Mit jedem Herzschlag (German Edition)
vor zwei Jahren habe ich das Haar immer sehr kurz getragen.“ Er musterte seine Kleidung und schnitt eine Grimasse. „Und so laufe ich normalerweise auch nicht herum. Ich habe immer Designeranzug und Krawatte bevorzugt.“
Carrie lachte. Irgendwie konnte sie sich das nicht vorstellen, obwohl er den Smoking so selbstverständlich und locker getragen hatte … „Das glaube ich dir erst, wenn du mir die Bilder zeigst.“
Er rückte ein Stückchen von ihr ab und band sich die Haare wieder zusammen. „Wir müssen los.“
Carrie sah zu, wie er die Küchentür öffnete. Sie wollte nicht hindurchgehen. Sie hatte Angst vor dem, was sie da draußen erwartete. Deshalb versuchte sie, Zeit zu gewinnen. „Was, wenn der Lieferwagen nicht mehr da ist? Wenn er abgeschleppt wurde?“
„Wir nehmen nicht den Lieferwagen.“
„Nicht?“
Felipe griff nach ihrer Hand und führte sie zur Tür hinaus auf die rückwärtige Veranda. Dann schloss er ab und legte den Schlüssel zurück unter den Blumentopf. „Nein, wir nehmen Diegos Motorrad.“
Sein … Motorrad?
Carrie folgte ihm die Treppe hinunter und ums Haus herum zu einer frei stehenden Garage. Felipe zog das Garagentor hoch, und da stand es: eine gewaltige Maschine in glänzendem Chrom und Schwarz. Eine Harley-Davidson. Diegos Motorrad. Natürlich.
„Kannst du so etwas wirklich fahren?“, erkundigte sie sich.
Er rollte die Maschine ins Sonnenlicht hinaus, machte die Garage zu und sah Carrie an. „Ja.“
„Ich habe noch nie auf so einem Ding gesessen.“
„Stell dir einfach vor, du reitest auf einem Pferd – mit einem starken Motor und einem schmaleren Sattel. Du bist doch geritten in Montana, oder?“
„Natürlich.“
Er lächelte über den leicht beleidigten Unterton in ihrer Stimme. „Du weißt ja Bescheid: Wenn man ein Pferd rennen lässt, richtig rennen lässt, dann spürt man das in seinem Körper. Man bewegt sich zusammen mit ihm, denkt zusammen mit ihm, bildet eine Einheit mit ihm …“
Sie unterbrach ihn: „Du kannst reiten?“
„Mein Onkel Manny arbeitet auf der Pferderennbahn. Manchmal gehe ich heute noch hin und verdien mir ein paar Dollar, indem ich die Pferde bewege, die dort in den Ställen untergebracht sind.“
„Ich weiß wirklich nicht gerade viel über dich, nicht wahr?“
Wieder huschte ein Schatten über seine Züge, und er schüttelte den Kopf. „Nein.“
„Ich meine, ich hatte ja keine Ahnung … Bist du ein guter Reiter?“
„Ich glaube schon. Aber noch besser kann ich mit so etwas umgehen.“ Dabei schlug er mit der flachen Hand auf den Sitz des Motorrads.
Schließlich schwang er ein Bein darüber, setzte sich rittlings auf dieses Monster und steckte einen Schlüssel ins Zündschloss.
„Steig hinter mir auf“, forderte er sie auf und reichte ihr einen der Helme, die am Lenker hingen. „Leg die Arme um meine Taille und halt dich gut fest. Wenn ich mich zur Seite neige, neigst du dich mit. Beweg dich im Einklang mit mir, verstehst du? Und pass auf deine Beine und Füße auf. Die Maschine wird sehr heiß.“
Sie nickte und wollte sich gerade den Helm aufsetzen, als Felipe sie plötzlich an sich zog und sie küsste. Es war ein leidenschaftlicher Kuss, voller Sehnsucht und Verlangen, und dennoch unglaublich und schmerzlich sanft.
Carrie zitterten die Knie. Als er sie losließ, wäre sie fast gefallen.Er setzte ihr den Helm auf und schnallte ihn sicher fest.
Dann trat er den Starter durch und verzog das Gesicht. Offenbar tat die Belastung seinem Bein nicht gut. Dröhnend sprang die Maschine an. Bevor er seinen Helm aufsetzte, rief er: „Steig auf!“
Allzu begeistert von der bevorstehenden Motorradfahrt war sie nicht, aber nach einem Kuss wie eben wäre sie ihm vermutlich überallhin gefolgt.
Sie atmete tief durch und schwang ihr Bein über den Sitz. Ihr Kleid war für eine solche Fahrt nicht sonderlich gut geeignet. Damit der Rock nicht im Fahrtwind hochwehte, setzte sie sich auf den Stoff und schlang danach die Arme um Felipes Taille.
Als er langsam aus der Einfahrt fuhr, warf sie einen letzten Blick zurück auf das Strandhaus. Wie gern wäre sie mit Felipe für immer dort geblieben …
14. KAPITEL
S t. Simone hatte sich in den zwei Tagen ihrer Abwesenheit kein bisschen verändert. Die Sonne schien immer noch vom vollkommen blauen Himmel, wärmte die rissigen Gehwege und die winzigen Häuschen entlang der Straße. Dieser Teil der Stadt wurde von den Touristen nie besucht.
Das Viertel war nicht etwa so
Weitere Kostenlose Bücher