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Mit jedem Herzschlag (German Edition)

Mit jedem Herzschlag (German Edition)

Titel: Mit jedem Herzschlag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Brockmann
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gefährlich wie das, in dem sich Rafes Rehazentrum befand. Es war einfach nur deprimierend. Die Häuser waren kaum mehr als Strandhütten: Hätten sie am Wasser gestanden, hätten sie bezaubernd und malerisch gewirkt. Aber hier, mehr als eine Meile vom Meer entfernt, waren es trostlose, billig gebaute und schon wieder zerfallende Buden. Und an ihnen war deutlich zu erkennen, dass ihre Bewohner verarmt waren.
    Felipe fuhr an den Straßenrand und stellte seine Füße am Boden ab, als sie zum Stehen kamen. Er schaltete den Motor aus. Die plötzliche Stille war eine Wohltat.
    Carrie schob ihr Visier nach oben und sah sich um. Wer der Freund auch sein mochte, den Felipe besuchen wollte: Viel Geld hatte er jedenfalls nicht. Also handelte es sich mit Sicherheit nicht um Jim Keegan. Die Tochter der Leute, denen das Strandhaus auf Sanibel Island gehörte, wohnte wohl kaum in dieser Straße. Das konnte Carrie sich beim besten Willen nicht vorstellen.
    Felipe nahm den Helm ab und drehte sich zu ihr um. „Wir sollten möglichst schnell reingehen“, sagte er. „Je weniger Leute uns sehen, desto besser.“
    Steif kletterte sie vom Motorrad herunter, und er führte sie zu einem winzigen gelben Häuschen. Ein rostiger Drahtzaun umfriedete einen briefmarkengroßen Hof. Das Gartentor quietschte, als Felipe es aufstieß. Immerhin war der Hof sauber und ordentlich, im Garten blühten wunderschöne Blumen, das Haus war gut in Schuss und frisch gestrichen.
    Felipe humpelte die Treppe hoch und klopfte an die Fliegengittertür.
    Die Haustür schwang auf, und ein kleines sommersprossiges Gesicht spähte durchs Gitter.
    „Daddy!“, rief der Junge, stürmte hinaus und sprang Felipe in die Arme.
    Daddy?
    Carrie starrte Felipe schockiert an, als die Tür zufiel. Ihre Blicke begegneten sich nur ganz kurz über dem knallroten Haarschopf des Kindes. Seine Miene war undurchdringlich.
    „Oh mein Gott“, meldete sich eine weitere Stimme aus dem Dunkel hinter dem Fliegengitter. „Komm rein, aber schnell!“
    Felipes Freund gab es also wirklich. Und er war eine Frau.
    Sie war groß, fast so groß wie Felipe. Sie hatte elegante, beinah klassische Gesichtszüge, grüne Augen und lange gewellte rote Haare. Sie war eindeutig die Mutter des kleinen Jungen. Des kleinen Jungen, der Felipe gerade Daddy genannt hatte.
    Großer Gott, war diese Frau etwa Felipes Ehefrau? Carrie stand völlig unter Schock. Erst jetzt wurde es ihr klar: Sie hatte ihn nie danach gefragt, ob er verheiratet war.
    Die grünäugige Frau stieß die Fliegentür auf, zog Felipe und den Jungen ins Haus und ließ Carrie im Regen stehen. Natürlich nur im übertragenen Sinn, denn die Sonne schien warm auf sie herab.
    Mit dem Jungen auf dem Arm stieß Felipe die Tür wieder auf. Er packte Carrie, zog sie ins Haus und schloss beide Türen hinter ihr.
    Grünauge musterte sie mit einer Mischung aus Neugier und Feindseligkeit. Carrie konnte ihr das nicht verübeln. Sie würde auch feindselig reagieren, wenn ihr Mann seine Geliebte mit nach Hause brächte.
    „Was willst du hier?“, fragte Grünauge. Ihre Stimme verriet, dass sie aus dem tiefsten Süden stammte. „Alle suchen nach dir. Erst vor ein paar Stunden war Jim Keegan hier.“
    Felipe schloss die Augen. „Verdammt, wenn ich das gewusst hätte …“
    Die junge Frau war umwerfend hübsch mit ihren langen schlanken Armen und Beinen und der blassen Hautfarbe. Sie trug einen Jeansrock und ein wollweißes Tanktop. Die Kleidung war an sich nicht besonders feminin, aber an dieser Frau wirkte sie großartig. Sie sah aus wie eine Tänzerin, groß und voller Anmut. Neben ihr kam Carrie sich vor wie einer der sieben Zwerge.
    „Es tut mir leid“, erklärte Felipe. „Ich weiß, dass ich dich in eine heikle Lage bringe. Aber ich wusste einfach nicht, wohin.“
    „Phil, wenn du mir mein Leben versaust, dann gnade dir Gott …“
    „Billy, deine Mutter und ich müssen kurz miteinander reden“, wandte Felipe sich an den Jungen. „Lässt du uns bitte einen Moment allein?“
    Daraufhin löste sich der Kleine von Felipe. Neugierig musterte er Carrie, ging dann an ihr vorbei und setzte sich im Wohnzimmer aufs Sofa.
    Felipe näherte sich Grünauge, legte die Hand auf ihre Schulter und redete leise auf sie ein. Carrie verstand nicht, was er sagte, aber sein Tonfall war besänftigend, beinah verführerisch.
    Sie konnte es kaum ertragen, die beiden so miteinander zu sehen. Sie starrte auf die abgetretenen Dielen des Fußbodens, hörte Felipes

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