Mit Konfuzius zur Weltmacht
zu führen, wie schon in Athen 2004. Dieser Traum wurde wahr – und keiner hat Yao Ming übersehen. Manchmal hat es auch Vorteile, groß zu sein.
Im Weltall
werden die Letzten die Ersten sein
29. September 2011, 21:16 Uhr: Vom Weltraumbahnhof Jiuquan in der Wüste Gobi startet der Himmelspalast , wie das Raumlabor Tiangong 1 wörtlich übersetzt heißt. Der Ruf chengchang schallt durch den Raum – alles in Ordnung. Vor Ort dabei ist Premierminister Wen Jiabao. Und Präsident Hu Jintao überwacht das Abheben der Rakete Langer Marsch vom Raumfahrtkontrollzentrum in Peking aus. Als nach zehn Minuten − in 200 Kilometern Höhe − der Himmelspalast von der Trägerrakete getrennt wird, applaudieren die Techniker. Hunderte Millionen verfolgen den erfolgreichen Start währenddessen live im Fernsehen. »Wir sind auf dem Weg, das ausgedehnte Universum zu bevölkern«, schreibt ein Chinese im Internet. Ein anderer meint: »Der Stolz unserer Nation erschüttert die Welt und ist wieder tief in meinem Herzen.«
Der 29. September 2011 wird als der Tag in die Geschichte eingehen, an dem Chinas Aufstieg zur führenden Macht im Kosmos begann – und der Abstieg des Westens. Zwar ist Himmelspalast 1 nur ein erstes Bauteil, mit dem getestet werden soll, wie man die zukünftige Weltraumstation zusammensetzt. Doch bereits einen guten Monat später dockte die unbemannte Raumkapsel Shenzhou 8 ( Göttliches Schiff ) in 343 Kilometern Höhe an. Und laut Plan soll dann 2013 Shenzhou 10 mit der ersten chinesischen Astronautin an Bord dorthin fliegen und in dem 15 Quadratmeter kleinen Labor experimentieren, zum Wohle der Wissenschaft und der Medizin.
2003 startete Yang Liwei als erster Chinese ins Weltall, mit der Shenzhou 5 . Damit war China nach der Sowjetunion und den USA das dritte Land, das dies aus eigener Kraft geschafft hat. 2009 landete die chinesische Raumsonde Chang’e 1 auf dem Mond, sie ist nach der chinesischen Göttin des Mondes benannt.
Göttliches Schiff , Mondgöttin , Himmelspalast – die Wortwahl erfolgt nicht zufällig. Der Traum der Chinesen, in den Himmel zu fliegen, ist uralt. »Der Himmelspalast ist ein Traumhaus aus dem chinesischen Volksglauben«, schreibt die offiziöse China Daily zum Start von Tiangong 1 . »Lange hat man es sich ausgemalt als geheimen Ort, an dem die Götter leben.« Juden, Christen und Moslems glauben an nur einen Gott und scheuen sich, in sein Werk einzugreifen oder gar zu ihm hochzufliegen. Chinesen hingegen haben diese Berührungsängste nicht. Bis zum Jahr 2020 soll eine chinesische Raumstation vollständig zusammengebaut und betriebsbereit sein. Interessant daran: Bis zum selben Jahr unterhalten Amerikaner, Russen, Deutsche und andere Länder nach bisheriger Vereinbarung die Internationale Raumstation ISS – danach geben sie möglicherweise aus Geldnot auf.
Die ehemalige US-Astronautin Wendy B. Lawrence hofft: »Vielleicht ist der Start von Tiangong 1 genau der Tritt in den Hintern, den wir brauchen.« Doch große Projekte und Ehrgeiz gelten im Westen zunehmend als suspekt. Da heißt es: Was suchen wir im Kosmos? Wer weiß, was diese Ausgaben bringen? Dann verzichten wir lieber darauf. Mit dieser Mentalität wären kein Kölner Dom gebaut und keine Eisenbahn erfunden worden. In China denkt man da traditionell anders – schon seit Konfuzius’ Zeiten. Der Meister sprach: »Lernen ist wie das Anhäufen von Erde. Ist der Hügel fast fertig, bis auf einen einzigen Korb Erde, und ich höre auf, so ist das ein Stillstand, den ich selbst verschuldet habe. Wenn ich aber erst beginne und gerade einen einzigen Korb Erde hingeschüttet habe, mich aber weiterhin abmühe – das ist ein Fortschreiten, das ich selbst zuwege bringe.«
1957 startete die Sowjetunion in Baikonur, Kasachstan, den ersten künstlichen Erdsatelliten Sputnik 1 . Man sprach vom Sputnik-Schock, damals fürchtete der Westen noch eine technische Überlegenheit des sozialistischen Lagers. Als Reaktion investierte die US-Regierung in die Bildung – und in die Weltraumfahrt. Im Ergebnis landeten 1969 die ersten Menschen auf dem Mond, die Amerikaner Neil Armstrong und Buzz Aldrin.
Zum Mond wollen die Chinesen auch. Und wie es derzeit aussieht, werden sie dann dort allein sein. »Nachzügler haben einen Vorteil«, meint Fu Song, Professor an der Schule für Luft- und Raumfahrt der Pekinger Tsinghua-Universität, »unsere Kosten sind kleiner und Fehler können vermieden werden.« Zhang Shancong, stellvertretender
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