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Mit Jockl nach Santiago

Mit Jockl nach Santiago

Titel: Mit Jockl nach Santiago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heide Fürböck
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Dottergelber Hornklee, Wiesenstiefmütterchen in allen erdenklichen weiß-blau-violetten Schattierungen, Margeriten, weiße Taglichtnelken etc. sowie unsere prächtige Laune gedeihen im Überfluß. Jockl knattert über die Hochfläche, als gehöre er hierher.
    In Besse machen wir eine längere Pause - unbedingt, denn das Städtchen - zur Gänze aus dunklem Basalt gebaut - hält einige Gustostückerl für uns bereit. Um mehrere kleine Brunnenplätze gruppieren sich zum Teil sehr malerische wie auch vornehme Bürgerhäuser, die ein winkeliges Gassennetz innerhalb von Resten einer Befestigungsanlage zu einer reizenden Stadt verbindet. Was uns beiden sofort am Stadtbild auffällt und das wir wie aus einem Munde feststellen: »Very british!« - Und zwar bezieht sich das auf den satten, weinroten Anstrich von Fenster und Türen aller Gebäude im Kontrast zu ihren dunklen Mauern, eine auffällige Eigenheit, wie man sie auch bei Wohnhäusern auf den britischen Inseln findet. Auch Besse tönt geradezu vor Ausgestorbenheit, und allmählich frage ich mich ernstlich, wo das Volk der Franzosen nur immer steckt. Die können doch so ein hübsches Städtchen wie Besse nicht der Leere überlassen. Nein, das tun sie auch nicht; die Bäckerin ist jedenfalls anwesend, auch wenn sie erst hinter der Ladentheke erscheint, als wir nach einigem Warten bereits wieder den Rückzug antreten wollen. Wir nützen die Gelegenheit und kaufen gleich ein halbes Blech Apfelkuchen, den wir einige Kilometer weiter am Ufer des dunkelblauen Lac Pavin ganz schön hungrig runterschlingen. Wohl mit Recht nennt man das 44 Hektar große, fast kreisrunde Gewässer den schönsten Kratersee der Auvergne, darüber hinaus verhindert ein das Ufer säumender Waldkranz einen trostlosen Blick hinüber nach Super-Besse, ein aus dem Hang gestampfter Wintersportort, eine Ausgeburt schlechtesten Geschmacks wie so viele dieser namhaften Apres-Ski-Treffs. Hinter den monströsen Hotelanlagen wachsen Reihen von Seilbahnstützen zu den Gipfeln der Monts Dore hinauf - sonst wächst da gar nichts mehr!
    Auf windiger Hochfläche führt die Straße zwischen dem Lac Pavin und Super-Besse weiter nach Picherande und Saint-Donat. Der Almcharakter wandelt sich in gleichem Maße wie der Zustand des miserabel zu befahrenden Asphalts. In halsbrecherischem Geholper nähern wir uns gemäßigteren Zonen mit Laubwäldern und Sommerwiesen, wie sie sein sollen. In La Pradelle treffen wir wieder auf eine Hauptstraße, gleichzeitig überschreiten wir die Grenze zwischen den Departements Puy de Dôme und Cantal. Wie auf Samt rollen wir anschließend auf der D922 ins Tal unseres Lieblingsflusses, die Dordogne. Beim Richtungsweiser zum Château Val verlassen wir kurz unsere Samtbahn und sausen durch dichten Wald hinunter an die Dordogne, die hier zu einem großflächigen See aufgestaut wurde, ein Freizeitparadies für alle Plantscher, Wassersportler, Erholungssuchende und... Kultursüchtige. Kultur deshalb, denn hier wartet auf einem Fels im See das dornröschenhafte Schloß Val auf Besucher seiner vielgerühmten Ausstellungen. Einst stand das Château hoch über der Dordogne, doch bei der Flutung des Stausees sah es sich bald seiner majestätischen Berglage beraubt und kurzerhand in ein Wasserschloß umfunktioniert. Hier nun stoßen wir auch auf eine stattliche Anzahl vermißter Bürger des Landes. - Und wo steckt der Rest? - Am nahen Campingplatz nicht, denn dort suhlen wir uns mit Wonne in gähnender Leere.
     
    Einer sternenklaren, frischen Nacht folgt ein weniger klarer Morgen mit Regen und später bei Abfahrt mit feinem Niesel. Die wenige Fahrminuten entfernte Stadt Bort-les-Orgues nützen wir zum Proviantfassen, ansonsten verleitet sie zu keinem längeren Aufenthalt. Ein Blick hingegen gehört der 120 m hohen Talsperre oberhalb der Stadt, die die Dordogne zum wichtigen Stromlieferanten staut. Hier bei Bort-les-Orgues tritt der Fluß aus der vulkanischen Auvergne in das niedere Granitgebirge des Limousin und wandelt sich ab da zu jenem landschaftsprägenden Wasserlauf, an den sich Gedankenbilder stolzer Schlösser und Burgen, verträumten Orten und Flußidyllen knüpfen, natürlich immer verbunden mit Heerscharen von Touristen.
    Fürs erste überlassen wir die Dordogne aber ihrem gewundenen Lauf und verlassen die Stadt bei erneut einsetzendem Regen. 30 Kilometer bis nach Mauriac haben wir uns vorgenommen, aber es sieht nicht so aus, als ob die Straße weiter als bis zu der dunklen Wolkenwand vor

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