Mit Konfuzius zur Weltmacht
Jahr 2010 nahmen sich mindestens 18 Arbeiter das Leben. Sie erhängten sich in Fabriktoiletten oder stürzten sich aus Wohnheimgebäuden. Deshalb ließ die Firmenleitung an den Außenwänden Netze spannen, um Lebensmüde aufzufangen. Auch mussten sich die Mitarbeiter schriftlich verpflichten, keinen Selbstmord zu begehen. Nach Protesten zog Foxconn dieses Schreiben zurück und richtete stattdessen eine 24-Stunden-Hotline mit 100 Psychologen ein. Jetzt will das Unternehmen einen Teil seiner Belegschaft durch eine Million Roboter ersetzen. Schließlich klagen die nicht über Schinderei am Arbeitsplatz und begehen deutlich seltener Suizid.
Foxconn ist nur einer von mehreren Hightech-Giganten aus China, die eine beherrschende Stellung auf dem Weltmarkt erlangt haben. Bei Kühlschränken und anderen Haushaltsgeräten führt Haier. Firmenchef Zhang Ruimin klaute von seinem ehemaligen deutschen Joint-Venture-Partner Liebherr nicht nur das Know-how, sondern gleich auch dessen chinesischen Namen Haier, der sich von der zweiten Silbe des deutschen Namens Liebherr ableitet. »Wer mit den Wölfen tanzt, muss selbst einer werden«, sagt Zhang Ruimin. Er nutzte die deutsche Technologie, um groß zu werden, und machte sich dann selbstständig. Heute erreicht Haier mit 50 000 Mitarbeitern einen Umsatz von umgerechnet 13 Milliarden Euro. Liebherr kommt mit 32 000 Mitarbeitern auf nicht einmal mehr 8 Milliarden Euro.
Die Nummer eins auf dem Weltmarkt für Klimaanlagen heißt Yuanda. Die Firmenzentrale liegt in Changsha, der Hauptstadt von Maos Heimatprovinz Hunan. Im chinesischen Vergleich gilt sie als arm, doch auch von hier aus wird die ganze Welt mit Hightech beliefert. Täglich um Viertel vor acht treten die Arbeiter von Yuanda, blau uniformiert, in Reih und Glied an und singen die Firmenhymne: »Ich liebe den Sommer und bin voller Energie. Ich liebe unsere Kunden und vermehre ihr Vermögen. Ich liebe China. Es wird stärker und reicher.«
Ein junger Chinese sitzt in der Schaltzentrale des Unternehmens. Wenn er wollte, könnte er von hier aus die Temperatur in den Pharmakonzernen Boehringer und Schering/Berlin verändern, ebenso an der Universität Ulm und im Aquarium von Wilhelmshaven. Denn das sind Kunden von Yuanda, und ihre Klimaanlagen werden von hier zentral gesteuert.
Zhang Yue, Gründer der Firma, hat lange Haare und engagiert sich für den Umweltschutz. Er war der erste Chinese, der sich ein Privatflugzeug kaufte, bald wurden es sechs, doch drei davon hat er wieder verkauft. Er will jetzt den Planeten retten und hat zu diesem Zweck auf dem Fabrikgelände eine Farm mit Schweinen und Hühnern angelegt. Sie werden mit Resten aus der Kantine gefüttert.
Den Planeten nicht retten, sondern erobern will ihn der Unternehmer Li Dongsheng – und ist dabei schon weit gekommen. Sein Unternehmen TCL, mit Marken wie Thomson und Alcatel, ist der größte Hersteller von Fernsehgeräten weltweit. Li gründete das Unternehmen 1986 mit einem Kredit über 600 Dollar. TCL stand damals für »Today China Lion«, heute für »The Creative Life«. Damals träumte der Gründer davon, das »chinesische Sony oder Samsung« zu werden. 2002 übernahm er die insolventen Schneider-Werke in Deutschland, 2004 die Fernsehersparte von Thomson aus Frankreich. Im selben Jahr gründete TCL ein Joint Venture mit dem französischen Telekommunikationsunternehmen Alcatel, das inzwischen eine hundertprozentige Tochter von TCL ist. TCL schloss die bisherigen Schneider-Werke in Türkheim (Unterallgäu) im Januar 2005, denn die Chinesen waren nur an dem Know-how interessiert, weniger daran, in Deutschland zu produzieren.
Wie TCL hat auch BYD einen blumigen Namen: Die Abkürzung steht für »Build Your Dreams«. BYD stellt nicht nur sehr erfolgreich Billigautos für den chinesischen Markt her, sondern ist auch einer der weltweit größten Produzenten von Lithium-Ionen-Batterien, die heute hauptsächlich in Handys und Laptops eingesetzt werden. Doch auch für künftige Elektroautos sind sie als Energiespeicher erste Wahl. Deshalb stehen deutsche Autokonzerne bei BYD-Chef Wang Chuanfu Schlange, VW hat eine Kooperation vereinbart. Daimler-Chef Dieter Zetsche gründete gemeinsam mit BYD ein Unternehmen zum Bau von Elektrofahrzeugen. Der US-Investor Warren Buffett, für seine gute Nase bekannt, hat sich kürzlich mit 10 Prozent an BYD beteiligt.
In einem Nebengebäude des Pekinger Konfuzius-Internats: Über den Fünf- bis Achtjährigen hängt eine überlebensgroße
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