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Mit Jockl nach Santiago

Mit Jockl nach Santiago

Titel: Mit Jockl nach Santiago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heide Fürböck
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der Nähe des Ortes, zu dem auch Besucher in geführten Gruppen Zutritt haben. Sicher ein einmaliges und aufschlußreiches Erlebnis für alle Erdgeschichtler und Saurierfreunde.
    Mit dem zweiten Museum von Espéranza setzte man der Hutfabrikation, die hier im Ort einst ansässig war, ein würdiges Denkmal. Und obwohl ich seit einem Clown-Käppi in einem lang zurückliegenden Fasching mit Hüten nichts mehr am Hut habe, begeistert mich das Museum ganz besonders. In einem nachgestellten maschinellen Arbeitsablauf kann man die Verwandlung vom kreisrunden Wollfilz zum eleganten Haute-Couture-Modell verfolgen. Auch hier erleichtert ein Video das Erkennen einzelner Arbeitsgänge und gibt Aufschluß, daß am Ende des maschinellen Teils der Huterzeugung noch ein gutes Stück Handwerk vonnöten ist, um aus dem Fließbanderzeugnis ein passendes Hutmodell für einen Charakterkopf zu kreieren. Hut ab auch vor diesem Museum. Lob und Anerkennung für eine informative und übersichtliche Gestaltung.
    Sollen wir uns jetzt noch das Honigmuseum »einverleiben«? Also gut, besuchen wir die Bienen. Vergleichen wir die unterschiedlichen Farben der einzelnen
    Honigsorten und schnuppern wir an den Kerzen aus Bienenwachs. Dann aber punktum und Pause!
    Nach dem Ende des Museum-Marathons vibriert und massiert uns der Jockl die Müdigkeit aus der erschlappten Anatomie. Entlang der gewundenen Aude setzen wir unsere nördliche Stippvisite fort. Vier Kilometer nach Esperanza lockt in Couiza die Abzweigung zum legendenumwobenen Rennes-le-Château. Hoch im Vorgebirge der Pyrenäen gilt es seit Jahrzehnten als Schauplatz einer aufwendig betriebenen Suche nach einem sagenhaften Schatz. Doch wir entscheiden uns dann doch lieber für handfestere Tatsachen, auch wenn diese bereits an so ruinösem Gebrechen leiden wie die karolingische Benediktinerabtei Sainte-Maríe in Alet-les-Bains. In der nachmittäglichen Ausgestorbenheit von Alet, dem nur mehr am Rande die Noblesse eines ehemaligen Thermalkurortes anhaftet, bröckelt die riesige Abtei neben der Pfarrkirche einer ungewissen Zukunft entgegen. Nach dem zu urteilen, was die Zerstörungswut der Religionskriege übrigließ, muß das Bauwerk eindrucksvolle Ausmaße besessen haben. Noch heute erfordert ein Besuch der Abtei gewisse Zeit, um sich mit ihren außergewöhnlichen Dimensionen vertraut zu machen, in der sich die allgemeine Ruhe im Ort zu einer fast mystischen Stille steigert. Unsere Anwesenheit bereitet dem ein vorübergehendes Ende, als wir uns hinter den Ruinen des Hauptschiffes einträchtig dem Knacken von Nüssen widmen, die von überhängenden Ästen aus einem benachbarten Park in größeren Mengen abgefallen sind. Unsere eifrigen Klopf- und Knackgeräusche hallen durch die Gemäuer und beleben den Grabesfrieden für geraume Zeit auf angenehme Weise.
    In Alet-les-Bains flauen unsere Ausflugsgelüste merklich ab, und wir machen uns auf den Rückweg nach Quillan, das wir bei einigem Wind, in der Schattenkuhle seines Tales ruhend, gegen 19.00 Uhr erreichen.
     
    Am frühen Vormittag nebelt Jockl in einem steilen Anstieg aus dem Talkessel hinauf zum Col du Portel. Die Häuser im Aude-Tal schwinden und die grünen, hochkegeligen Berge beherrschen bald das Bild. Dabei wirken die dichtstehenden Hügel wie künstliche Aufschüttungen, vielfach umschmeichelt von Nebelschwaden, wo noch tiefe Schatten regieren. Dort, wo die Sonne ihre Kräfte zum Einsatz bringt, erahnt man einen heißen Tag. Nach der Paßhöhe senkt sich das Gelände in von »Flachgauer Hügeln« durchsetzte Wiesen und Felder geringfügig ab. Das Grün der Wälder ermüdet nun sichtlich nach einem langen Sommer, wird zusehends stumpf und kraftlos. Die noch vor Wochen knalliggelben Blütenköpfe der Sonnenblumen hängen nun braun und unansehnlich an dürrgewordenen Stengeln, und auf einer deinen Lichtung schimmert zart lilafarben eine Ansammlung erster Herbstzeitlosen. »Do host as! - Heabstü« brummt Wolfgang, als wär’s mein Verschulden, daß das Jahr seinen Höhepunkt überschritten hat und sich zu einem Ausreifen anschickt, das in einem goldenen Herbst einen farbenprächtigen Ausklang finden wird. Jetzt dauert Wolfgang erst recht Spaniens Trockenheit und roter Erde nach, leidet förmlich unter dem vielen Grün rundherum, das ihn an zu Hause erinnert und an das sich abzeichnende Ende unserer Reise. Nach unseren Berechnungen stehen uns aber noch sechs bis sieben vielleicht sogar acht Wochen »on tour« bevor, so daß wir Gedanken an

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