Mit Herz und Skalpell
ich für dich tun?«
Melanie legte ihre Fingerspitzen gegeneinander. »Es sind noch zwei Monate, bis bekanntgegeben wird, wer neuer Leitender Oberarzt wird«, sagte sie gedehnt.
Alexandra nickte. »Richtig. Ich wüsste allerdings nicht, was du damit zu tun hast.«
Melanie beugte sich über den Schreibtisch in Alexandras Richtung. Ihre Augen funkelten angriffslustig. »Das weißt du ganz genau. Also stell dich nicht dumm.« Sie lehnte sich wieder zurück und fixierte Alexandra. »Es ist ganz einfach: Ich will zurück in die Viszeralchirurgie. Und du wirst mir dabei helfen.«
»Ganz bestimmt nicht«, entfuhr es Alexandra.
Melanies Blick bohrte sich weiterhin in ihren. »Du bist schuld daran, dass ich jetzt in der Unfallchirurgie versauere.«
»Das hast du dir einzig und allein selbst zuzuschreiben.«
»Das ist deine Sicht der Dinge«, versetzte Melanie und legte die Hände in den Nacken. »Ich sehe meine Zukunft in der Viszeralchirurgie. In dieser Klinik. Und du sorgst dafür, dass das möglich ist.«
»Ich wüsste nicht, wie ich dir dabei helfen könnte.«
Ein Lächeln umspielte Melanies Lippen. »Das ist ganz leicht. Ich stelle mich dir nicht in den Weg und verhindere nicht, dass du die Stelle bekommst. Und wenn es dann so weit ist, holst du mich zurück.« Sie griff nach Alexandras Händen.
Alexandra zog die Hände reflexartig zurück.
»Ich möchte dir nicht schaden müssen«, fügte Melanie mit sanfter Stimme hinzu. »Das musst du wissen.«
»Du erpresst mich?« Alexandra sprang von ihrem Stuhl auf und ging um ihren Schreibtisch herum, auf Melanie zu. »Du glaubst doch wohl nicht ernsthaft, dass ich mich auf so einen Deal einlasse.« Sie musste sich zwingen, ihre Stimme weiterhin ruhig und sachlich klingen zu lassen.
Melanie schien sich nicht von Alexandras imposanter Gestalt beeindrucken zu lassen. Sie lächelte immer noch. »Das solltest du aber. Sonst kannst du deinen Karriereaufstieg abschreiben.«
»Vergiss es.« Alexandra legte ihre Hände auf Melanies Schultern und zwang Melanie so, sie anzusehen. »Du wirst keine Stelle mehr bei uns bekommen.«
Ungerührt wischte Melanie Alexandras Hände beiseite und erhob sich. »Das wirst du bereuen«, erklärte sie mit siegesgewissem Grinsen. »Das schwöre ich dir. In zwei Monaten wirst du dir wünschen, auf mich gehört zu haben.« Mit diesen Worten verließ sie das Zimmer.
Die Tür schlug laut knallend ins Schloss.
Alexandra seufzte tief. Sie wusste, dass Melanie keine leeren Drohungen aussprach. Und sie hatte etwas in der Hand, das Alexandra wirklich schaden konnte.
Wenn Alexandra Leitende Oberärztin werden wollte, musste sie sich darauf konzentrieren. Jetzt mehr denn je, mit aller Kraft und um jeden Preis. Alles andere hatte zurzeit keinen Platz in ihrem Leben. Diese einmalige Chance durfte sich Alexandra nicht entgehen und erst recht nicht von Melanie zerstören lassen.
Also durfte es in den nächsten Wochen nur die Arbeit geben, und sie durfte sich auf keinen Fall angreifbar machen. In keine Richtung. Weder beruflich noch privat. Das schloss Linda mit ein.
Und überhaupt – Gefühlsduseleien passten ohnehin nicht zu ihr.
Zufrieden mit diesem Entschluss setzte sich Alexandra wieder an ihren Schreibtisch. Ja, es war richtig so. Es war das, was sie wollte.
Warum nur fühlte es sich dann trotzdem nicht gut an?
~*~*~*~
A bwesend rührte Linda mit dem Strohhalm in ihrem Cocktail herum. Eigentlich hatte sie gar keine Lust gehabt, mit Janne etwas trinken zu gehen, zumal es mitten in der Woche war. Aber es waren inzwischen schon wieder Wochen vergangen, seit sie sich zum letzten Mal getroffen hatten, abgesehen vom Hockeytraining. Und so hatte Janne ihr diesmal keine Wahl gelassen und sie einfach mitgeschleppt.
Linda nippte an dem süßen Getränk.
»So geht es mit dir nicht mehr weiter«, riss Janne sie aus ihren Gedanken.
Linda zuckte nur mit den Schultern und brummte etwas. Für Grundsatzdiskussionen fehlte ihr im Moment die Energie.
»Sag mal, hörst du mir überhaupt zu?«
Der scharfe Blick ihrer Freundin bewegte Linda dazu, sich nun doch etwas mehr als nur minimal am Gespräch zu beteiligen. »Was meinst du damit?«, fragte sie gedehnt. Dabei konnte sie sich durchaus denken, worauf Janne anspielte.
»Du sitzt hier und bläst Trübsal«, gab Janne prompt zurück. »Kein Lächeln, keine gute Laune, nicht mal ein anständiges Gespräch kann man noch mit dir führen. Und das seit Wochen. Was ist los mit dir?« Ihre Finger trommelten
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