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Mit Herz und Skalpell

Mit Herz und Skalpell

Titel: Mit Herz und Skalpell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Schoening
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zärtlich, sie gibt mir das Gefühl, ihr etwas zu bedeuten, und im nächsten Moment ist sie kalt, hart und abweisend, als wäre ich ihr lästig.« Ihre Hände umklammerten ihr Colaglas. »Ich verstehe sie nicht.«
    »Vielleicht kann sie selbst mit ihren Gefühlen nicht umgehen«, vermutete Janne.
    Linda setzte hinzu: »Außerdem sagt sie, dass sie gar keine Beziehung will. Sie möchte sich ganz auf ihre Karriere konzentrieren.«
    »Aber immerhin hat sie dich zum Bogenschießen eingeladen. Du scheinst ihr also nicht unwichtig zu sein. Und sie möchte Zeit mit dir verbringen.« Janne sah Linda eindringlich an. »Lass es einfach auf dich zukommen und genieß eure gemeinsame Zeit. Eng Alexandra nicht ein. Nach dem zu urteilen, was du mir bisher über sie erzählt hast, würdest du sie so verjagen.«
    »Das sagst du so leicht, aber ich . . .« Linda holte tief Luft und hielt dann kurz den Atem an. In den letzten Tagen hatte sie viel darüber nachgedacht. Und mit einem Mal gingen ihr die Worte ganz leicht über die Lippen: »Ich liebe sie.«
    Janne nahm ihre Hände. »Ich weiß«, sagte sie grinsend. »Freu dich darüber. Freu dich, dass du jemanden gefunden hast, der diese Gefühle in dir auslöst. Aber setz sie nicht unter Druck.«
    »Aber was, wenn sie diese Gefühle nicht erwidert? Was, wenn . . .« Lindas Stimme brach.
    Janne drückte ihre Hände noch etwas fester. »Wovor hast du Angst?«
    »Vielleicht bin ich nur ein Spiel für sie«, flüsterte Linda verzagt.
    Janne, die offenbar Mühe hatte, sie zu verstehen, beugte sich in ihre Richtung. »Wie kommst du denn auf diese Idee?«
    Linda erzählte Janne von dem Gespräch mit ihrem Vater.
    Verständnislos schüttelte Janne den Kopf: »Und das glaubst du?«
    Linda seufzte tief. »Ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich glauben soll.«
    »Tja, und was wirst du jetzt tun?«
    »Keine Ahnung.« Linda wickelte sich das eine Ende ihres Schals um die Finger.
    »Doch, die hast du«, sagte Janne mit fester Stimme. »Du musst mit Alexandra reden, und zwar über alles. Deine Gefühle, ihre Gefühle, deine Sorgen und Ängste. Und über deinen Vater.«
    Linda sah sie mit großen Augen an. »Meinst du?«
    Theatralisch flehend sah Janne nach oben: »Mein Gott, was mache ich nur mit dieser Frau?«
    »Sehr witzig«, brummte Linda.
    Janne wurde wieder ernst. »Schon gut. Aber mal ehrlich: Ihr müsst das klären. Und dabei hilft nur reden.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust, als wolle sie Linda demonstrieren, dass sie gar nicht erst versuchen solle, dagegen anzureden.
    Linda nickte. Im Grunde musste sie Janne recht geben. Sie würde Alexandra damit konfrontieren müssen, sobald sich eine passende Gelegenheit bot – spätestens am Dienstag. Sie mussten offen zueinander sein. Nur so konnte es eine gemeinsame Zukunft geben. Und das war schließlich das, was Linda sich von ganzem Herzen wünschte.
~*~*~*~
    » D as ist dein Bogen.« Alexandra reichte Linda ein Gestell, das viel größer war, als Linda es sich vorgestellt hatte. Auch die Anlage war riesig. Als sie mit Alexandra das Gelände betreten hatte, war sie ganz überwältigt gewesen.
    Alexandra deutete in die Richtung links von ihnen: »Da vorn ist der Schießstand für Anfänger. Komm.« Sie griff nach Lindas Hand und zog sie mit sich.
    Wie immer – Alexandra bestimmte. Sie beschloss, wo es langging. Und Linda ließ es einfach mit sich geschehen, als habe sie keinen eigenen Willen.
    Etwas nagte an Linda, ein kleiner, bohrender Widerwille, schwer zu ignorieren. Abrupt löste sie sich von Alexandras Hand. »Ich kann durchaus allein laufen.«
    Alexandra blieb stehen und runzelte die Stirn. »Entschuldige. Das weiß ich doch. Ich wollte dir nicht zu nahe treten.«
    Hatte Linda überreagiert? Alexandra hatte es sicher nur nett gemeint. »Vergiss es«, murmelte sie. »Mir tut es leid.«
    Sie war einfach zu angespannt, hatte sich zu viele Gedanken gemacht in den letzten Tagen. Die ungeklärten Fragen hatten sich dabei immer mehr aufgebläht und verleihten nun allem, was Alexandra sagte und tat, eine unheilvolle Bedeutung. Am liebsten wäre Linda sofort mit der Tür ins Haus gefallen, hätte diese Fragen gestellt, nur damit sie ihr Zusammensein nicht noch stärker vergifteten. Aber natürlich war dazu ein etwas privaterer Rahmen nötig als die Bogenschießanlage. Sie würde sich also in Gelassenheit üben müssen.
    Alexandra hatte sich unterdessen wieder in Bewegung gesetzt. Doch ihre Schritte waren kleiner geworden,

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