Mit jedem Herzschlag (German Edition)
Kugel anrichtet. Was sie anrichten kann.“
Dann sagte er etwas auf Spanisch zu Highboy. Der Mann nickte, ließ seine Arbeit liegen und drückte sich an Carrie vorbei, um die Küche zu verlassen.
„Gracias“ , rief Rafe ihm nach und wandte sich anschließend an Carrie: „Wir haben einen ehemaligen Arzt hier. Er ist ungefähr vier Jahre als Militärarzt im Einsatz gewesen. Er wird wissen, wie man eine Schusswunde behandelt. Und er schuldet mir einen Gefallen, einen großen Gefallen. Damit sind wir quitt.“
„Darf ich mich setzen?“, fragte Carrie.
Rafe zuckte die Achseln. „Wir leben hier in einem freien Land. Setz dich, wohin du magst.“
Sie betrat die Küche und nahm ihm gegenüber am Tisch Platz. Die Küche war so makellos sauber wie das gesamte Haus. Vielleicht sogar noch sauberer. Irgendwo, wahrscheinlich im Aufenthaltsraum am Ende des Flurs, lief ein Fernseher.
„Schön gemütlich hier“, stellte sie fest.
Rafe lachte spöttisch. „Und das überrascht dich“, sagte er. „Nein, streite es nicht ab. Ich weiß, dass es so ist. Du denkst an Exknackis, Drogensüchtige und Alkoholiker auf Entzug, und dir fällt automatisch dazu ein: vermüllte Bruchbude. Richtig? Na klar.“ Er lachte wieder. „Das Problem ist, manchmal hast du recht. Aber nicht in diesem Fall.“
Er beugte sich vor, lehnte sich über den Tisch, und so etwas wie Lebendigkeit trat in seine braunen Augen. „Wenn du drogenabhängig bist, musst du unter anderem eines lernen: Selbstachtung. Glaubst du, dass irgendjemand, der sich selbst achtet, sich irgendwelchen Mist in die Adern jagt? Niemals. Also, wie lernst du Selbstachtung? Eine Möglichkeit ist, stolz darauf sein zu können, wo du lebst. Du lebst nicht in einer vermüllten Bruchbude. Du hältst deine Wohnung sauber. Und dann schaust du dich um und sagst dir: ‚Hey, ich lebe in dieser hübschen Wohnung, also bin ich vielleicht doch etwas wert. Wer weiß?‘“
Carrie schwieg. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Rafe musterte sie eindringlich, und sie spürte seinen Blick.
„Achtundvierzig Stunden“, sagte er plötzlich.
Verwirrt schaute sie auf. „Wie bitte?“
„Das ist meine Vorhersage.“ Ein wölfisches Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Mein kleiner Bruder bringt dich binnen achtundvierzig Stunden dazu, mit ihm ins Bett zu steigen.“
Ihr schoss das Blut ins Gesicht, dennoch reckte sie das Kinn vor und sah Rafe fest in die Augen. „Du irrst dich“, entgegnete sie. „Aber egal, ob du recht behältst oder nicht: Ich glaube nicht, dass dich das was angeht.“
„Du siehst aus wie einer der kleinen blonden Engel, die wir früher an den Weihnachtsbaum gehängt haben“, sinnierte Rafe. „Schon als Kind mochte Felipe die kleinen blonden Engel. Er wird dir nicht widerstehen können, Engelchen. Wenn du ihn nicht in deinem Bett haben willst, wirst du dich sehr anstrengen müssen, Abstand zu halten.“
„Danke für den Tipp. Hast du vielleicht noch ein paar Weisheiten für mich bezüglich dieses Tommy Walsh?“
„Warum ist er hinter dir her?“
Gute Frage. „Ich war dabei, als Felipes Tarnung aufgeflogen ist. Ich glaube, dein Bruder hat sich in die Organisation irgendeines Gangsterbosses eingeschlichen …“
„Lawrence Richter“, fiel Rafe ihr ins Wort und lieferte damit schon mal den richtigen Namen.
„Genau. Felipe behauptet, genug Informationen gesammelt zu haben, um sowohl Walsh als auch Richter hinter Gitter zu bringen.“
„Und du warst dabei, als seine Tarnung aufflog? Wie sehr dabei?“
Sie zwang sich, ihn anzusehen, als sie zugab: „Ich habe … ähm … seine Tarnung auffliegen lassen.“
Eine ganze Weile erwiderte Rafe nichts. Er nahm einen Schluck von seiner Cola, stellte die Flasche zurück auf den Tisch und drehte sie dabei so, dass er das Etikett lesen konnte. „Tja, Engelchen“, meinte er schließlich. „An deiner Stelle würde ich darüber nachdenken, meine persönlichen Angelegenheiten zu regeln und mein Testament zu machen.“
Sie hatte den Atem angehalten. Jetzt ließ sie ihn hörbar entweichen. „So schlimm?“
„Du hast zwei Möglichkeiten. Du kannst eine andere Identität annehmen und verschwinden oder … Walsh findet dich, und du bist tot.“
„Obwohl ich nicht mal sicher weiß, ob ich ihn identifizieren könnte?“
„Walsh hat einen Sechsjährigen umgebracht, weil der einen Auftragsmord beobachtet hat. Er muss Felipe erledigen. Er hat gar keine andere Wahl, wenn Felipe seinen Boss Richter ins
Weitere Kostenlose Bücher