Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mit Herz und High Heels - Clark, B: Mit Herz und High Heels - The Overnight Socialite

Titel: Mit Herz und High Heels - Clark, B: Mit Herz und High Heels - The Overnight Socialite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bridie Clark
Vom Netzwerk:
sie mit Trip und Eloise im Amaranth gewesen. Verblüfft hatte Wyatt sich die kultivierte, elegante, entzückende junge Dame angeschaut, die ihm da gegenübersaß, und sich in dem Gespräch über die Rembrandtausstellung im Metropolitan Museum of Art, die sie an diesem Tag besucht hatten, mühelos behauptete. Das stundenlange Üben mit dem Who is Who auf dem Kopf hatte sich ausgezahlt und Lucy den schwerfälligen Bauerntrampelgang ausgetrieben. Inzwischen bewegte sie sich selbstsicher, ohne sich für ihre Größe zu schämen, und beugte sich nicht vornüber wie eine bucklige alte Kräuterhexe, um sich mit Trip zu unterhalten, der ihr gerade mal bis zum Kinn reichte. Die endlosen, nervenaufreibenden Sprechübungen hatten die gedankenlosen Ähms und Öhms ausgerottet und das breite, gedehnte A , das Wyatt zu dem
Entschluss getrieben hatte, niemals einen Fuß in die Tundra Minnesotas zu setzen.
    Dank der täglichen doppelten Sporteinheiten war sie inzwischen wesentlich schlanker geworden und hatte einen straffen, aber unverkennbar weiblichen Körper bekommen. Ein spindeldürrer Hungerhaken würde nie aus ihr werden, aber sie wirkte gazellenhaft und durchtrainiert und sah aus, als spielte sie samstags Feldhockey in Wellesley. Inzwischen hatte sie auch eine Taille bekommen, und als Wyatt kürzlich einmal bei einer ihrer Trainingseinheiten den Kopf zur Tür hereingestreckt hatte, musste er verblüfft ihre langen, gertenschlanken Beine bewundern. Aufgrund ihrer gesunden Ernährung, ihres Sportprogramms und der wöchentlichen kosmetischen Gesichtsbehandlungen war ihre Haut taufrisch und strahlend. Sie wusste, worüber man sich bei Dinnerpartys unterhielt, nämlich im Grunde genommen über gar nichts, und sie wusste, wie man darüber redete, nämlich mit betont zurückhaltendem Desinteresse. Ebenso wichtig war, dass sie wusste, woher sie vorgeblich kam: Jedes Detail ihrer Geschichte waren sie wieder und wieder durchgegangen, so gründlich, dass sie inzwischen fast ein bisschen stolz war auf das imaginäre Holzhändlervermögen ihrer Familie.
    Trotzdem war das Mädchen noch immer ein unberechenbarer Risikofaktor. Just, wenn er sich langsam ein bisschen entspannte – zack! – war die alte Lucy Jo wieder da, verhackstückte eins der französischen Sprichwörter, die er ihr zum zwanglosen Einstreuen in die Konversation eingebläut hatte, putzte sich am Tisch die Nase oder redete darüber, was wie viel gekostet hatte. Sie lächelte immer noch viel zu viel und viel zu wahllos für seinen Geschmack, trug Yoga-Hosen und Turnschuhe, auch wenn sie gar nicht zum Sport wollte, und benutzte Wörter wie »krass« und »cool«. Und an jenem
Abend im Amaranth, als er sie doch tatsächlich dabei ertappt hatte, wie sie in einem auf Hochglanz polierten Buttermesser prüfte, ob sie auch keine Essensreste zwischen den Schneidezähnen hatte, da sah Wyatt sein Buchprojekt bereits den Bach runtergehen. Ohne das triumphale Ende, das war Wyatt klar, würde das Buch beim Publikum durchfallen. Ganz zu schweigen davon, dass er die Wette mit Trip verlieren würde – und mit ihr seine Uhr und seinen Stolz. Der heutige Abend könnte der erste Sieg in seinem Lucy-Experiment sein oder die kriegsentscheidende Niederlage.
    »Wyatt?«, fragte Fernanda leicht angesäuert. »Ich sagte, kommst du auch zu Tamsins und Henrys Hochzeit?«
    »Entschuldige«, murmelte er. »Ich war gerade etwas abgelenkt.«
    Mitfühlend legte Fernanda ihm die Hand auf den Arm. »Nein, schon gut, das kann ich gut verstehen. Du bist sicher nervös, weil du Cornelia heute zum ersten Mal wiedersiehst seit…«
    Das laute Geplapper um sie herum schien schlagartig zu verstummen. »Wovon redest du, bitte?«, platzte Wyatt heraus, woraufhin Fernanda erschrocken einen Schritt zurücktrat. »Cornelia ist doch heute Abend nicht hier!«
    »Wie, hatte deine Mutter dir das nicht erzählt?«
    »Würdest du mich bitte einen Augenblick entschuldigen?« Wyatt fixierte seine Mutter mit einem tödlichen Blick. Sie wusste doch, dass er und Cornelia sich getrennt hatten; sie hatte die Trennung ja sogar selbst gutgeheißen. Was um alles auf der Welt hatte sie sich bloß dabei gedacht? Dass Cornelia an diesem Abend zu den Gästen gehören würde, war mehr als eine kleine Unannehmlichkeit; es war eine potenzielle Katastrophe. Auf Schüsse aus dem Hinterhalt und Querschläger war Lucy noch nicht vorbereitet. Wyatt hatte
es so eilig, zu seiner Mutter zu kommen, dass er sich auf dem Absatz umdrehte und dabei

Weitere Kostenlose Bücher