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Mit Herz und Skalpell

Mit Herz und Skalpell

Titel: Mit Herz und Skalpell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Schoening
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hervorragende Chirurgin, der so schnell keiner das Wasser reichen konnte.
    Die Atemübung zeigte Wirkung; langsam wurde Linda ruhiger. Sie ging zum Waschbecken hinüber, um sich etwas zu erfrischen. Das kalte Wasser in ihrem Gesicht tat gut. Ob sie jemals auch in der Lage sein würde, so gut zu operieren, in einer solchen Situation einen kühlen Kopf zu bewahren?
    Linda trocknete sich ab. Sie schloss ihren Spind auf und schlüpfte in ihre Hose. Gerade als sie dabei war, die Knöpfe zu schließen, öffnete sich die Tür, und Alexandra kam herein – ebenfalls nur in Unterwäsche.
    Sie registrierte sofort, dass Lindas Oberkörper nur notdürftig bekleidet war, und senkte den Blick. »Entschuldige«, murmelte sie.
    »Kein Problem.« Aber Linda schoss das Blut in die Wangen, und ihr Herz raste schon wieder. Hastig griff sie nach ihrem T-Shirt und zog es über.
    Alexandra bewegte sich unterdessen wie selbstverständlich in Unterwäsche zu ihrem Spind und zog in aller Seelenruhe ihre Sachen über.
    Es kostete Linda große Mühe, sie nicht anzustarren. Immer wieder glitt ihr Blick verstohlen über Alexandras unglaublich lange, schlanke und doch muskulöse Beine und ihren flachen Bauch. Noch weiter nach oben zu sehen traute sie sich nicht. Stattdessen setzte sie sich wieder auf die Bank und versuchte sich auf ihre Schuhe zu konzentrieren.
    Alexandra, nun auch vollständig bekleidet, nahm neben ihr Platz. »Ich bin froh, dass du mir assistiert hast.«
    Ihre Schulter berührte Lindas. Linda stockte der Atem. Warum machte Alexandra es ihr nur so schwer?
    »Dafür, dass du das noch nie gemacht hast, war das eine große Leistung von dir.«
    Linda wagte es, Alexandra das Gesicht zuzuwenden.
    Alexandra lächelte sie an. Ihre Finger strichen über Lindas Wange.
    Linda wurde schwindelig. Noch immer glitten Alexandras Finger ganz zart über ihr Gesicht, fuhren sanft über ihre Unterlippe.
    Linda schloss die Augen. Hörte auf zu denken. Es fühlte sich gut an . . . verboten gut. Alle Vorsätze hatten sich in Luft aufgelöst. Wie von selbst näherte sich ihre Hand Alexandras Oberschenkel. Sie konnte ihre Finger nicht aufhalten, ihre Vernunft war wie gelähmt.
    Mit einem Mal spürte Linda weiche Lippen auf ihrer Wange. Sachte küssten sie sich weiter bis zu ihrem Mundwinkel.
    »Alexandra«, seufzte Linda. Ihr Atem beschleunigte sich. Blitze schienen durch ihren Körper zu fahren. Ein kleiner Rest ihres Verstandes, der noch funktionierte, erklärte ihr mit Bestimmtheit, dass sie sich in einem Traum befinden müsse – einem Traum, den sie schon nicht mehr zu träumen gewagt hatte . . .
    Plötzlich wurde die Tür mit einem lauten Rumpeln aufgestoßen. Linda und Alexandra fuhren blitzartig auseinander.
    Schwester Karin trat in die Umkleidekabine. »Hoffentlich bleibt es jetzt ruhig«, bemerkte sie.
    Linda strich sich verlegen durch die Haare. Was, wenn Karin etwas bemerkt hatte . . .?
    Alexandra war die Erste, die ihre Sprache wiederfand. »Ja, das war genug Aufregung für heute. Ich werde mich hinlegen.« Sie stand auf und griff nach ihrem Kittel. Dann warf sie Linda einen letzten Blick zu. »Ruf mich an, wenn noch etwas ist.«
    Nichts an ihrer Körpersprache oder ihrer Mimik ließ vermuten, was gerade zwischen ihnen passiert war. Dass sie sich fast ein zweites Mal geküsst hätten . . . Sie war wieder ausschließlich die gewissenhafte Oberärztin, Lindas Vorgesetzte.
    In Lindas Brust zog es schmerzhaft. Sie schluckte hart. »Gute Nacht . . . Ich werde Brigitte wieder ablösen gehen.« Auch sie stand auf, aber ihre Knie zitterten. Alles in ihr war in Aufruhr. Warum nur konnte sie Alexandra nicht widerstehen? Was machte diese Frau nur mit ihr?
~*~*~*~
    » A lexandra.« Süffisant lächelnd stand Melanie in Alexandras Bürotür. »Darf ich reinkommen?«
    »Ein Nein würde dich doch sowieso nicht abhalten«, entgegnete Alexandra kühl. Sie senkte den Blick wieder auf die Unterlagen, bei deren Lektüre Melanie sie unterbrochen hatte.
    Melanie betrat das Zimmer und ließ sich ächzend auf den Stuhl Alexandra gegenüber fallen. »Warum bist du eigentlich immer so abweisend zu mir?«, fragte sie und schüttelte mit unschuldiger Miene den Kopf. »Ich habe dir doch gar nichts getan.«
    Alexandra spürte die Wut in sich aufsteigen. Aber sie riss sich zusammen. Unter keinen Umständen wollte sie sich von Melanie provozieren lassen – diesen Triumph würde sie dieser Hexe nicht gönnen. Deshalb sagte sie ganz ruhig: »Was kann

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