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Mit Herz und Skalpell

Mit Herz und Skalpell

Titel: Mit Herz und Skalpell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Schoening
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antwortete sie wortkarg.
    »Ah ja, ein Kindergeburtstag.« Linda konnte es nicht lassen, weiter zu bohren. Nicht einmal in ihren kühnsten Träumen hätte sie Alexandra mit einem Kindergeburtstag in Verbindung gebracht.
    Alexandra seufzte. Es war ihr offensichtlich unangenehm, davon zu erzählen. »Am Wochenende finden hier häufig Kindergeburtstage statt. Bogenschießen ist immer eine große Attraktion. Und wenn ich Zeit habe, betreue ich eine Kindergruppe. Es muss sich ja jemand mit Erfahrung um sie kümmern, damit nichts passiert.«
    Lindas Augen wurden groß. »Das finde ich toll«, sagte sie. »Auch wenn ich dir das, ehrlich gesagt, nicht zugetraut hätte.« Alexandra war wirklich immer wieder für eine Überraschung gut. Linda hatte zwar schon mehrfach erfahren dürfen, dass sie nicht nur die harte und unerbittliche Frau war, als die sie sich gern präsentierte – aber Kinderbetreuung, das war schon eine neue Dimension.
    Ihr Vater musste sich einfach in Alexandra täuschen. Sie spielte nicht mit Linda. Das würde einfach nicht zu jemandem passen, der heimlich in seiner Freizeit Kinder betreute. Alexandra war aufrichtig ihr gegenüber, es konnte gar nicht anders sein.
    »Es muss ja auch noch ein paar Seiten an mir geben, die du noch nicht kennst.« Alexandra stand nun direkt vor ihr. Sie blickte Linda tief in die Augen, streichelte sanft über ihre Wange.
    »Das ist wahr . . .«
    Ja, wie gut kannte sie Alexandra? Welche Seiten gab es noch an ihr, die Linda bisher nicht entdeckt hatte? Das waren genau die Fragen, die sie unentwegt beschäftigten. Wer war Alexandra?
    »So, und jetzt versuche ich mein Glück.« Alexandra drehte sich zur Seite und begab sich in einen der Schießstände. Der Bogen lag wie angegossen in ihren Händen. Ihre muskulösen Oberarme spannten sich, dann glitt der erste Pfeil präzise durch ihre Finger. Und er verfehlte sein Ziel nicht. Wieder landete er in der Mitte. Fünf weitere Pfeile folgten. Alle blieben in den inneren beiden Ringen stecken.
    Staunend beobachtete Linda Alexandra. Jede ihrer Bewegungen war anmutig und kraftvoll zugleich. Bei ihr sah das Bogenschießen so leicht aus . . . und unglaublich sexy.
    Alexandra kam wieder zu Linda. »Ich sammle eben die Pfeile wieder ein.«
    »Du bist wirklich eine gute Schützin«, sagte Linda. Die Worte schienen Alexandras Können, ihre Stärke und Eleganz nur sehr unzureichend zu beschreiben.
    Alexandra schüttelte leicht den Kopf. »Nicht der Rede wert.«
    »Seit wann bist du so bescheiden?«, neckte Linda sie.
    »Pass besser auf, was du sagst.« Alexandra wollte sichtlich tough wirken, aber sie konnte sich das Grinsen nicht verkneifen.
    »Vielen Dank, dass du mich mitgenommen hast«, sagte Linda. »Es war ein sehr schöner Abend.« Und das meinte sie ganz ernst. Trotz all der Grübeleien hatte sie die Zeit mit Alexandra genossen, ihre Nähe, vor allem ihre Berührungen . . .
    Alexandra sah sie an. »Ich hatte gehofft, dass er noch weitergeht und du mit zu mir kommst.« Ihre Hände verknoteten sich, rangen miteinander.
    Lindas Herz klopfte schneller. »Gern.« Es war doch die richtige Entscheidung, oder? Auch wenn sie wusste, was kommen würde. Unweigerlich kommen musste. Länger konnte sie die Konfrontation nicht hinauszögern. Die Ungewissheit würde sie zermürben, wenn sie nicht bald für Klarheit sorgte.
    »Dann komm.« Alexandra nahm Lindas Hand, und dieses Mal wehrte sich Linda nicht.
    Die ganze Fahrt über war Linda sehr schweigsam. Ihre Gedanken fuhren Karussell, kreisten immer und immer wieder um das bevorstehende Gespräch. Wie sollte sie es anfangen?
    Allein beim Versuch, sich die Situation vorzustellen, wurden ihre Handflächen feucht, und ihr Puls raste. Natürlich hatte sie sich schon in den letzten Tagen stundenlang ausgemalt, was sie sagen würde, wie Alexandra reagieren würde. Verschiedenste Konstellationen war sie durchgegangen. Doch jetzt, da die alles entscheidende Diskussion endlich in Reichweite lag, wurde die Aufregung übermächtig.
    Sie musste wissen, was Alexandra wirklich von ihr wollte. Meinte sie es ernst mit ihr? Oder hatte ihr Vater recht? Täuschte sie das Strahlen in Alexandras Augen? Konnte sie Alexandra vertrauen?
    Wenn nicht – dann würde sie sie verlieren. Das war der schlimmste Gedanke von allen.
    »Ist alles in Ordnung bei dir?«, fragte Alexandra, als sie den Wagen vor ihrem Haus parkte. »Du bist heute irgendwie komisch.«
    Linda schüttelte den Kopf. »Bin nur etwas kaputt. Das

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