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Mit Jockl nach Santiago

Mit Jockl nach Santiago

Titel: Mit Jockl nach Santiago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heide Fürböck
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brettebenen Geraden, stehende Hitze und wahre Staubgebirge links neben uns, wo der Bau einer parallel zur Straße verlaufenden Autobahn die Landschaft großflächig umackert.
    Ein Barbesuch in Trasmiras verhilft unseren eingestaubten Stimmbändern vorübergehend zu neuer Klangfrische. Nebenbei führen einige Herren am Tresen eine gröhlende Unterhaltung, als handle es sich um das Jahrestreffen pensionierter Marktschreier. Drinnen wie draußen ist’s kein Vergnügen, noch dazu erreicht auch die Hitze inzwischen gestrige Werte; nur diesmal retten wir wenigstens halbwegs unsere gute Laune.
    Der Verkehr hat nachgelassen, als wir die Steigung zum Puerto de Estivadas angehen, von dem wir in weiter Feme die Baulichkeiten der Stadt Verin erkennen und links davon auf einem Hügel die Türme der Festung von Monterrev. Der dreifache Mauerring der ausgedehnten Anlage aus dem 12.-15. Jahrhundert umfaßt in großzügiger Weise auch Kirche, Hospital und Palast, was ihre Anziehungskraft hoch über dem Río Támega einfach unwiderstehlich macht, und so verlassen wir natürlich die Hauptstraße für eine Stippvisite nach Monterrey. Unter den erstickenden Temperaturen köchelt das Blut und brutzelt das Fleisch, die Jeans nehmen die Bockigkeit feuchter Lkw-Planen an, und in unseren Bäuchen gluckern Wassermengen, die zum Löschen eines Zimmerbrandes genügen Würden. Am westlichen Horizont ballen sich indes andere Mengen Wassers zusammen - Gewittriges scheint im Anmarsch und erleichtert uns die Entscheidung, auf einen Besuch von Verin zu verzichten. Wir tanken den Jockl auf und machen uns an die letzten 17 Kilometer auf spanischem Boden. Ein Miniaturschild mit der Aufschrift »Portugal« weist uns den rechten Weg zu Spaniens ungeliebtem Nachbarn. Im Tal des Río Támega verläuft unsere Tour zur Grenze unter wachsenden Wolkentürmen, die uns die Sonne vom Leib halten, relativ angenehm.
    Spaniens Zollstation gähnt in der Leere seiner Verwaistheit, während die portugiesischen Grenzposten unseren Jockl mit leicht amüsiertem Grinsen durchwinken. - »Boa tarde Portugal!« - Nach bald einem Jahrzehnt endlich wieder in jenem Land, mit dem wir einige unserer schönsten Urlaubserlebnisse verbinden! Als hätten wir hinter der Grenzschranke nicht nur ein paar Peseten gewechselt, sondern auch neuen Elan gebunkert, so aufgekratzt und gespannt sehen wir den kommenden Tagen entgegen und bedauern es fast, daß uns der nahende Abend in unserem Schwung ausbremst. Die zwölf Kilometer nach Chaves - genauso schnurgerade, wie auf der spanischen Seite - liegen bald hinter uns, ebenso ein Platzregen, der die Luft zu erfrischender Reinheit geklärt hat.
    Chaves, die geschichtsträchtige Stadt am Río Támega empfangt uns gänzlich unverändert. Mit ihrem verlebten Charme läßt sie alte Sympathien sofort wiederauferstehen und gewinnt von neuem unsere uneingeschränkte Begeisterung. Diesmal umso mehr, als uns die Stadt wie eine langjährige Freundin begegnet, deren Launen, Vorlieben und Schwächen man kennt und sich danach zu richten versteht- Und genau wie jemand durch herzliches Wesen und gewinnendes Auftreten fehlende Attraktivität zu ersetzen weiß, zeigt Chaves das bunte, heimelige und geschäftige Bild einer lebensfrohen und liebenswerten Stadt. Daß bei genauerem Hinsehen der Lack überall längst ab ist und man auf der Suche nach den fetten Jahren eher in einem Geschichtsbuch forschen muß als in der Erinnerung noch lebender Generationen, tut der positiven Ausstrahlung von Chaves keinen Abbruch. Wir finden fast alles so vor, wie zuletzt gesehen und erlebt. Selbst so manche Auslagendekoration scheint die Jahre unserer Abwesenheit überdauert zu haben und darf mit dem Prädikat »Für die Ewigkeit geschaffen« ausgezeichnet werden. Selbstverständlich suchen wir alle »unsere« alten Plätze wieder auf. - Zuallererst die städtische Feuerwehr, denn hier logiert, unter ständiger Politur und Pflege und tadellos in Schuß gehalten, die »Sirene« unter den Löschfahrzeugen: ein jederzeit einsatzbereites, formvollendetes, rotfeuriges Modell aus den sechziger Jahren, der Star des Hauses, um den sich alle Hände bemühen und dem nicht wenige Besucher auch ohne Baedekker-Hinweis die Aufwartung machen. Als nächstes Muß auf unserer Wiedersehenstour entscheiden wir uns für die fassadenprächtige Praqa de Camóes mit dem Palast der Herzöge von Braganga an einer Seite und dahinter dem massiven, zinnenbewehrten Turm der ehemaligen Befestigungsanlage. Das

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