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Mit Herz und Skalpell

Mit Herz und Skalpell

Titel: Mit Herz und Skalpell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Schoening
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konnte.
    »Ich wollte dich etwas fragen«, begann Linda.
    »Hm, ja.« Alexandras Blick haftete an der Tür. Sie schien mit ihren Gedanken ganz woanders zu sein.
    »Woran denkst du?«
    »Ach, nichts.« Alexandra presste ihre Hände gegeneinander. Sie sah Linda immer noch nicht an.
    »Hat es etwas mit Melanie zu tun?«, forschte Linda. »Ich habe sie gerade vor deinem Büro getroffen.«
    »Du hast sie noch getroffen?« Die Knöchel an Alexandras Fingern, die sie immer noch aneinanderdrückte, traten weiß hervor. »Wieso kommst du überhaupt unangekündigt zu mir?«
    Ärger brandete in Linda auf. »Ich wusste nicht, dass das ein Verbrechen ist.«
    Alexandra stand auf und stellte sich vor das Fenster. Mit ernstem Blick starrte sie nach draußen. »Der Zeitpunkt ist gerade einfach ungünstig«, murmelte sie. Ihre Finger umklammerten den Anhänger ihrer Kette.
    »Wegen Melanie?« Linda krauste die Stirn. Wieder regte sich ein leises Misstrauen in ihr.
    »Ja . . . nein . . .« Alexandra seufzte. »Wir hatten etwas Wichtiges zu besprechen, und es ist nicht so gelaufen, wie ich mir das vorgestellt habe.«
    »Worum ging es denn?«, wagte Linda einen erneuten Vorstoß. Um etwas zu besprechen, war es nun wirklich nicht nötig, so tief dekolletiert herumzulaufen, wie Melanie es getan hatte. Aber solange Alexandra wenigstens offen zu ihr war, gab es keinen Grund für irgendwelche Verdächtigungen.
    Alexandra senkte den Blick. Sie machte einen Schritt auf Linda zu und legte ihr beide Hände auf die Schultern. »Es tut mir leid, dass ich so gereizt bin«, wich sie Lindas Frage aus.
    Soviel also zum Thema Offenheit, dachte Linda resigniert. Sie seufzte. Die Skepsis ließ sich nicht zum Schweigen bringen. »Warum sagst du mir nicht endlich, was zwischen euch gespielt wird?«
    Alexandra bewegte ihre Hände, begann Linda zärtlich zu streicheln. »Bitte, lass uns nicht wegen Melanie streiten . . . und wegen einer Geschichte, die nur noch sie interessiert und sonst niemanden. Sie ist es nicht wert.«
    Der sanfte Druck ihrer Hände, die Lindas Arme entlangstrichen, besänftigte sie etwas, auch wenn ein Rest an Zweifeln blieb. »Ich möchte mich auch nicht streiten.«
    »Siehst du.« Alexandra lächelte. Es war das erste Mal an diesem Nachmittag. »Also sag: Was kann ich für dich tun?«
    Mich küssen . . . mich festhalten, dachte Linda. Stattdessen sagte sie: »Ich wollte gern noch etwas zu Frau Zurbrügge mit dir besprechen. Wegen der Reha.« Etwas Besseres war ihr nicht eingefallen.
    Alexandra hob eine Augenbraue. »Und das konnte nicht warten, bis ich auf die Station komme?«
    »Na ja, also . . .«, stammelte Linda.
    Alexandra beugte sich zu ihr hinunter. Ihre Augen blitzten. Ihr Atem kitzelte Lindas Ohr. »Gib zu, du wolltest mich sehen.«
    Ein warmer Strom durchfloss Linda. »Vielleicht«, sagte sie kokett.
    »Was machst du denn am Dienstag?«
    »Bis jetzt noch nichts.« Linda legte den Kopf ein wenig schief und sah erwartungsvoll zu Alexandra auf.
    »Hast du Lust, mit mir zum Bogenschießen zu kommen? Dienstags findet immer ein freier Übungsnachmittag statt.« Alexandra löste ihre Hände von Linda und setzte sich wieder. »Du hattest mal erwähnt, dass du es gern ausprobieren würdest.«
    Für einen Moment konnte Linda sie nur anstarren. Diese Einladung war eine große Ehre, das wusste sie. Das Bogenschießen bedeutete Alexandra so viel – und dass sie es tatsächlich mit Linda teilen wollte, ließ alle vorherige Skepsis zu einem Nichts zusammenschrumpfen. »Sehr gern«, strahlte Linda, als sie ihre Sprache wiederfand. »Aber . . . ich habe absolut keine Ahnung, wie es geht.«
    »Ich bringe es dir bei. Kein Problem.« Alexandra nahm Lindas Hände in ihre. »Ich freue mich, dass du mich begleitest.«
~*~*~*~
    L inda schleuderte ihren Rucksack in eine Ecke ihres alten Kinderzimmers. Endlich Wochenende – und dann verbrachte sie es bei ihren Eltern . . . zumindest die Nacht von Freitag auf Samstag.
    Was war ihr nur eingefallen, als sie die Einladung ihrer Mutter angenommen hatte, über Nacht zu bleiben? Der Weg von Düsseldorf nach Köln war ja nun wirklich nicht zu weit, um spätabends noch nach Hause zu fahren. Aber wenn sie ihrer Mutter nun mitteilen würde, dass sie doch lieber wieder fahren wollte, wäre die Stimmung sofort im Keller. Sie hatte sich so auf einen Abend mit ihrer Tochter gefreut.
    Linda schlüpfte aus ihrer Jeans und tauschte sie gegen eine bequeme Trainingshose. Dann machte sie sich

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