Mit Herz und High Heels - Clark, B: Mit Herz und High Heels - The Overnight Socialite
dickem Treuhand-Vermögen und blaublütiger Abstammung.« Wyatt gluckste, was Lucy nur noch wütender machte.
»Also sind die beiden bloß Mitgiftjäger? Wollen sich nach oben schlafen?« Lucys Herz pochte wieder heftiger, diesmal allerdings vor Empörung. Abrupt stand sie auf und verschränkte die Arme vor der Brust. »Auf keinen Fall interessieren sie sich für mich als Menschen.«
Wyatt stellte sein Glas ab und schaute sie leicht belustigt an. »Nimm das nicht persönlich. Es ist bloß allgemein bekannt, dass Max’ Familie finanziell auf dem Zahnfleisch geht und die Fairchilds eins ihrer Kinder reich verheiraten müssen, und Theo giert danach, endlich in gewisse Kreise der Gesellschaft aufgenommen zu werden. Womöglich ist es also kein Zufall, dass beide sich gleich wie die Aasgeier auf dich gestürzt haben.«
»Und es ist vollkommen undenkbar, dass die beiden mich ganz einfach mögen könnten?«, konterte sie. » Mich attraktiv finden? Ist für dich vermutlich unvorstellbar, nehme ich an.«
»Was?« Ihre Reaktion schien ihn zu befremden. »Nein, so habe ich das doch gar nicht gemeint…«
»Ich weiß ganz genau, was du gemeint hast«, schnaubte sie. »Weißt du was, Wyatt? Du solltest lieber gehen.«
Er verdrehte leicht die Augen. »Ich will dich doch nur schützen.«
»Tja, das kannst du dir sparen. Max und Theo mögen vielleicht nicht deinen sogenannten Ansprüchen entsprechen, aber zumindest behandeln sie mich wie ihresgleichen!«
Nun stand auch Wyatt auf. »Womit du sagen willst, ich tue das nicht? Ich habe dich immer fair …«
»Wenn du mich anschaust, siehst du jemanden, den du deiner hochnäsigen Clique als eine von ihnen verkaufen willst. Verstehst du den Unterschied?«
»Du hast recht. Ich sollte lieber gehen.« Wyatt griff nach Mantel und Schal, die an der Garderobe hingen. »Danke fürs Essen. Ach ja, und das Charakter-Schlachtfest. Sollten wir bei Gelegenheit unbedingt mal wieder machen.«
Nachdem er die Tür hinter sich zugeknallt hatte, schnappte Lucy sich die beinahe leere Weinflasche und ließ sich auf dem dicken flauschigen Flokati nieder. Sie war ganz zittrig vom Herumbrüllen und weil sie sich hatte hinreißen lassen, ihrer Wut freien Lauf zu lassen. Sie musste diese Hassliebe im Keim ersticken. Aus mehreren Gründen – aber hauptsächlich, weil dieses Gefühl so erbärmlich einseitig war. Außerdem würde es mit ihnen beiden sowieso nicht funktionieren, ermahnte sie sich, und goss den letzten Rest aus der Flasche ein. Sie wollte einen Kerl, der sie in schlabberiger Trainingshose genauso liebte wie in einem Couture-Kleid. Einen Kerl, der Bier aus der Flasche trank, und nicht immer dieses grotesk überteuerte Import-Gesöff süffelte. Einen Kerl, dem die Rangers wichtiger waren als eine Auktion asiatischer Kunst bei Sotheby’s. Wyatt hatte vollkommen recht, wenn sie mit klarem Kopf darüber nachdachte – aus ähnlichen Verhältnissen zu kommen, machte die Sache doch erheblich einfacher.
Und es war ohnehin besser, sich das Leben im Augenblick nicht unnötig mit romantischen Verwicklungen zu verkomplizieren. Sie hatte zu tun. Sie durfte das jetzt nicht vermasseln. Eigentlich hatte sie vorgehabt, den Abend frei zu machen, aber nun, wo Wyatt weg war – musste sie sich wieder an die Arbeit setzen, die ihre Fahrkarte in ein selbstbestimmtes, erfolgreiches Leben sein sollte. Darum hatte sie sich doch die letzten zwei Monate als jemand ausgegeben, der sie nicht war.
Als sie sich bückte, um die Fotoalben einzusammeln, die Wyatt bei seinem überstürzten Abgang liegen gelassen hatte, hielt Lucy plötzlich mitten in der Bewegung inne und schaute auf das Foto seiner Eltern. Und guckte und starrte und stierte.
Man kann nie wissen, wann einen die Inspiration trifft wie ein Schlag mit der Keule. Hektisch stürzte sie mit dem Album in der Hand zu ihrem Skizzenblock. Schnell nahm sie einen Bleistift, und während sie ihre Idee auf das Blatt zu bannen begann, verflog augenblicklich jeder Gedanke an Wyatt.
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WYATTS AUFZEICHNUNGEN:
Kampffische spreizen die Kiemendeckel – Opercula, so die wissenschaftliche Bezeichnung -, um Konkurrenten zu beeindrucken und Weibchen anzulocken. Park-Avenue-Prinzessinnen verhalten sich ähnlich eigenartig wie Kampffische; jede Woche verbringen sie Stunden vor dem Spiegel und geben Hunderte von Dollar dafür aus, sich die Haare möglichst voluminös frisieren zu lassen. Sie zwängen die Füße in Zwölf-Zentimeter-Stilettos. Und das alles zu dem Zweck, so
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