Mit Herz und High Heels - Clark, B: Mit Herz und High Heels - The Overnight Socialite
Liebenswürdigkeit für Lucy ein sicherer Hafen gegen die Stürme und Böen von Wyatts ständigen strengen Anforderungen geworden. Die beiden Frauen hatten sich rasch angefreundet. Eloise verfügte über eine ordentliche Portion gesunden Menschenverstand und war äußerst stilsicher, aber sehr viel offener und herzlicher als Lucy zunächst angenommen hatte. Lucy hatte ihr längst ihre wahre Lebensgeschichte anvertraut: dass sie, sehr zu ihrem Leidwesen, als Tochter von Rita, der promiverrückten Fingernagelstylistin, aufgewachsen war, bis hin zu ihrem Versuch, in Manhattan den großen Durchbruch
zu schaffen, und Eloise ihrerseits hatte ihr anvertraut, wie sehr ihre Beziehung zu Trip sie frustrierte, den sie zwar vergötterte, der aber ungefähr genauso wahrscheinlich um ihre Hand anhalten würde wie seine Eminenz, der Kardinal von New York. Wäre Eloise an diesem Abend nicht dabei, wäre Lucy, davon war sie fest überzeugt, zu einem kleinen armseligen Häufchen violetter Seide zusammengeschrumpft – vor allem, nachdem sie Wyatts Mutter entdeckt hatte, die so hoheitlich wirkte, dass Queen Elizabeth neben ihr ausgesehen hätte wie Sharon Ozbourne. Lucy hatte sie anhand der Familienfotos erkannt, die in Wyatts Arbeitszimmer an den Wänden hingen.
»Bleib ganz locker«, flüsterte Eloise und lächelte Lucy aufmunternd zu. »Die werden dich alle mögen, versprochen. Du brauchst dir überhaupt keine Sorgen zu machen.«
Wyatts Mutter steuerte direkt auf sie zu, um sie zu begrüßen. »Eloise, Ihr Kleid ist ein Traum.« Sie sprach sehr deutlich und etwas gedehnt. »Sie wissen einfach, was Ihnen steht.«
Eloise lächelte freundlich. »Danke, Dottie. Dies ist unsere Freundin Lucy.«
»Wie nett, Sie kennenzulernen«, sagte Dottie und reichte ihr die Hand. Ihre schneeweißen Haare trug sie in einem eleganten, betont schlichten Bob, der Lucy an ein fluffiges Baiser erinnerte. »Ich bin Wyatts Mutter.«
»Sehr freundlich, dass ich kommen durfte, Mrs. Hayes«, gab Lucy zurück und schüttelte steif die dargebotene Rechte. Wie sehr sie sich wünschte, sie wäre so locker und entspannt wie Eloise; stattdessen klang sie, als läse sie ihren Text von einem Teleprompter ab. »Ihr Haus ist wirklich, ähm, beeindruckend.« Da war es wieder, dieses ähm . Sie war heilfroh, dass Wyatt außer Hörweite war.
»Bitte, nennen Sie mich doch Dottie. Danke für das Kompliment.
Es wird gerade umgestaltet, also ist es momentan ein bisschen, wie soll ich sagen, unordentlich.«
Lucy ließ den Blick durch den Raum schweifen. Nicht mal ein kleiner Hermès-Aschenbecher war irgendwo verrückt. »Wenn Sie das als Unordnung bezeichnen, dann möchte ich nicht wissen, was Sie zu meinem Kleiderschrank sagen würden!«
Dottie lachte höflich. »Was möchten Sie trinken, meine Liebe?«
»Oh, etwas, das keine Umstände macht.«
»Nichts macht irgendwelche Umstände«, entgegnete Dottie.
In Anbetracht der Kellner, die den Raum rechts und links flankierten und nur auf ihren Einsatz warteten, stimmte das wohl tatsächlich. »Ähm, na ja, dann vielleicht einen Singapore Sling?« Ohne nachzudenken, hatte sie den ersten bunten, schirmchengeschmückten Cocktail herausposaunt, der ihr in den Kopf gekommen war, aber angesichts des offensichtlichen Unbehagens ihrer Gastgeberin hatte sie wohl etwas Falsches in den Raum trompetet.
»Einen Singapore Sling?« Ratlos verzog Dottie das Gesicht. »Tut mir leid, ich weiß nicht…«
»Oder vielleicht ein Glas Champagner?«, schlug Eloise vor.
»Oh, ja, das wäre perfekt.« Lucy seufzte erleichtert auf. »Ich trinke liebend gerne einen Champagner, wenn Sie einen dahätten.« Sie war so nervös, dass sie dumme Anfängerfehler machte. Champagner war das offizielle Getränk der besseren Gesellschaft, Dummchen! Hatte sie denn bei Nolas Party gar nichts gelernt? Aber Wyatt hatte ihr nicht gesagt, was für einen Cocktail sie vor dem Essen trinken sollte. Was er wohl noch vergessen hatte zu erwähnen?
»Natürlich. Der Kellner kommt sofort. Entschuldigen Sie mich bitte einen Moment – ich sehe gerade den Bürgermeister und seine Verlobte.« Und damit rauschte Dottie von dannen.
»Ich gehöre nicht hierher.« Lucy war das Ganze plötzlich zu viel. »Alle gucken mich dauernd so komisch an. Und die sehen alle so perfekt aus. So teuer. So …«
»Und du etwa nicht?« Dezent wies Eloise auf den großen antiken Spiegel, der an der Wand gleich neben ihnen hing. »Die Leute gucken dich an, weil du bildhübsch bist. Aber hör
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