Mit Herz und High Heels - Clark, B: Mit Herz und High Heels - The Overnight Socialite
nicht ins Büro?«
»Die Arbeit kann warten«, meinte er entschlossen und setzte sich auf. »Arbeit ist schließlich nicht das Wichtigste im Leben, oder?« Damit drückte er ihr einen Kuss auf die Stirn und schwang dann die Beine aus dem Bett. »So, und du bleibst, wo du bist. Heute Morgen kommt das Frühstück zu dir.«
Ein weiteres dickes Plus für Parker, das ihn nur noch liebenswerter machte, dachte Fernanda, als sie sich wieder in die Decke kuschelte. Er war in der Bank so weit oben in der Hierarchie, dass er nicht mehr ständig seine Nase zeigen oder sich von seinem Chef über die Schulter schauen lassen musste. Er konnte sich ein bisschen Laissez-faire durchaus leisten. Nicht wie die Junior-Investmentbanker, mit denen sie bisher ausgegangen war, die am liebsten im Büro Windeln getragen hätten, um während der Arbeitszeit keine Zeit mit Toilettengängen zu verschwenden. Parker schien die ganze Arbeiten-um-zu-leben-Geschichte rauszuhaben.
Dass er ganze zwanzig Jahre älter war als sie, schien Fernanda nur ein zusätzliches Verkaufsargument, genauso wie
die Tatsache, dass er nicht gerade im landläufigen Sinne »gut aussehend« war. Obwohl sie ihn zum Anbeißen süß fand, war Parker für den Rest der Welt einfach bloß ein stämmiger, haariger, o-beiniger Kerl. Er hatte ein markantes Gesicht, wie ihre Mutter sich ausdrückte, aber so markant wie eine Comic-Figur: Knubbelnase, breites, zahnreiches Grinsen, die Augen ein bisschen zu weit auseinander. Fernanda war eindeutig die hübschere von beiden, was ihr nur recht sein konnte. Das hieß nämlich, dass sie die Fältchen und Linien, die ihre Kosmetikerin beim besten Willen nicht mehr verschwinden lassen konnte, nicht ganz so sehr störten. Bei Parker fühlte sie sich jung und begehrenswert.
»Du verwöhnst mich, Park«, rief sie ihm nach und stützte sich auf die Ellbogen. »Womit habe ich diese königliche Sonderbehandlung denn verdient?«
»Da fragst du noch?«, rief er aus der Küche zurück.
Das Glück überlief sie in einer derart gewaltigen Woge, dass es in ihrer Brust zog. Streng ermahnte sich Fernanda, sich nicht zu sehr hineinzusteigern. Noch war sie nicht verheiratet. Es konnte immer noch Komplikationen geben. Schließlich waren noch überall Spuren seiner Ex zu sehen. Kürzlich hatte sie ein altes Fläschchen Wimperntusche im Badezimmerschrank gefunden, und einmal sogar einige verirrte Tampons in einer der Schubladen. Auf der Hälfte der Post, die in Parkers Briefkasten landete, stand noch der Name seiner Exfrau.
Aber es fiel ihr wirklich schwer, nicht wenigstens ein kleines bisschen aufgeregt zu sein. Inzwischen hatte sie die meisten seiner Freunde kennengelernt, und die schienen sie tatsächlich zu mögen. Er hatte ihre Mutter um den Finger gewickelt, was nicht sehr schwer gewesen war, und gab sich große Mühe, Max etwas besser kennenzulernen. Sie hatte ihm geholfen, sich in seiner schnuckeligen neuen Wohnung
in Tribeca häuslich einzurichten – wobei sie insgeheim schon ihre triumphale Rückkehr nach Uptown geplant hatte, wo sie von Rechts wegen hingehörten.
Schon vor ihrem Gespräch am Vorabend war die Versuchung, St. James anzurufen – anonym, natürlich – und sich zu erkundigen, ob es dort im kommenden Herbst noch einen freien Samstagstermin für eine Trauung gab, einfach zu groß gewesen. Sie hatte sich gerade noch beherrschen können, nicht schon Hochzeitskleider bei Vera Wang anzuprobieren, aber es hatte sie einige Mühe gekostet. Sollte er ihr einen Antrag machen, könnte sie binnen einer Woche alles bis ins Letzte organisieren, sogar bis hin zu der Schrift auf den mit Fernanda & Parker bedruckten Streichholzschachteln. Träge torkelte sie aus dem Bett, tappte nackt durchs Zimmer und nahm ihr Blackberry aus der Handtasche. Nun trennte sie nur noch ein Anruf bei ihrem Chef von einem perfekten Tag mit Parker. Also lieber so schnell wie möglich hinter sich bringen – vorzugsweise jetzt, wo sie ihm die schlechte Nachricht noch mit einer fadenscheinigen Entschuldigung auf die Mailbox sprechen konnte.
Fünf entgangene Anrufe. Vier von Cornelia – ihre Freundin hatte die Angewohnheit, so lange anzuklingeln, bis Fernanda sich irgendwann meldete – und einer von ihrer Mutter. Aber zuerst war ihr Chef dran. Zum Glück erwischte sie nur seine Mailbox. »Martin, hier ist Fernanda. Tut mir leid, aber mir geht es heute nicht so gut, und ich glaube, ich kann leider nicht zur Arbeit kommen.« Ihre Stimme klang noch ganz belegt, so als
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