Mit Herz und High Heels - Clark, B: Mit Herz und High Heels - The Overnight Socialite
anscheinend hatte ihm niemand klargemacht, dass dies hier eine Dinnerparty war – spürte Cornelia Wyatts warmen Körper dicht neben sich. Ein Schauer lief ihr bis hinunter in die silbergrauen Stilettos. Es ließ sich nicht leugnen – der Kerl war heiß, wenn er ihr die kalte Schulter zeigte. Geziert schlug sie die Beine über und streifte dabei mit einem Fuß – scheinbar ganz unabsichtlich – sein Bein. Es kribbelte noch mehr. Dann zog Wyatt das Bein weg.
Ich soll mich wohl ins Zeug legen , dachte Cornelia mit einem durchtriebenen kleinen Lächeln. Und wandte sich dann wieder Morgan zu und tat, als lauschte sie ihm gebannt.
Allein und verlassen saß Lucy auf der anderen Seite des Tischs, schaute Hilfe suchend zu Wyatt hinüber und wünschte sich inständig, er wäre bei ihr, würde sie sicher durch das Gespräch dirigieren und ihr mit leisen Stichwörtern und mimischen Hinweisen, die sie eigens für diesen Abend einstudiert hatten, ein wenig unter die Arme greifen. Es kam ihr vor, als sei sie mutterseelenallein in einem fremden Land gestrandet, in dem alle außer ihr ein absonderliches Kauderwelsch redeten.
»Sie kommen mir so bekannt vor!«, tönte Martha Fairchild, die auf der anderen Seite neben ihrem Sohn saß. Sie legte den Kopf schief und drückte Max dann ohne große Umschweife einfach nach hinten gegen die Stuhllehne, um das neue Mädchen genauestens unter die Lupe nehmen zu können. »Ich bin mir ganz sicher, dass wir uns schon mal irgendwo begegnet sind, aber ich weiß einfach nicht wo.«
»Sie kommen mir auch sehr bekannt vor. Und Max – Sie ebenfalls.« Den Kerl hatte sie schon mal gesehen, ganz sicher sogar. Vielleicht irgendwo in einem dieser Klatschblätter. Ja, ganz bestimmt, das musste es sein.
Max schaute sie aus himmelblauen Augen durchdringend an. »Tatsächlich? Aber ich bin mir sicher, dass ich mich an Sie erinnern würde, wenn wir uns schon mal begegnet wären …«
Moment mal, flirtet dieses Sahneschnittchen etwa mit mir? Lucy hatte schon vorhin bei der Cocktailrunde gemerkt, dass Max ihr immer wieder lange Blicke zugeworfen hatte, und er schien entzückt, neben ihr am Tisch zu sitzen. Wobei Lucy nicht so recht wusste, was ihr mehr Angst machte – dass Max sie womöglich durchschaut oder dass er ein Auge auf sie geworfen hatte. Wyatt hatte sie ausdrücklich davor gewarnt, sich heute Abend nicht zu lange mit alleinstehenden
Männern zu unterhalten, die sie eventuell näher kennenlernen wollten. »Die tun, als interessierten sie sich für dich und dein Leben«, hatte er ihr eingeschärft, »und ehe du dich’s versiehst, erklärst du ihnen den Weg nach Dayville. Weniger ist mehr.«
»Ihr Familienname war Ellis?«, erkundigte sich Martha und beugte sich wieder zu ihr herüber. »Wer sind denn Ihre Eltern, meine Liebe?«
»Meine Familie kommt aus Chicago. Womöglich kennen Sie meinen Vater, Raymond Ellis.« Lucy wiederholte wortwörtlich, was Wyatt ihr eingetrichtert hatte. Er wusste, dass der Name niemandem etwas sagen würde, aber er wusste genauso gut, dass niemand das zugeben würde. Es reichte, hatte er ihr erklärt, wenn Lucy den Anschein gab, dass Raymond Ellis jemand war, den man kennen musste.
»Aber natürlich«, flötete Martha. »Wie geht es ihm denn?«
»Ach, wie immer«, entgegnete Lucy. Vielleicht hatte Wyatt ja tatsächlich recht. »Und wo kommt ihr so her?« Hoppla. Das war ja nun mal wieder typisch Lucy-Jo-Sprech. Aber den Fairchilds schien das nicht weiter aufzufallen.
»Die Fairchild-Seite der Familie stammt aus New York. Aber meine Mutter war eine geborene Edgell.«
Lucy entging der Stolz in Marthas Stimme nicht. Man schien sich etwas darauf einbilden zu können, eine Edgell zu sein. Vielleicht mussten einige der Superreichen sich ja doch ein bisschen produzieren. »Der größte Teil meiner Familie lebt immer noch in Boston, obwohl ein Zweig in Paris beheimatet ist.«
»Paris, wie herrlich!« Wie lange hatte Lucy davon geträumt, die berühmte Modemetropole zu besuchen. »Haben Sie Ihre Verwandten dort schon einmal besucht?«
»Aber natürlich. Sehr oft sogar.«
»Ist die Stadt wirklich so schön wie in den Filmen? Ich würde so gerne mal hinfahren.«
»Paris?«, fragte Martha ungläubig und scheinbar etwas verdutzt angesichts dieser Frage. »Waren Sie denn noch nie dort?«
Dummchen. Lucys Magen schien sich zu einem Knoten zusammenzuballen. »Ähm, doch, natürlich war ich schon mal in Paris. Aber damals war ich noch ein kleines Mädchen, und heute
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