Mit jedem Herzschlag (German Edition)
Enttäuschung.
„Caroline, bereust du es?“, fragte er. „Ich meine, dass du mit mir geschlafen hast?“
Sie konnte seinem Blick nicht standhalten. „Ich weiß nicht, was in mir vorgeht“, gab sie zu.
„Ich hatte nie vor, dich auszunutzen. Oder unsere jetzige Lage. Ich fürchte aber, dass ich wohl doch …“
„Oh, hör auf. Du bist ja so ein Macho!“, unterbrach Carrie ihn verärgert. „Bist du dir sicher, dass ich nicht dich ausgenutzt habe? Woher willst du wissen, dass ich dich nicht verführen wollte?“
„Willst du etwa behaupten, du hättest einen Plan ausgeheckt, mich zu verführen, während wir in dem Kriechkeller steckten? Netter Versuch, aber …“ Er schüttelte den Kopf. „Das nehme ich dir nicht ab.“
Das Lächeln, das er ihr nun schenkte, wirkte ansteckend. Obwohl ihr das Herz schwer war, erwiderte Carrie es unwillkürlich.
„Mit deinem verletzten Bein konntest du mir ja nicht weglaufen“, stellte sie fest und legte die Haarbürste auf das Telefontischchen.
„Ich bin gelaufen“, gab er zurück. „Gestern Abend. Hinter dir her, wenn ich mich recht entsinne.“
Sein breites Lächeln schwand. Carrie schaute schweigend zu Boden, fühlte sich plötzlich verlegen unter seiner Musterung. Sie spürte, wie er sie beobachtete und versuchte, ihre Gedanken zu ergründen.
„Ich wollte nicht, dass du etwas bereust“, sagte er leise. „Es tut mir leid.“
Ihre Lippen waren trocken. Sie fuhr mit der Zunge darüber und bemerkte, dass er diese winzige Bewegung genau verfolgte. „Ich bereue nicht, mit dir geschlafen zu haben“, flüsterte sie. „Wie kann ich etwas bereuen, was ich am liebsten sofort noch mal täte?“
Lautlos war er näher gekommen. Nur wenige Zentimeter trennten sie jetzt noch, aber er berührte sie nicht.
„Vielleicht stimmt das sogar, was du gesagt hast“, sinnierte er. „Vielleicht hast du mich heute Morgen wirklich verführt. Denn ich glaube, du willst mich schon wieder verführen, nicht wahr?“
„Was ist mit dem Mittagessen?“, hauchte sie. Sie verlor sich in der Glut seiner Augen, als er ihr immer näher kam, jedoch ohne sie zu berühren.
„Das kann warten.“ Er schaute auf ihren Mund.
Er wartet, dachte Carrie. Er wartet, dass ich den ersten Schritt tue. Dass ich ihn anfasse und küsse. Dass ich ihn verführe.
Aber er liebte sie nicht. Sie gefiel ihm, und er begehrte sie. Aber er liebte sie nicht. Und er hatte ihr klargemacht, dass er sich solche Gefühle für sie nicht gestatten würde. Nicht jetzt und auch nicht später. Das tat weh. Anscheinend hatte er seine Empfindungen tatsächlich so gut im Griff wie seinen Körper und …
Aber er hatte die Kontrolle verloren. Als sie am Morgen miteinander geschlafen hatten, da hatte Felipe die Kontrolle verloren. Konnte es nicht sein, dass ihm dasselbe auch auf emotionaler Ebene passierte?
Carrie wünschte sich, dass er sie liebte. Es war verrückt. Soweit sie das beurteilen konnte, würde er den Rest seines Lebens in einem Hochsicherheitsgefängnis verbringen. Oder sogar – oh Gott, nein! – in der Todeszelle, verurteilt wegen vorsätzlichen Mordes. Soweit sie das beurteilen konnte, war es durchaus möglich, dass er zweimal abgedrückt und den beiden Gangstern eine Kugel in den Kopf gejagt hatte. Oh, sie hielt ihn nicht für schuldig. Natürlich wollte sie nicht glauben, dass er zu so etwas fähig war. Aber sie wusste es letztlich nicht genau. Es gab keine harten Fakten, keine Beweise, die die Wissenschaftlerin in ihr überzeugt hätten. Außerdem würde es ihm vor Gericht auch nicht helfen, wenn sie an ihn glaubte.
Ja, vermutlich würde sie sowieso als unzurechnungsfähig gelten, weil sie davon träumte, dass dieser Mann sich in sie verliebte. Doch das war nun mal ihr größter Wunsch. Und sie dachte gar nicht daran, sich einfach hinzusetzen und aufzugeben und sich mit dem Hier und Jetzt zufriedenzugeben.
Zumindest konnte sie ihm etwas geben, das ihn an sie erinnerte. Das ihn sehr lebhaft an sie erinnerte – und zwar für den Rest seines Lebens.
Das Sonnenlicht, das durch die Fenster hereinfiel, tauchte Felipe in einen goldenen Schein. Er sah aus wie von einer anderen Welt. Seine langen dunklen Locken fielen ihm auf die breiten Schultern, seine glatte Haut schimmerte. Carrie fragte sich, ob dasselbe Licht ihre hellen Haare und ihre sanft gebräunteHaut wohl ähnlich vorteilhaft betonte. Sie fragte sich, ob sie auch nur halb so exotisch und aufregend wirkte wie er. Keine Frage: So wie er sie mit
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