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Mit Herz und Skalpell

Mit Herz und Skalpell

Titel: Mit Herz und Skalpell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Schoening
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serviert hatte, und prostete Linda zu. »Liebeskummer ade, auf eine neue Liebe.«
    Janne war wirklich unverbesserlich. Aber genau dafür liebte Linda sie.
~*~*~*~
    L inda stellte ihr Tablett ab. Fisch – wie jeden Freitag. Sie setzte sich allein an den Tisch. Alle anderen standen noch im Operationssaal; sie hingegen hatte Stationswoche und damit zumindest den Vorteil, zu vernünftigen Zeiten Mittagspause machen zu können.
    Linda schnitt ein Stückchen von ihrem gegrillten Lachs ab. Er war gar nicht schlecht. Sogar die Zitronensoße dazu schmeckte ausnahmsweise.
    Das Telefon unterbrach sie beim Essen, wie so oft. Doch es war kein Arbeitskollege, sondern Janne.
    »Hi, ich bin’s«, tönte ihre fröhliche Stimme durch die Leitung. »Störe ich dich?«
    »Nein, ich bin gerade zu Tisch.«
    »Sorry, dass ich auf der Arbeit anrufe. Aber heute Abend bin ich unterwegs, und ich wollte nur noch mal nachfragen, ob es bei Sonntag bleibt.«
    Linda schluckte. Mehr automatisch als aus Überzeugung antwortete sie: »Ja, klar.«
    »Gut. In Ordnung. Frederike freut sich auch schon darauf, dich kennenzulernen. Ich glaube, ich habe ihr ziemlich von dir vorgeschwärmt.« Janne kicherte.
    »Na, hoffentlich denkt sie jetzt nicht, dass du heimlich in mich verliebt bist«, spottete Linda.
    »Quatsch. So doch nicht«, gab Janne unbeeindruckt zurück. »Dann bis Sonntag.«
    Seufzend legte Linda auf. Das Treffen mit Frederike bereitete ihr schon seit Tagen Bauchschmerzen. Auch wenn Janne es nur gut meinte – es ging ihr gegen den Strich, sich auf ein Date einzulassen, ohne dass sie die andere Frau tatsächlich kannte. Zumal sie niemandem unberechtigte Hoffnungen machen wollte . . . Sie stocherte in ihrem Reis herum.
    Aber Ablenkung brauchte sie. Daran gab es nichts zu rütteln.
    »Darf ich mich zu dir setzen?«
    Linda brauchte gar nicht aufzusehen. Auch so wusste sie, dass umwerfende dunkelbraune Augen sie anblickten – und dass es wunderbar und schmerzhaft zugleich wäre, diesen Blick zu erwidern. »Natürlich«, sagte sie nur.
    Alexandra nahm ihr gegenüber Platz. »Eine Stärkung kann ich gut gebrauchen. Das war ein anstrengender Vormittag.« Sie trank ihr Glas Cola fast in einem Zug leer und lächelte Linda zu, als sie es absetzte. »Außerdem hast du mir gefehlt. Mit deiner Assistenz läuft es sehr viel besser.«
    Lindas Kopf begann zu dröhnen. Warum sagte Alexandra immer wieder so etwas? Wollte sie mit ihr spielen? War sie absichtlich grausam? »Ich weiß nicht«, war alles, was sie herausbrachte.
    »Linda, du darfst mich nicht missverstehen.« Alexandras Augen suchten Lindas. »Ich meine das rein beruflich.«
    Ertappt. Linda schoss die Röte ins Gesicht. »Natürlich.« Sie wich Alexandras Blick weiterhin aus.
    Mit gesenkter Stimme erklärte Alexandra: »Das, was zwischen uns passiert ist . . . Das war ein Versehen.«
    Linda rührte in ihrem Quark. Ein Versehen. Klar. Wie hatte sie auch jemals etwas anderes denken können.
    Da sie nichts sagte, fuhr Alexandra fort: »Ich merke, dass unsere berufliche Beziehung zur Zeit . . .« Sie schnalzte mit der Zunge. »Sagen wir mal, angespannt ist. Du begegnest mir nicht mehr so wie früher.«
    »Kann schon sein«, murmelte Linda. Sie spürte ein stärker werdendes Grummeln in ihrem Magen. Es konnte doch nicht wirklich sein, dass Alexandra ihr Verhalten nicht nachvollziehen konnte. Und selbst wenn sie ihre Gefühle tatsächlich ein- und ausknipsen konnte wie eine Nachttischlampe – Linda hatte diese Fähigkeit nun einmal nicht.
    Als Alexandra wieder sprach, klang ihre Stimme merklich kühler. »Ich hoffe sehr, du bist professionell genug, schnell wieder zum Alltag zurückzukehren. Ich lege viel Wert auf die Trennung von Beruflichem und Privatem. Auch in diesem Fall.« Damit widmete sie sich wieder ihrem Essen.
    Linda starrte auf ihren Nachtisch, den sie mit einem Mal nicht mehr hinunterbekam. Sie hatte verstanden. Doch egal, wie sehr sie sich bemühte – Alexandra blieb ihr ein Rätsel, das sie wohl nie lösen würde.
    Die kratzte die letzten Reste Soße zusammen und sagte: »Nimm es nicht persönlich. Es hat nichts mit dir zu tun.«
    Linda nickte. Das hatte sie schon einmal von Alexandra gehört. Aber wie sollte man eine so offensichtliche, harsche Abfuhr denn nicht persönlich nehmen?
    Ihre Kehle zog sich zusammen. Um Gottes Willen, bloß jetzt keine Tränen . . . Sie biss sich hart auf die Lippe.
    Alexandra erhob sich. »Ich muss wieder los.« Sie legte Linda eine

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