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Mit Herz und Skalpell

Mit Herz und Skalpell

Titel: Mit Herz und Skalpell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Schoening
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innere Unruhe hatte sie ergriffen, das Bedürfnis, mit irgendwem zu sprechen, nicht allein zu sein.
    Vielleicht könnte sie ihre Mutter anrufen oder ihre Schwester. Beide hatten ohnehin schon wieder wochenlang nichts mehr von ihr gehört. Doch gerade mit ihrer Schwester hatte sie sich nur wenig zu erzählen, sie lebten völlig unterschiedliche Leben, und Alexandra hatte meistens das Gefühl, sich für ihren Lebensstil rechtfertigen zu müssen.
    Nein, das war nicht das, was ihr fehlte.
    Wirklich enge Freunde, die Alexandra zu einem spontanen Besuch einladen konnte, gab es auch nicht.
    Wieder einmal wurde Alexandra bewusst, dass sie eine Einzelgängerin war – etwas, das sie sonst durchaus schätzte. So musste sie sich nicht mit den Problemen anderer herumschlagen, musste keine Rücksicht auf anderer Leute Bedürfnisse nehmen, konnte sich voll und ganz auf sich selbst konzentrieren, ohne Angst haben zu müssen, egoistisch zu sein. Aber heute . . . Alexandra legte das Buch zur Seite. Die letzten Minuten hatte sie die Seite nur angestarrt, aber den Text nicht einmal wahrgenommen.
    Was war nur los mit ihr? Woher kamen diese Gefühle plötzlich? Diese merkwürdige Leere, diese Ruhelosigkeit?
    Alexandra schloss die Augen und lehnte sich zurück. Die ganzen letzten Tage schon hatte sie sich seltsam gefühlt. Vielleicht wurde sie krank. So etwas kannte sich nicht von sich. Warum konnte sie nicht einfach ihr Wochenende genießen, allein, in Ruhe, wie immer?
    Was Linda wohl an diesem Abend macht?, schoss es ihr plötzlich durch den Kopf.
    Alexandra griff sich an die Stirn. Wie kam sie denn nun auf diesen Gedanken? Was spielte es für eine Rolle, was ihre Assistenzärztin an einem freien Samstagabend unternahm?
    Vielleicht hatte sie ja Fieber. Aber ihr Kopf fühlte sich normal temperiert an. Sie stand auf, um sich in der Küche ein Glas Wasser einzugießen.
    Selten war Alexandra ihre Wohnung so leer vorgekommen.
    Wenn Linda an diesem Abend bei ihr wäre . . .
    Alexandra warf schwungvoll die Kühlschranktür zu. Das reichte jetzt, endgültig. Vielleicht sollte sie tatsächlich ausgehen und jemanden kennenlernen – die lange Abstinenz schien ihr mehr zuzusetzen, als sie sich eingestehen wollte.
    Linda war eine äußerst attraktive und interessante Frau. Das musste es sein. Eine körperliche Anziehung, die sie in Lindas Nähe spürte. Und das nur, weil sie einfach viel zu lange allein gewesen war. Es hatte nichts mit Linda persönlich zu tun. Sie projizierte einfach nur ihre Phantasien auf Linda, weil sie gezwungenermaßen so viel Zeit mit ihr verbrachte. Aber es hätte auch jede andere Frau sein können.
    Genau.
    Alexandra trank das Glas in einem Zug leer.
    Das war die Erklärung. Woher sollten auch sonst diese Hirngespinste kommen?
    Sie würde jetzt zurück auf ihr Sofa gehen, weiterlesen und sich spätestens ab morgen wieder auf die Arbeit konzentrieren. Das war ihr Lebensmittelpunkt. Für alles andere gab es keinen Platz. Und das war auch gut so.
~*~*~*~
    D as Hupen vor ihrem Fenster signalisierte Linda, dass Janne vor der Tür auf sie wartete. Sie warf einen letzten kritischen Blick in den Spiegel, bevor sie ihre Jacke und Handtasche schnappte und die Wohnung verließ.
    »Das ist meine Linda«, begrüßte Janne sie, als sie ins Auto stieg. Sie begutachtete Lindas Partyoutfit und pfiff anerkennend durch die Zähne.
    Linda lächelte ihrer besten Freundin zu. »Ich habe mir heute auch extra viel Mühe mit meinem Styling gegeben.«
    »Es ist dir auf jeden Fall gelungen. Besonders deine Frisur gefällt mir.«
    Geschmeichelt fuhr sich Linda durch ihre blonden Haare, die sie mit viel Haarspray in Form gebracht hatte. »Danke.«
    Janne startete den Motor, und nach einer Viertelstunde waren sie an Klaras Wohnung angekommen. Vor dem Haus parkten bereits einige Autos. Janne lachte: »Wenn es umsonst etwas zu trinken gibt, sind die Mädels schnell!«
    Sie stiegen aus und mussten mehrmals an Klaras Tür klingeln, bis ihnen endlich geöffnet wurde.
    »Herzlichen Glückwunsch.« Linda umarmte Klara zur Begrüßung, und Janne folgte ihrem Beispiel.
    »Schön, dass ihr da seid! Kommt rein. Ihr kennt euch ja aus.«
    Linda nickte. Klara war sehr gastfreundlich, und ihre Partys waren immer legendär.
    Janne stupste sie an: »Ich hol mir erst mal ein Bier. Willst du auch eins?«
    »Du fährst doch.«
    »In wahrscheinlich sechs Stunden, da wird mir ein Bier nicht schaden.«
    Linda stöhnte gespielt entrüstet auf. »In Ordnung. Für

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