Mit jedem Herzschlag (German Edition)
Er sprang über die Motorhaube des Wagens und rutschte auf den Fahrersitz. Der Zündschlüssel steckte, der Motor lief, er knallte den ersten Gang rein und schoss mit quietschenden Reifen davon.
Felipe wusste, dass er getroffen war. Er wusste, dass er blutete, aber noch spürte er keinen Schmerz. Noch wurde der Schmerz von dem Adrenalin überdeckt, das durch seine Adern pumpte. Außerdem war eine Kugel im Bein harmlos, verglichen mit dem, was hätte passieren können.
Er lebte. Noch lebte er.
Normalerweise war Tommy absolut treffsicher. Es war lediglich Glück gewesen, dass Felipe nicht zuerst in den Kopf und dann in den Rücken getroffen worden war. Oder vielleicht erhörte auch jemand seine Gebete.
Doch dieser Jemand erhörte nicht alle seine Gebete.
Im Rückspiegel konnte Felipe sehen, wie Richters Limousine den Parkplatz verließ. Sie machte einen Hüpfer, weil der Fahrer die Ausfahrt viel zu schnell nahm. Tommy war ihnen auf den Fersen. Die Sache war noch nicht überstanden.
Neben ihm hatte Caroline Brooks aufgehört zu schreien. Ein kurzer Blick zu ihr ließ ihn erkennen, dass sie ihn anstarrte. Sie war blass geworden, und ihre Augen wirkten riesig. Das und ihr schneller Atem waren deutliche Hinweise auf die Angst, die zu verbergen sie sich so bemühte.
„Schnall dich an“, forderte er sie kurz und knapp auf.
„Lass mich aussteigen“, bat sie ihn. Sie sprach leise und sehr schnell, gab sich Mühe, nicht ängstlich zu klingen. „Ich weißnicht, worum es in diesem Spiel geht, Mister. Aber ich glaube, mich brauchst du dafür nicht.“
„Ich brauche dich nicht“, stimmte er zu und bog scharf rechts ab. Die Reifen quietschten erneut. Caroline verlor das Gleichgewicht und wurde fast auf seinen Schoß geschleudert. Er fügte hinzu: „Aber du brauchst mich.“
„Aber klar doch.“ Sie rutschte zurück auf ihren Platz, rückte so weit wie möglich von ihm ab und schnallte sich eilig an.
Sechzig Meilen pro Stunde. Er fuhr mit sechzig Meilen pro Stunde durch schwach beleuchtete Nebenstraßen. Seine Gedanken rasten jedoch noch viel schneller.
Tommy war direkt hinter ihnen. Er musste sich schnellstens etwas einfallen lassen und brauchte unglaubliches Glück, um ihn abzuhängen. Tommy Walsh war einer der Besten, wenn es um Verfolgungsjagden ging. Und selbst wenn er ihn abhängte, konnte Felipe sich seines Erfolges nicht sicher sein. Vielleicht würde Tommy nur außer Sichtweite bleiben, ihm auflauern und ihn wegpusten, sobald er aus dem Auto stieg.
Auch wenn Felipe direkt zur nächsten Polizeiwache fuhr, würde Tommy ihn und Caroline auf dem Parkplatz abknallen.
Felipe blieben nicht allzu viele Möglichkeiten. Es sei denn, er steuerte diesen teuren Wagen über die Eingangstreppe und durch die Doppeltür direkt in die Polizeiwache des Vierten Bezirks von St. Simone.
Nein, er hatte nur eine Chance. Er musste Tommy irgendwo hinlotsen, wo er sich wenigstens verteidigen konnte.
Jetzt überfuhr er eine rote Ampel und wich dabei mit knapper Not einem Lastwagen aus. Caroline schrie erschrocken auf.
„Hör mal“, sagte sie, „fahr einfach rechts ran und lass mich raus.“
„Das geht nicht.“
„Ich weiß ja nicht, weshalb du gesucht wirst. Aber durch meine Entführung machst du alles bloß schlimmer.“
Felipe bog scharf links in die Ocean Street ab, und wieder quietschten die Reifen protestierend. In diesem Teil der Stadtwar der Verkehr dichter. Er hielt den Blick auf die Straße gerichtet und betete im Stillen, dass vor ihm kein Auto einbog.
„Ich werde wegen gar nichts gesucht“, erklärte er sachlich. „Ich bin Polizist.“
Carrie starrte den Mann an, der so ruhig neben ihr saß.
Er war Polizist?
Er hatte ein Auto gestohlen, sie entführt, fuhr wie ein Verrückter und brach dabei sämtliche nur denkbaren Verkehrsregeln. Und sie sollte ihm glauben, dass er Polizist war?
Sie lachte. Mit Humor hatte das allerdings nichts zu tun. „Lass dir was Besseres einfallen, Carlos. Oder Raoul. Oder wie immer du heißt.“
„Felipe“, gab er zurück und sprach dabei gerade laut genug, um den Motorenlärm zu übertönen. „Salazar. Ich bin verdeckter Ermittler im Vierten Bezirk. Du hast meine Tarnung auffliegen lassen, Caroline Brooks. Die Männer, mit denen ich zusammen war, sind sehr gefährlich. Wir können von Glück sagen, dass wir noch leben.“
Carrie starrte ihn an und stützte sich am Armaturenbrett ab. „Fahr rechts ran und lass mich raus“, wiederholte sie gepresst. „Dann kannst du
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