Mit Herz, Charme und Mut (German Edition)
heißen Sie?“, fragte sie die Frau.
„Simone“, erwiderte die Frau leise. „Ich habe niemanden“, flüsterte sie. „Nur Max.“
„Ich könnte versuchen, Hilfe für Sie zu organisieren. Unsere Organisation verfügt über ein Frauenhaus. Es ist zwar voll belegt, und wir haben schon eine Warteliste, aber ich bin mir sicher, dass sich da etwas machen lässt. Ich rufe an. Wir müssen mit der Polizei sprechen – falls man ihn über Nacht dort behält, sind Sie bis morgen zu Hause sicher.“
„Meine Mutter wohnt in Colorado, aber ich habe kein Geld.“
„Und dieses Auto? Gehört es Ihnen?“
„So ungefähr. Es gehört Max. Wir haben nur das eine Auto.“
Der Feuerwehrmann drehte sich um und sah Dory an. „Sie müssen ihr klarmachen, dass sie den Wagen nicht fahren darf, falls er nicht auf ihren Namen zugelassen ist. Autodiebstahl gilt als schweres Verbrechen und wird hart bestraft, während häusliche Gewalt beim ersten Mal nur als ein geringes Vergehen behandelt wird.“
Dory lachte bitter. „Na ja, macht das nicht überdeutlich, womit wir uns hier herumschlagen?“ Sie wandte sich an Simone. „Wären Sie bei Ihrer Mutter sicher, wenn Sie dorthin führen?“
„Ich kann nicht hin …“
„Aber falls Sie doch dorthin könnten, wären Sie und das Baby dann sicher?“
„Ich glaube schon.“ Sie hob die Achseln.
„ Wollen Sie raus aus diesem Schlamassel? Wissen Sie, es hängt von Ihnen ab. Aber der Feuerwehrmann hat recht – es wird immer schlimmer werden. Wenn Sie nichts ändern, wird es schlimmer und vielleicht wird das Baby in Mitleidenschaft gezogen.“
Die junge Frau nickte, aber ihr Kinn bebte.
Der Feuerwehrmann betrachtete Simone. „Ich klebe Ihnen ein Klammerpflaster auf die Wunde, aber sie muss genäht werden. Wenn nicht, heilt sie zwar vielleicht, aber dann bleibt auf jeden Fall eine Narbe. Sie sollten also ins Krankenhaus gehen und die Wunde anschauen lassen, denn es kann sein, dass ich nicht alles gesehen habe. Außerdem wäre es gut, das Baby untersuchen zu lassen, um ganz sicher zu sein. Der Rettungswagen ist schon auf dem Weg und …“
Simone lachte unter Tränen. „Ich habe kein Geld. Ich besitze nur ein paar Lebensmittelmarken. Und ich bin auf Bewährung – man hat mich wegen Drogenbesitzes festgenommen. Ich habe Dope für Max aufbewahrt. Für mich wird es doch nur schlimmer, wenn ich mit der Polizei und dem Krankenhaus zu tun bekomme.“
„Simone, wenn Sie einen Urintest machen müssten, wäre der dann positiv?“, fragte Dory. Wenn Simone mit Drogenabhängigen zu tun hatte, würde sie wissen, was ihre Frage bedeutete. Würde ein Urintest zeigen, dass sie etwas genommen hatte? Der Feuerwehrmann sah zu Dory auf. Sein Blick verriet Überraschung, vielleicht sogar Respekt.
Simone schüttelte den Kopf. „Kein bisschen. Nicht seit ich schwanger war.“
„Gut für Sie – Sie haben ihr Baby beschützt. Das war nicht einfach für Sie, da bin ich mir sicher. Möchten Sie, dass ich ein wenig für Sie herumtelefoniere, um herauszufinden, wie wir Sie zu Ihrer Mutter nach Colorado bringen können?“
„Können Sie das?“, fragte sie in einem verzweifelten Tonfall. „Bitte!“
„Ich kann Ihnen nichts versprechen, aber ich werde es versuchen.“ Das Baby hatte sich beruhigt. Sein Köpfchen ruhte an Dorys Schulter. Dory drückte die Kleine an sich und erhob sich. Ahhh, das Gefühl, diesen kleinen Körper so nahe bei sich zu spüren, war himmlisch. „Ich tue, was ich kann. Ich muss aber wissen, wo ich Sie erreichen kann.“
Der Feuerwehrmann erhob sich ebenfalls. „Sie und das Baby sind gleich im Valley Hospital. Ich kann jemanden vom Sozialdienst beauftragen, sie nach Hause zu bringen.“
Dory spürte eine Hand an ihrer Schulter, und als sie sich umdrehte, blickte sie in Clays Augen. Hatte er die ganze Zeit dort gestanden?
„Wir beschaffen ihre Adresse und die Telefonnummer, damit Sie sich später darum kümmern können“, sagte Clay. „In der Zwischenzeit sorgen wir dafür, dass die Polizei diesen Kerl heute Nacht bei sich behält.“
„Das wäre hilfreich“, erwiderte Dory. Sie blickte über den Babypopo hinweg auf ihre Uhr. „Ich muss noch ein paar Stunden arbeiten, bevor ich mich darum kümmern kann. Aber in unserer Organisation gibt es eine Menge freiwilliger Hilfskräfte – ich glaube, irgendwas wird uns einfallen.“ Sie lächelte Simone an. „Ich gebe nicht gerne auf. Ich heiße Dory Finn, und falls ich Sie nicht persönlich anrufe, wird die Person, die
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