach PRIVAT. Karl stellte sich an die Theke und bestellte eine Cola.
Gehörte Heisung zur Kneipe?
Oder war er nur mal verschwinden?
Computer-Karl zuzzelte, dachte
nach und wartete darauf, dass Heisung auftauchte. Aber der kam nicht.
Der Gast war gegangen. Die
beiden Typen hatten mit Streichhölzern geknobelt, tranken jetzt ihr Bier aus
und empfahlen sich. Karl bestellte als Nächstes Orangensaft, obwohl er keinen
Durst hatte. Aber sein Instinkt hielt ihn fest. Sollte er die Serviererin nach
Heisung fragen?
Ein Schatten strich am Fenster
vorbei. Karl hätte fast sein Glas umgestoßen. Rasch wandte er sich ab. Während
er — ohne auffällige Hast — zu dem Spielautomaten trat, hörte er, wie ein neuer
Gast eintrat: Wilhelm Prötl.
„Tag, Erie!“, grüßte er. „Ist
Teo da?“
„Er ist oben.“
Prötl marschierte los. Aber
Erie, die Serviererin, stoppte ihn. „Kannst nicht hoch. Er hat Besuch.
Damenbesuch!“
„Verdammt! Ich muss ihn
sprechen!“
„Ich rufe ihn. Setz’ dich und
trink’ erstmal was.“
Karl hörte, wie ein Stuhl
gerückt wurde. Verdammt! Konnte Prötl ihn von hinten erkennen? Das vielleicht
nicht. Aber von vorn bestimmt. Karl blieb keine Wahl. Er musste sich vor den
Spielautomaten postieren und ihn mit Schillingen füttern. Banknoten hatte er
genug, aber nur noch fünf Münzen. Er schob die erste in den Schlitz und
versuchte sein Glück.
Inzwischen hatte Erie den
Hausanschluss gewählt. „Chef“, sagte sie, „der Prötl ist da. Will dich
unbedingt sprechen. Soll er... Ja, gut!“ Sie legte auf. Zu Prötl sagte sie: „Er
kommt runter. Einen Roten?“
Gemeint war Rotwein. Aber Prötl
wollte Espresso.
Karl drückte auf Knöpfe. Der
Automat wirbelte seine Zahlenscheiben. Karl sah kaum hin. Er war nur noch Ohr
und hoffte, dass er unerkannt blieb. Jetzt opferte er den zweiten Schilling.
Wieder rumpelte der Automat. Aber Heisung, der Blödmann, ließ auf sich warten.
Er kam, als Karl den dritten
Schilling verspielt hatte, kam durch die Privat-Tür, aber Karl sah nicht hin.
„Tag, Wilhelm! Was ist denn?“
„Mensch, ich brauche das Zeug!“
Heisung setzte sich zu ihm.
„Ich hab’s vorhin deiner Frau gebracht. Das hatte ich versprochen.“
„Ja. Aber es war doch was
anderes. Dass du dich vertust, nützt mir nichts. Ich brauche jetzt das
Richtige.“
„Was ist los? Wilhelm, du hast
das, was ich dir gestern gab, verloren. Schön, kann vorkommen. Aber eben habe
ich deiner Frau Ersatz gebracht. Was heißt hier vertun?“
„Na, und fünf Minuten danach
hast du den dicken Jungen geschickt. Er hat — mit ‘nem schönen Gruß von dir —
das Zeug wieder abgeholt, weil es ein Irrtum wäre. Du würdest das Richtige
später bringen und...“
„Wovon redest du?“, fiel ihm
Heisung ins Wort „Was für einen Jungen meinst du?“
Stille.
Karl hatte auch seinen vierten
Schilling verspielt. Einen besaß er noch. Ohne zu spielen, konnte er nicht vor dem
Automaten stehen. Jetzt wurde es brenzlig. Und nicht mal seine Sonnenbrille
hatte er bei sich. Vielleicht hätte die ihn getarnt. „Ich habe niemanden
geschickt“, sagte Heisung.
Prötl zischte durch die Zähne,
als wollte er mit der Espresso-Maschine wetteifern.
„Teo! Ein kleiner Fettwanst!
Etwa 14, rotblond. Kein Hiesiger. Martina fand ihn nett.“
„Ph! Deine zickige Tröte. Wenn
die wen nett findet, dann... Naja, lange... Ehern!“ Er unterbrach sich
rechtzeitig. „Erie! Für mich einen Roten!“
In diesem Moment machte Karl
einen Hauptgewinn. Seeennnggg... hielten die Scheiben. Ratatatat... Münzen
prasselten heraus. Der Ausgabe-Schlund spuckte und spuckte.
„Gratuliere!“, rief Heisung.
Schließlich musste er als Wirt für Dulliöh sorgen.
Karl bedankte sich über die Schulter,
ohne kehrtzumachen. Das dünne Taschenfutter seiner Windjacke konnte die Münzen
kaum fassen. Selbstverständlich blieb er. Und weiter ging’s mit der stupiden
Beschäftigung, während Heisung seinen Roten erhielt.
Prötl verharrte in
Stillschweigen. Dachte er nach? Offenbar mit Erfolg, denn in seiner Stimme
schwang die Alarmglocke mit, als er zischelte.
„Du, Teo! Verdammt! Warum
schalte ich erst jetzt? Ich kenne den Dicken. Jahhh! Jetzt kommt’s mir.
Gestern... du, gestern speiste ich im Grand-Hotel, und an der Garderobe stand
mir der Dicke im Weg. Gedacht hätte ich mir nichts dabei. Schließlich
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