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Mit Konfuzius zur Weltmacht

Mit Konfuzius zur Weltmacht

Titel: Mit Konfuzius zur Weltmacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Aust
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historisches Thema: »Leibniz und Konfuzius«.
    Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) war als Philosoph, Mathematiker, Physiker, Biologe, Theologe und Politiker einer der großen Universalgelehrten. Er erfand das Dualsystem, gründete eine Witwen- und Waisenkasse, entwickelte Pläne für ein Unterseeboot und erfand eine mechanische Rechenmaschine. Auch für China zeigte er großes Interesse. Zwar ist er nie außerhalb Europas gereist, doch über Diplomaten, Missionare und andere Asienreisende erfuhr er viel über das ferne Land. In den 15 000 Briefen, die von ihm erhalten sind, äußerte er sich oft dazu: »Die höchste Kultur und die höchste technische Zivilisation der Menschheit sind heute gleichsam gesammelt an zwei äußersten Enden unseres Kontinents, in Europa und in China, das gleichsam wie ein Europa des Ostens das entgegengesetzte Ende der Welt ziert«, stellte er fest. An den China-Missionar und Direktor des Astronomischen Amts in Peking, Claudio Filippo Grimaldi, schrieb er 1692: »Lasst uns unsere Verdienste zusammenwerfen und Licht am Lichte anzünden. Austausch, lernen, profitieren, sodass dadurch etwas Vorzügliches, Vernünftiges für beide Seiten herauskommt.«
    Das soziale Verhalten der Chinesen hielt er dem der Europäer für überlegen, da sie alles verachteten, »was bei den Menschen Aggressionen erzeugt und fördert«. Im Reich der Mitte lebe ein Volk, »das uns, die wir doch nach unserer Meinung so ganz und gar zu allen feinen Sitten erzogen sind, gleichwohl in den Regeln eines noch kultivierteren Lebens übertrifft«. Die Europäer sollten von den Chinesen lernen, »nämlich vor allem die Anwendung einer praktischen Philosophie und eine vernunftmäßigere Lebensweise, um von ihren anderen Errungenschaften jetzt nichts zu sagen«. Das gipfelte in Leibniz’ Vorschlag, China solle Missionare nach Europa schicken, um hier die konfuzianische Sittenlehre zu verbreiten.
    Bei der Veranstaltung des Konfuzius-Instituts in Hannover wurden Leibniz’ Äußerungen, sei es geschickt geplant oder unbeabsichtigt, in einen ganz neuen Kontext gesetzt. De facto wurde er für KP-Propaganda eingespannt: Westliche Medien, so einige der Veranstalter, würden bei ihrer Kritik an Menschenrechtsverletzungen übersehen, dass China anders sei und nicht mit europäischen Maßstäben gemessen werden könne. Damit seien die heutigen Kritiker genauso ignorant wie Leibniz’ Widersacher damals. In Wahrheit hatte sich Leibniz als früher Vertreter der Aufklärung gegen die Bevormundung der Untertanen durch die Herrscher ausgesprochen, zu Toleranz und Respekt unterschiedlicher Betrachtungsweisen aufgerufen: »Woher weißt du, dass deine Vernunft besser ist als meine? Welches Kriterium hast du für die Wahrheit?« Für Unterdrückung der Pressefreiheit etwa hätte er kein Verständnis gehabt.
    Bei dem Symposium in Hannover wurden zwei ursprünglich getrennt geplante Foren zusammengeworfen: »Der interkulturelle Dialog zwischen China und Deutschland in der Politik« und »Der interkulturelle Dialog zwischen China und Deutschland in den Medien«. Für die Politik saßen fast nur chinesische Regierungsvertreter auf dem Podium, für die Medien fast nur deutsche Journalisten. Das verstärkte den Eindruck, hier würden kulturell unsensible, besserwisserische Deutsche die Chinesen angreifen. Dabei hätten chinesische Journalisten ebenfalls kritische Ansichten über die Verhältnisse in ihrem Land geäußert. »Warum können die Journalisten nicht so offen sein wie die Unternehmer?«, fragte eine Frau mittleren Alters. Beim vorherigen »interkulturellen Dialog zwischen China und Deutschland in der Wirtschaft« war nämlich kaum ein Hauch von Skepsis zu spüren gewesen. Kein Wunder – die Beteiligten wollten ihre Investitionen in der Volksrepublik nicht gefährden.

Reich werden mit Konfuzius
    Kaum jemand kennt Foxconn, aber fast jeder besitzt ein Produkt dieses Unternehmens: Vom iPad, iPhone über iPod bis zum Nintendo DS, vom Dell- und HP-Computer bis zu Amazons Lesegerät Kindle, von Nokia- und Motorola-Handys bis zur Playstation von Sony – ein Großteil unserer Elektronik wird in den chinesischen Fabriken dieser Aktiengesellschaft aus Taiwan hergestellt. In China beschäftigt sie eine Million Mitarbeiter − so viele, wie Köln Einwohner zählt.
    Ins Gespräch gekommen ist das Unternehmen durch seine Arbeitsbedingungen: 15 Stunden lange Schichten, Sprechverbot an der Werkbank und festgelegte Zeiten für den Toilettengang. Im

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