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Schokolade, um ihn aufzumuntern. Es war der schlimmste Tag in seinem Leben. Schlimmer als der Tag, an dem er sich als dreijähriger Knirps am Strand verirrt hatte, ja, sogar noch schlimmer als …
Plötzlich erstarrte er: Vor ihm auf dem Küchentisch lag das schwarze Netzkabel, mit dem sein Laptop aufgeladen wurde.
Er nahm es in die Hand. „Wie … wie kommt denn das hierher?“, fragte er.
„Mrs Penrose hat es gebracht.“ Sein Vater starrte auf die Mikrowelle, um die Milch im Auge zu behalten. „Das ist das Kabel für deinen Laptop. Du hast es bei Callum liegen lassen.“
„Wann hat sie es rübergebracht?“
„Gegen halb zehn, glaube ich.“ Mr Howard löffelte Kakaopulver in die beiden Becher. „Callum hat sie aus dem Krankenhaus angerufen. Er dachte, du brauchst es vielleicht, und da hat er sie gebeten, das Kabel aus seinem Zimmer zu holen und rüberzubringen. Die Bannisters bleiben heute Nacht im Krankenhaus bei Lilly.“
„Warum …“ Alex starrte immer noch das Kabel an. „Warum hast du mir das nicht gesagt?“
„Weil du schon im Bett warst natürlich.“ Mr Howard brachte die Kakaobecher an den Tisch. „Und ich dachte, du brauchst deinen Schlaf, besonders nach einem Tag wie heute.“ Seufzend setzte er sich auf einen Stuhl. „Das war für uns alle kein Zuckerschlecken, Alex. Ganz und gar nicht.“
Alex starrte düster auf das Kabel in seiner Hand. Der Moment, als es im Flur der Bannisters zwölf Uhr geschlagen hatte, war ein Albtraum gewesen, und trotzdem fühlte er sich jetzt noch schlechter, obwohl er das nie für möglich gehalten hätte. Aber er irrte sich heute nicht zum ersten Mal. Er hatte so viele unverzeihliche Fehler gemacht.
Dabei lag das Computerkabel seit drei Stunden auf dem Tisch bereit. Und er hatte nichts davon gewusst! Jetzt war es zu spät …
„Das ist alles meine Schuld“, stieß er verzweifelt hervor.
„Wieso? Was denn?“
„Alles“, sagte Alex. „Lillys Unfall, Mr Kowalskis Verhaftung und das mit Mum und dir … an allem bin ich schuld.“
„Na, jetzt übertreibst du aber.“ Mr Howard stellte seinen Kakaobecher ab und schaute seinen Sohn an. „Mr Kowalski wurde verhaftet, weil er einen gefährlichen Python in seinem Haus gehalten hat – das ist seine Schuld, nicht deine. Und was kannst du dafür, wenn Lilly die Treppe runterfällt? Na, und was deine Mum und mich betrifft … Ich fürchte, das haben wir ganz alleine verbockt.“ Er lächelte Alex müde an. „Wenn du mich fragst, bist du der Einzige, der sich heute überhaupt nichts vorzuwerfen hat.“
Aber das stimmte leider nicht. Wenn Alex nur besser aufgepasst hätte, wäre das alles nie passiert. Wenn er den Laptop angemacht hätte, bevor er die Polizei angerufen hatte … Und das Kabel nicht bei Callum gelassen hätte … Wenn er sich früher um Ersatz gekümmert hätte …
Er hatte so viel falsch gemacht.
B eim Frühstück am nächsten Morgen redeten seine Eltern immer noch nicht miteinander. Die Luft war zum Schneiden dick und Alex atmete auf, als seine Mutter zur Arbeit ging, sein Vater sich zu einem Spaziergang verabschiedete und er allein im Haus war.
Er sehnte sich danach, mit jemandem zu reden. Nur mit wem?
Der Einzige, der ihn verstehen konnte, war Callum. Aber Alex war so zerknirscht wegen Lillys Unfall, dass er seinem Freund nicht in die Augen sehen konnte, selbst wenn er jetzt wieder zu Hause war. Und sonst wusste niemand von dem Laptop, niemand konnte verstehen, wie ihm zumute war …
Nein, das stimmte nicht. Er hatte ja noch seinen Patenonkel! Vielleicht konnte Onkel John ihm einen Rat geben. Alex war schon auf dem Weg nach oben, um eine E-Mail zu schreiben, als es an der Haustür klopfte.
Auf der Treppe stand ein hochgewachsener Mann, der ganz in Schwarz gekleidet war: Er trug einen langen schwarzen Mantel über einem schwarzen Hemd und einer schwarzen Hose, dazu blank geputzte schwarze Schuhe und einen breitkrempigen schwarzen Hut auf seinem grau melierten Haarschopf. Zwei tiefschwarze Augen blitzten Alex aus dem zerfurchten Gesicht mit dem dichten grauen Bart an.
„Hallo, Alex“, sagte der Mann und seine Stimme hallte laut im Flur wider.
Es dauerte einen Augenblick, bis Alex begriff, wen er vor sich hatte. Er erkannte das Gesicht von einem Foto, das auf dem Kamin im Wohnzimmer stand.
„Onkel John?“
„Du sagst es!“ Der Mann trat in den Flur. „Ich habe deine E-Mail bekommen, und es hörte sich so an, als ob du dringend Hilfe
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