Mit Konfuzius zur Weltmacht
Chefdesigner von Himmelspalast 1 , kündigt an: »Mit speziellen Kameras werden wir von oben Bilder der gewaltigen chinesischen Ackerbauflächen aufnehmen, um Verschmutzungen durch Schwermetalle festzustellen, Überreste von Pestiziden und Pflanzenkrankheiten.« Auch wollen die chinesischen Astronauten in der Schwerelosigkeit mit photonischen Kristallen experimentieren, wovon sie sich eine Revolution der Informationstechnologie erhoffen.
Andere hingegen unterstellen böse Absichten, so etwa -Huang Jing, Professor an der Nationalen Universität von Singapur: »China glaubt, wer das Weltall beherrscht, der wird in der Kriegsführung überlegen sein.« Auch Joan Johnson-Freese, Professorin an der US-Hochschule für Seekrieg in Newport, Rhode Island, meint: »Den Chinesen die bemannte Raumfahrt zu überlassen wird auf lange Sicht gewaltige Auswirkungen haben für die strategische Führung auf der Erde.«
Dabei haben die Amerikaner Chinas eigenen Vormarsch ins Weltall selbst ausgelöst. Ursprünglich wollten die Chinesen gemeinsam mit anderen Nationen an der Internationalen Raumstation ISS mitarbeiten. Die USA verhinderten das, sie fürchteten um ihre technischen und militärischen Geheimnisse. Zhou Jianping, Chinas Chefdesigner für die bemannte Raumfahrt, sagt: »Wir wollen unsere künftige Raumstation zu einer internationalen Plattform für die Weltraumforschung machen.« Was aber den Austausch einschließen müsse. »Wenn die USA weiter so misstrauisch bleiben, spornen sie uns nur noch stärker an, von allein aufzuholen.«
Die Missionare des Konfuzius in Europa
Der deutsche Entertainer Harald Schmidt spielte bei Chinas internationaler Offensive eine Schlüsselrolle – so skurril sich das zunächst anhört. Als sich die Volksrepublik in den 90er-Jahren nämlich noch unsicher war, wie sie mit dem von Mao verdammten Philosophen umgehen sollte, zeigte Schmidt in seiner Show eine Rubrik »Die Weisheiten des Konfuzius«. Und die entstand so: Thomas Schmidt, mit Harald Schmidt nicht verwandt, damals aber für seine Show als Segment-Producer tätig, löffelte im Kölner chinesischen Restaurant Mandarin eine Wan-Tan-Suppe. Es bedienten ihn die Kellner Li Guofu, ein Maschinenbauingenieur mit Diplom, und Wang Zhiqin, ein ehemaliger Pharmakologiedozent. Er fand die beiden beziehungsweise ihren chinesischen Akzent so komisch, dass er sie einlud, regelmäßig in der Show aufzutreten.
Das sah dann folgendermaßen aus: Der kleine kräftige Herr Wang leitete den Sketch jedes Mal ein mit »Konfuzius sagt …« Der große dürre Herr Li sang darauf: »Dlei Chinesen mitte deme Kontalabasse« oder: »Meine Omma fählt inne Hünastalle Motooolatte«. Das war natürlich grober Unfug, zumal es auch im Chinesischen einen »r«-Laut gibt. Den spricht man zwar anders aus als im Deutschen, eher so wie das »r« im englischen wrong , doch den meisten Chinesen fällt unser »r« nicht schwer. Wie dem auch sei, das Publikum johlte. Harald Schmidt meinte, Li und Wang stünden für »China, wie es singt und lacht«.
Einer lachte aber überhaupt nicht: Lu Qiutian, damaliger Botschafter der Volksrepublik China in Deutschland. Er fand seine Nation nicht angemessen dargestellt – und schon gar nicht ihren größten Sohn, Konfuzius. Zusammen mit anderen beschloss er, Anstalten zu gründen, die weltweit die chinesische Sprache und Kultur verbreiten. Diese nannten sie Konfuzius-Institute.
Am Eingang des Hamburger Parks Planten un Blomen (Plattdeutsch für »Pflanzen und Blumen«) lädt die Comicfigur eines Schweins zum Kinderfest. 1821 pflanzte der Botaniker Johann Georg Christian Lehmann die erste Platane für diese 47 Hektar große Parkanlage. Heute, am Weltkindertag, werden dort chinesische Schriftzeichen gepinselt, zumindest an einem der vielen Stände, dem des Hamburger Konfuzius-Instituts.
Mit der Macht des Philosophen will China sein Image im Ausland aufpolieren, auch dafür wird der Weise aus Qufu genutzt. 2004 wurde das erste Konfuzius-Institut gegründet, in Seoul, Südkorea. Inzwischen wirken bereits 328 Institute in 82 Ländern, darunter zwölf in Deutschland, etwa in Berlin, Frankfurt, Erlangen und Freiburg. Und täglich werden es mehr, im Jahr 2020 sollen es weltweit 1000 sein. Zum Vergleich: Goethe-Institute gibt es noch 136, Tendenz fallend.
Über dem Stand im Hamburger Park hängt ein buntes Poster von Konfuzius. Deutsche Kinder üben sich in Kalligrafie, schreiben ihren Namen mit Schriftzeichen. Dazu brauchen sie aber zuerst
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