Mit Herz, Charme und Mut (German Edition)
Gewichten. Sich fit und in Form zu halten, gehörte zu seinem Job. Doch an diesem Tag brauchte er dafür ein wenig länger als sonst. Er machte Hanteltraining, konzentrierte sich auf seine Atmung, stöhnte vor Anstrengung, genoss das Brennen der Muskeln, weil das genau zu seiner Stimmung passte.
Dann schlenderte Charlie, einer seiner Arbeitskollegen, herbei, setzte sich auf einen Hocker und legte die Füße auf die Bank mit den Gewichten. Er nuckelte an einer großen, eisgekühlten Cola und machte dabei laute, nervtötende Schlürfgeräusche, die unmöglich ignoriert werden konnten.
Clay ließ die Hantel fallen, dass es krachte. „Wenn es dir nichts ausmacht. Ich kann mich dabei nicht konzentrieren!“
Neugierig zog Charlie die Augenbrauen hoch. „Ärger mit den Frauen?“
„Was? Nein!“ Clay beugte sich nach unten, um ein neues Gewicht zu stemmen.
„Hat die kleine Süße von nebenan dich wieder abblitzen lassen?“, fragte Charlie beiläufig.
Clay ließ die Gewichte wieder fallen und schaute Charlie ins Gesicht. „Nenn Sie nicht so! Es ist eine ganz schlechte Idee, sie so zu nennen!“
„Uiihh, Kennedy, krieg dich ein, Alter. Ich glaube nicht, dass sie mich gehört hat.“
Clay nahm sich sofort wieder zurück. Er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er fast die Beherrschung verloren hatte. Er hatte keine Launen! Er war der gutherzigste, bestgelaunte Kerl der Mannschaft. Er schnappte sich sein Handtuch und wischte sich über den Nacken. „Entschuldigung“, murmelte er außer Atem.
Charly schlürfte wieder mit dem Strohhalm und machte dieses irritierende Geräusch, das das Eis auf dem Boden seines Plastikbechers verursachte. Dann grinste er den finster blickenden Clay an. „Komm, erzähl Onkel Charlie, was los ist. Bevor dir noch die Muskeln platzen.“
Niedergeschlagen setzte Clay sich auf die gegenüberliegende Bank. „Ich hab was Blödes gemacht, aber das heißt nicht, dass ich wüsste, was los ist.“
„Ich glaube, du fängst deine Geschichte gerade in der Mitte an, Alter“, wies Charlie ihn zurecht.
Clay schüttelte den Kopf und holte tief Luft. „Ihr Auto hat ein Motorproblem. Es ist zwölf Jahre alt und hat sowieso schon eine Million Kilometer auf dem Tacho, aber ich weiß, dass sie ganz schön aufs Budget achten muss – sie arbeitet als Angestellte in einem Supermarkt und hat zwei Kinder. Also, ich habe sie gestern Abend nach Hause kommen hören, weil die Karre schleifende und durchdrehende Geräusche gemacht hat. Heute Morgen hatte ich mich dann entschlossen, mal einen Blick auf den Motor zu werfen, um zu sehen, ob ich da was entdecken kann. Sie kam aus ihrem Haus und ich steckte gerade mit dem Kopf unter der Kühlerhaube ihres Wagens. Das gefiel ihr nicht besonders – dass ich in ihrem Auto herumschnüffelte, ohne vorher mit ihr darüber gesprochen zu haben, ohne sie zu fragen. Aber ich dachte, ich könnte ihr helfen, einen guten Mechaniker zu finden, der preiswert arbeitet …“
„Dein Kumpel Stan?“
„Stan, ja. Für eine Freundin von mir würde er einen günstigen Freundschaftspreis machen, falls …“
Charlie richtete sich auf. „Mir hat er noch nie einen günstigen Freundschaftspreis gemacht und ich bin ebenfalls dein Freund!“
„Du bist aber keine Frau mit Kindern, die pleite ist! Stan muss auch eine Familie ernähren, weißt du? Willst du die Geschichte jetzt hören oder nicht?“
„Ja“, sagte Charlie schmollend. „Gib’s mir.“
„Ich sagte ihr, dass sie nicht mehr mit diesem Auto fahren sollte, vor allem weil es vermutlich am Getriebe liegt. Und ich bot ihr an, ihr meinen Wagen zu leihen. Aber du weißt ja, dass es für sie immer ein Riesending zu sein scheint, wenn ich ihr einen Gefallen tun will …“
„Wenn ich mich recht erinnere, hast du schon so ziemlich alles für sie gemacht, außer das Haus neu gestrichen, aber sie geht trotzdem nicht mit dir aus, falls es das ist, was du unter Riesending verstehst …“, sagte Charlie.
Clay blickte seinen Freund finster an, aber er fuhr fort. „Also schlug ich ihr vor, meinen Wagen zu benutzen, während ich Stan bitten wollte, sich ihr Auto anzusehen.“ Er schluckte. „Sie ist abgegangen wie eine Rakete. Hat mich beschuldigt, sie beherrschen und kontrollieren zu wollen.“
Charlie pfiff durch die Zähne. „Was? Du?“
Clay hängte sich das Handtuch um den Hals. „Als ich später darüber nachdachte, wurde mir bewusst, dass ich besser an ihre Tür geklopft hätte, um ihr zu sagen, dass ich den Motor
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