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Mit Herz und Skalpell

Mit Herz und Skalpell

Titel: Mit Herz und Skalpell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Schoening
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mich bitte ein Radler.« Sie ging ins Wohnzimmer und begrüßte die anderen. Der Rest der Hockeymannschaft hatte sich um einen großen Tisch versammelt, auf dem sich bereits einige leere Flaschen angehäuft hatten. Wenn das ihr Trainer sehen könnte . . . Kein Wunder, dass sie es niemals nach ganz oben schafften. In den anderen Ecken hatten sich jeweils weitere kleine Grüppchen gebildet.
    »Und, wie ist die Stimmung hier?« Lachend stellte sich Janne zu ihnen und reichte Linda eine Flasche. »Auf einen schönen Abend«, prostete sie in die Runde, dann hob sie verschwörerisch den Zeigefinger in Lindas Richtung: »Und heute keine Langweilerin.«
    Klara drehte die Musik auf. Aus den Boxen dröhnten irgendwelche Schlager. Linda seufzte leise. Hoffentlich ging das nicht den ganzen Abend so weiter . . . Den restlichen Gästen schien es jedoch zu gefallen, denn alle grölten die dämlichen Texte mit. Vielleicht war Linda fürs Feiern mittlerweile doch zu alt.
    Sie zupfte ihren dünnen Seidenschal zurecht und bahnte sich einen Weg durch die feiernden Frauen zum Sofa. Mit einem Ächzen ließ sie sich in die Polster fallen. Endlich etwas Ruhe. Ob sie lieber doch zu Hause hätte bleiben sollen? Zwar war sie am Nachmittag noch recht weit gekommen, aber etwas Feinschliff war immer noch nötig. Sie seufzte und nahm einen tiefen Schluck aus ihrer Flasche.
    »Hey!« Janne setzte sich neben sie und reichte ihr eine weitere volle Flasche. »Willst du dich etwa verstecken?«
    Linda schüttelte den Kopf. »Das nicht, aber willst du mich abfüllen?«
    »Etwas Entspannung würde dir gut tun.« Janne legte einen Arm um Lindas Schulter. »Hier gibt es so viele schöne Frauen, und ich wette, mindestens die Hälfte ist lesbisch.« Sie grinste breit. »Also, schau dich mal um. Gefällt dir keine?«
    Lindas Herzschlag beschleunigte sich. Doch – es gab eine, die ihr gefiel. Sehr sogar. Vielleicht mehr, als sie sich selbst eingestehen wollte. Aber diese Frau war nicht hier. So eine Feier wäre wahrscheinlich ohnehin unter ihrem Niveau.
    »Ach, Janne. Das ist doch Quatsch«, versuchte sich Linda aus der Affäre zu ziehen.
    Aber so leicht ließ sich Janne nicht abwimmeln. »Von wem hast du gerade geträumt?«, setzte sie noch einmal nach. »Von Alexandra?«
    Beinahe hätte sich Linda an ihrem Radler verschluckt. »Alexandra? So ein Unsinn.« Sie setzte die Flasche an und trank ein paar hastige Schlucke.
    »Gib es zu. Sie ist es doch, an die du gerade gedacht hast.« Janne knuffte sie in die Seite.
    Linda spürte die Hitze in ihre Wangen steigen. Gut, dass ihre Ecke im Halbdunkel lag. »Wie kommst du denn auf so einen Blödsinn?«, fragte sie, aber es klang längst nicht so entrüstet wie es sollte.
    »Blödsinn? Du kannst mich nicht täuschen, und das weißt du auch.« Janne sah sie herausfordernd an. »Und ich will jetzt endlich Details. Also spuck sie aus.«
    Linda starrte auf ihre Finger, die die Flasche umklammerten. Sie schloss die Augen und lehnte sich kurz zurück. Widerstand war ohnehin zwecklos. Und vielleicht war es gut, endlich mit jemandem darüber zu reden. »Also gut«, murmelte sie. »Ich weiß nicht, was es ist, aber . . .« Sie brach ab.
    »Du hast dich in Alexandra verliebt«, schlussfolgerte Janne.
    »Ja . . . nein . . . Alexandra ist einfach eine faszinierende Frau.« Linda seufzte. »In ihrer Nähe fühle ich mich plötzlich ganz anders.«
    »Schmetterlinge im Bauch?« Janne lächelte.
    Linda schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Es hat ohnehin alles keinen Sinn . . . Alexandra ist meine Oberärztin. Das geht einfach nicht.«
    »Willst du wirklich so schnell aufgeben?«, fragte Janne überrascht.
    Da drehte sich Linda ihr zu und sah sie direkt an. »Ach, Janne, worum sollte ich denn kämpfen? Sie und ich – ich sehe nicht, wie das funktionieren könnte. Wir leben in zwei völlig unterschiedlichen Welten. Ich darf mich da einfach nicht so reinsteigern.« Sie wandte sich wieder ab, schloss die Augen und lehnte sich kurz zurück. Genau so war es doch. Es gab keinerlei Anlass zu irgendwelchen Hoffnungen. Sie musste endlich der Realität ins Gesicht blicken.
    »Dann habe ich eine andere Idee«, meinte Janne. »Vielleicht kenne ich jemanden, der dich auf andere Gedanken bringen könnte.«
    »Was? Du willst mich doch nicht etwa verkuppeln?« Linda warf ihrer besten Freundin einen gelinde schockierten Blick zu. Auf Blind Dates mit irgendwelchen Frauen, die nur zu Ablenkungszwecken stattfanden, hatte sie

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