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Mit Konfuzius zur Weltmacht

Mit Konfuzius zur Weltmacht

Titel: Mit Konfuzius zur Weltmacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Aust
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ein blutiger Aufstand. Und manche, die für den Krieg gewesen waren, wussten es plötzlich besser. »Wir hätten nie in die Situation der Besatzer kommen dürfen, weder in Afghanistan noch im Irak«, meint Richard Perle heute, seinerzeit Chefberater des US-Verteidigungsministeriums, als die Kriege begannen. »Das war der entscheidende Fehler, aus dem alle anderen Fehler resultierten. Saddam hätte wohl gesagt: Es war die Mutter aller Fehler.«
    Wieder war es wie in jedem Guerillakrieg, denn auch im Kampf gegen den Terror bestimmte der heimtückische Gegner die Spielregeln. Wieder legten die Amerikaner ihren Kopf in die Schlinge – die moralische Schlinge in einem unmoralischen Krieg. Der Krieg war bereits verloren, als er gerade erst begonnen hatte. Präsident Bush erklärte den Sieg – »Mission Accomplished« – im Mai 2003, unmittelbar danach begann im Irak der Aufstand; und die Vereinigten Staaten verhörten wieder Internierte, die Gefangenen. Es war das alte Spiel − wie zuvor in Afghanistan. Mutmaßliche Terroristen und manche, die lediglich zur falschen Zeit am falschen Ort waren, wurden eingesammelt und weggesperrt, diesmal in Saddams berüchtigtem Gefängnis Abu Ghraib. Dort herrschte ein alltägliches Programm der Quälerei: eine Stunde schlafen, drei Stunden wach sein, eine halbe Stunde auf Knien, eine halbe Stunde sitzen, dann wieder eine Stunde stehen; sich nackt ausziehen, durch Hunde geängstigt werden und sexuelle Erniedrigung – all das bestimmte den Standard. Nur das Fotografieren stand nicht auf dem Plan: US-Soldaten hatten Spaß an der Quälerei und knipsten, anschließend gingen ihre Bilder um die Welt. Militärisch mochten die Vereinigten Staaten einen Sieg errungen haben, doch durch die Fotos aus Abu Ghraib verloren sie ihre moralische Integrität.
    5. November 2008, Breaking News auf CNN: »Der 44. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika heißt – Barack Obama.« Die ganze Welt jubelte ihm zu wie wohl noch keinem US-Präsidenten zuvor. Von nun an sollte der Krieg anständig geführt und am besten zu Ende gebracht werden. Doch es ist schwer, aus einer Falle wieder herauszukommen. Nach wie bevor befindet sich eine hochgerüstete Armee in einem falschen Krieg. Mehr als zehn Jahre nach dem 11. September steckt sie noch immer in der Falle, ein Abzug scheint unmöglich – und das Bleiben auch.
    »Dies ist ihr Land, ihre Kultur, deshalb sind wir hier«, sagt ein amerikanischer Soldat beim Einsatz am Hindukusch. »Wir gehen mit den Afghanen auf Patrouille und auch in Feuergefechte. So baust du dir eine Beziehung auf, und sie vertrauen dir.« Hoffnung auf einer Sandbank beim Picknick in Afghanistan. Hoffnung, den Kopf irgendwann aus der Schlinge herausziehen zu können, die man sich hat umlegen lassen. Wer auf Rache sinnt, so heißt es, muss zwei Gräber ausheben. Mindestens. Dieser Spruch wird oft Konfuzius zugeschrieben, wahrscheinlich zu Unrecht, auch wenn er seiner Weisheit entspricht.
    Der Krieg in Afghanistan hatte die Sowjetunion finanziell überfordert – und den USA geht es mit ihren Feldzügen in Afghanistan und im Irak genauso. Obama, als Weltenretter angetreten, ist zum Konkursverwalter geworden. Die Amerikaner lebten auch in anderen Bereichen über ihre Verhältnisse, die unproduktiven Kriegsausgaben haben sie dann vollends ruiniert.
    Währenddessen wuchs Chinas Wirtschaft jedes Jahr um 10 Prozent – und damit die politische Macht des Reichs der Mitte. Nachdem sich Obama und der Kongress am 31. Juli 2011 in letzter Minute über den US-Haushalt geeinigt hatten und damit nur knapp an der Zahlungsunfähigkeit vorbeigeschlittert waren, stufte die Ratingagentur Standard & Poor’s die US-Bonität herab. Chinas offizielle Nachrichtenagentur Xinhua reagierte scharf: »Amerika muss für seine Schuldensucht und das kurzsichtige politische Gezerre bezahlen.« Als größter Gläubiger Amerikas habe China das Recht, zu verlangen, dass die USA ihre Schuldenprobleme in den Griff bekommen. Die »riesigen Militärausgaben und aufgeblähten Sozialausgaben« müssten sofort eingedämmt werden. Einige Monate zuvor hatte US-Außenministerin Hillary Clinton mit Blick auf China noch erklärt, für ihr Land sei es schwer, Forderungen an den eigenen Gläubiger zu stellen: »Wie redest du Klartext mit deinem Banker?« Nun ist der Machtkampf der Supermächte eine Runde weiter: China sagt den Amerikanern, was sie tun sollen.
    Chinas Aufstieg versetzt viele in Angst: Stellt die neue Großmacht

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