Mit Herz und High Heels - Clark, B: Mit Herz und High Heels - The Overnight Socialite
Sonntag – hatte Cornelias persönliche Assistentin online ein bisschen herumgeschnüffelt, um ein diskriminierendes Foto der namenlosen Kellnerin zu finden, die durch Nolas Laufsteg gekracht war – das nun in dem braunen Umschlag steckte. Cornelia hatte immer schon den unbestimmten Verdacht, dass Lucy ihr irgendwie bekannt vorkam, und nun wusste sie auch warum. Man musste sich das Foto zwar mit einer Lupe anschauen, um die Frau eindeutig identifizieren zu können, aber Cornelia war sich sicher, genau das würden die Leser von Townhouse auch tun.
Vorsichtig rutschte sie auf den verschlissenen, aufgeplatzten Kunstlederbezug einer der halbrunden Sitzbänke im Midway Diner und rümpfte ihr Fünfzigtausend-Dollar-Näschen, als ihr der aufdringliche Geruch von Ketchup und Spiegeleiern in die Nase stieg.
»Ich habe keine Zeit«, murrte Mallory Keeler, kaum dass Cornelia sich gesetzt hatte.
»Hast du denn meine SMS nicht bekommen, Schätzchen?«, fragte Cornelia. »Der Verkehr war schrecklich in Uptown.«
»Ich komme auch aus Uptown, Schätzchen.«
»Wirklich? Tja, tut mir leid«, flötete Cornelia und lächelte in der Hoffnung, dem Gespräch eine etwas freundlichere Wendung zu geben. Sie hasste Mallory zwar immer noch, weil die sie am Samstag bei dem Fototermin für Townhouse vor versammelter Mannschaft heruntergeputzt und diesen dahergelaufenen Eindringling ihr vorgezogen hatte. Es hatte sie eine Menge Überwindung gekostet, und sie hatte ihren ganzen Stolz herunterschlucken müssen, bloß um zum
Telefonhörer zu greifen und Mallorys Büro anzurufen. Aber das war die Sache wert. »Du siehst gut aus, Mal. Das Kropfband ist der Hammer.« Das Kropfband sieht zwar eher aus wie ein geschmackloses Billigteil, das sie für fünf Dollar in der Canal Street gekauft hat, dachte Cornelia, aber das Modegefühl dieser hausbackenen Redakteurin passte ohnehin in einen Fingerhut. Es wollte ihr immer noch nicht in den Kopf, dass Mallory so eng war mit Theo Galt.
»Freust du dich schon auf die Präsentation deines neuen Parfums, Cornelia? Wie ich höre, wird dein Gesicht auf den Reklametafeln am Times Square plakatiert, absolut unübersehbar.«
»Ich weiß. Unglaublich, was? Und in die Geschenktütchen für den Fashion Forum Ball kommt je ein Probefläschchen.«
»Hörte ich, hörte ich. Und du überlegst, eine Realityshow zu machen?«
Cornelia nickte mit geheuchelter Bescheidenheit. »Das ist so verrückt. Ich weiß gar nicht, wie das alles kommt, weißt du? Gerade noch knipst Patrick mich bei einer Party, und im nächsten Moment bin ich, ich weiß nicht, eine Marke .«
»Frag doch mal Daphne, deine PR-Tante«, meinte Mallory mit ausdrucksloser Miene. »Die kann dir vermutlich erklären, wie das gekommen ist.«
Diese Zicke! Es war einfach das Letzte, wenn kleine Mauerblümchen ihren Neid nicht im Griff hatten, aber das zog sich ohnehin wie ein roter Faden durch Cornelias Leben.
Eine Kellnerin mit einer alarmierenden Anzahl von Piercings im Gesicht erschien wie aus dem Nichts an ihrem Tisch, den Bestellblock in der Hand. »Noch’nen Kaffee?«, fragte sie, und Mallory nickte. »Und was bekommst du?«
»Haben Sie Espresso?«
»Sieht das hier aus wie Starbucks?«, fragte die Kellnerin und lispelte um den riesigen Fremdkörper herum, der ihre Zunge durchbohrte, wofür sie vermutlich auch noch Geld bezahlt hatte.
»Ich nehme eine halbe Grapefruit.« Es fuchste Cornelia, dass die Kellnerin sie offensichtlich nicht erkannt hatte, aber das würde sich bald ändern. Für den Bruchteil einer Sekunde, als sie ihr eigenes Silberbesteck aus der Vuitton-Einkaufstasche zog und der verdatterten Kellnerin ihr mitgebrachtes Porzellanschüsselchen reichte – in so einer Absteige hatte sie noch nie gegessen, und sie würde nicht im Traum daran denken, sich auf die Hygienestandards der hiesigen Spülmaschinen zu verlassen -, fragte Cornelia sich, warum ihr so viel daran lag, berühmt zu sein. Doch dieser Gedanke verflog gleich wieder, und ihre ganze Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf die anstehende Aufgabe. Sie bedachte Mallory mit einem hinterlistigen kleinen Lächeln und stützte die Ellbogen auf das gesprenkelte Linoleum der Tischplatte.
»Also, was gibt’s?« Mallory verschränkte die Arme. »Warum hast du mich herbestellt? Der Laden sieht nicht gerade aus wie dein Lieblings-Frühstückslokal.«
»Ich wollte nicht gesehen werden«, wisperte Cornelia. »Eigentlich sollte ich mich wirklich, wirklich nicht in diese Sache
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