Mit jedem Herzschlag (German Edition)
Innerlich fühlte sie sich bleiern. Sie liebte ihn nicht. Sie liebte ihn nicht! „Ich habe mich nicht geirrt, richtig?“ Sie drückte sich vom Boden ab und stand auf. „Jetzt werde ich duschen. Vielleicht nehme ich auch noch ein Vollbad.“ In der Badezimmertür blieb sie stehen und drehte sich zu ihm um. „Schade, dass deine Wundnaht noch einen oder zwei Tage nicht nass werden darf.“
Nichts als heftiges Verlangen loderte in seinen Augen. „Vielleicht kann ich …“
„Du hast es selbst gesagt: bis morgen höchstens eine schnelle Dusche“, unterbrach sie ihn. Dabei tat sie bloß so, als würde sie wollen, dass er mit ihr duschte. Als würde es ihr überhaupt nichts ausmachen, dass er sie nicht liebte und sie nie lieben würde. Als würde ihr dieses Geständnis nicht das Herz brechen. „Und wenn du mit mir unter die Dusche kommst, geht das nicht schnell. Also warte lieber hier auf mich.“
Er lächelte. Sein Lächeln versprach ihr das Paradies. Aber halt, nein. Er hatte ja gesagt, dass er ihr nichts versprechen könnte. Nichts außer sexuellem Vergnügen jedenfalls, auf gar keinen Fall das Paradies. Das Paradies war mehr als reiner, unverfälschter Sex. Das Paradies, das waren geflüsterte Liebesschwüre und Versprechen für die Ewigkeit. Er würde nicht einmal so tun, als ob er ihr das geben wollte.
Wahrscheinlich sollte sie dankbar sein, dass er nicht versuchte, sie zu betrügen. Immerhin stand er offen und ehrlich zu seinen Gefühlen. Beziehungsweise zu seinem Mangel an Gefühlen.
Er sah so unglaublich toll aus, wie er da nackt auf dem Boden lag: die langen muskulösen Beine, die schmalen Hüften, die ebenso schmale Taille, der Waschbrettbauch. Nur wenige Haare auf der Brust. Die brauchte er auch nicht, denn sie hätten seine beinah perfekt ausgebildeten Muskeln bloß versteckt. Seine Haut war glatt und goldbraun, seine Brustwarzen nur einenTon dunkler. Vom Bauchnabel zog sich ein schmaler Streifen dunkler Haare bis hinab in das Dickicht schwarzer Locken zwischen seinen Beinen und …
Er war hochgradig erregt.
Carrie wusste, dass sie diese Wirkung auf ihn hatte. Ihr Gerede von einer gemeinsamen Dusche, von ihren Fahrten mit dem Boot, bei denen sie oben ohne war, die Art, wie sie ihn anschaute – so als wäre sie am Verhungern und er ein fünfgängiges Luxusmenü …
Er war mehr als bereit, sie zu lieben. Nein, nicht dazu, sie zu lieben. Er war nur bereit, mit ihr zu schlafen. Denn er würde sich nie gestatten, sie zu lieben.
Das schien ihr nicht fair.
Es war nicht fair.
Carrie verschwand im Badezimmer und drehte den Hahn auf. Sie trat unter den Wasserstrahl und schloss die Augen.
Er könnte ein Mörder sein, rief sie sich in Erinnerung. Vielleicht hörte sie ja auf, ihn zu lieben, wenn sie das oft genug wiederholte. Vielleicht sollte sie sich dagegen schützen, noch öfter verletzt zu werden, und nicht wieder mit Felipe schlafen.
Ja, klar doch. Und vielleicht können Alligatoren fliegen.
Voller Reue wurde ihr bewusst, dass Rafe mit seiner Prophezeiung recht behalten hatte. Nicht einmal vierundzwanzig Stunden war es her, dass sie mit Felipes Bruder in der Küche des Rehazentrums gesessen hatte. Und tatsächlich: Sie hatte mit Felipe geschlafen. Geschlafen? Was für eine seltsame Bezeichnung dafür, denn schließlich hatten sie doch beide nicht im Geringsten an Schlaf gedacht. Mit ihm ins Bett gestiegen? Auch das stimmte nicht, denn sie hatten sich auf dem dicken Teppich auf dem Fußboden im Schlafzimmer geliebt. Sich geliebt? Auch nur eine Halbwahrheit. Ihre Hälfte stimmte, seine nicht. Trotzdem war eine Halbwahrheit immer noch besser als nichts – oder?
Vorhersagen für die nächsten vierundzwanzig Stunden? Sie dachte darüber nach und ließ sich das Wasser ins Gesicht prasseln.Wo war Rafe, wenn sie ihn brauchte? Zu schade, dass er sie nicht gewarnt hatte, dass sie sich in seinen kleinen Bruder verlieben würde. Allerdings hätte sie ihn natürlich ausgelacht, wenn er diese Möglichkeit auch nur angedeutet hätte.
Das Wasser tarnte ihre Tränen. Solange sie unter der Dusche stand, konnte Carrie so tun, als ob sie nicht weinte.
Vorhersagen für die nächsten vierundzwanzig Stunden? Eine konnte sie machen. Und diese würde sich mit solcher Sicherheit als richtig erweisen, dass Nostradamus grün und gelb vor Neid geworden wäre.
Irgendwann in den nächsten vierundzwanzig Stunden – eher früher als später – würde sie erneut mit diesem Mann schlafen. Mit diesem schönen, aufregenden,
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