Mit Konfuzius zur Weltmacht
nennt, sind ausgerechnet die USA, denn die Pekinger State Administration of Foreign Exchange (SAFE), die der Volksbank untersteht, investierte in den letzten Jahren vor allem in amerikanische Staatsanleihen. Dollars machen zwei Drittel von Chinas Reserven aus, ein kleinerer Teil sind in Euro, japanischen Yen und Gold angelegt. Damit finanziert China den Konsumrausch der Amerikaner – von dem es selbst profitiert, da die US-Bürger Computer, Kleider und Spielwaren kaufen, die in der Volksrepublik hergestellt werden. »China und die USA stehen in einer gegenseitigen Abhängigkeit wie Dealer und Junkie«, sagt Jim O’Neill, Vorsitzender der Aktienverwaltung und langjähriger Chefökonom der US-Bank Goldman Sachs. »Wissen Sie, wie ein chinesischer Yuan aussieht?«, spottet O’Neill gern. »Falls nicht, sollten Sie es herausfinden, denn es gibt eine gute Chance, dass Sie bald welche benötigen.«
Brasilien hat vorgeschlagen, seine Handelsgeschäfte mit China nicht mehr in Dollar abzurechnen, sondern in chinesischen Renminbi, wörtlich »Volksgeld«, deren Einheiten Yuan heißen. Auch Wladimir Putin fordert eine größere Rolle des Yuan. Geld bedeutet Macht. Würde Peking seine Dollars auf den Markt werfen, dürfte der Kurs der amerikanischen Währung ins Bodenlose stürzen. Es ist zwar unwahrscheinlich, dass die Chinesen das in großem Maße tun, da damit ihre eigenen Dollar-Anlagen an Wert verlieren würden. Aber wird noch rational entschieden, wenn es etwa zu einem gewaltsamen Konflikt um Taiwan kommt?
Man kann es aber auch positiv sehen: Da China und die USA voneinander abhängig sind, werden sie sich nicht gegenseitig zerstören. Immerhin verkörpern die USA noch eine Weltmacht. Griechenland hingegen kann das seit über 2000 Jahren nicht mehr von sich behaupten, die Hellenen sind heute pleite. Das Land veranstaltet Roadshows in China, um für den Verkauf von Papieren im Wert von 25 Milliarden Euro zu werben. Der chinesische Ministerpräsident Wen Jiabao hat seinem damaligen griechischen Amtskollegen Giorgos Papandreou Unterstützung zugesagt: »Wenn Europa Schwierigkeiten hat, strecken wir die helfende Hand aus.«
Dabei scheint am Mittelmeer zu gelten, was man auch in Afrika beobachtet: Während sich die Europäer mit ihrer Hilfe schwertun, handelt China vor allem zum eigenen Vorteil – und nutzt damit der Wirtschaft in den anderen Ländern vielleicht mehr. Die chinesische Staatsreederei Cosco hat große Teile des Hafens von Piräus gepachtet, modernisiert ihn und will die Hafenstadt in ein »Singapur des Mittelmeers« verwandeln. Die Gewerkschaften waren allerdings nicht begeistert, denn die chinesischen Manager wollten die bisherigen Tarifverträge nicht anerkennen. Im Sommer 2010 streikten die Hafenarbeiter deshalb gegen die neuen Herren aus Fernost. Doch das wird deren Vormarsch nach Europa kaum stoppen. Auch die Regierungen Italiens, Portugals und Spaniens hoffen in der Euro-Krise auf China. Die Volksrepublik kann helfen – und sie hilft gern. Sie hat bereits Südkorea, Argentinien, Malaysia, Weißrussland und Indonesien mit Währungssicherungsabkommen unter die Arme gegriffen. Auch in Afrika investiert das Reich der Mitte Milliarden, kauft dort vor allem jede Menge Rohstoffe. Die dortigen Länder dankten es, indem sie etwa Pekings Position beim Klimagipfel in Kopenhagen unterstützten. Von den Europäern möchte China im Gegenzug für die Hilfe als Marktwirtschaft anerkannt werden. Mit diesem Status würden Handelsschranken für chinesische Produkte fallen.
Die amerikanischen Dollars hingegen kauft China weniger aus Machtstreben als aus einem wirtschaftlichen Grund – um den Kurs des Yuan niedrig zu halten. Damit stützt es die heimischen Exportfabriken, deren Waren dadurch billig bleiben. Doch langfristig könnte diese Währungsmanipulation China auch schaden. Im 15. Stock der Akademie für Sozialwissenschaften in Peking sitzt Yu Yongding. »Wir können uns doch nicht ewig von den USA als Billiglohnland ausbeuten lassen«, klagt er. Als Chefberater der Volksbank hatte Yu Yongding aus diesem Grund im Juli 2005 durchgesetzt, die direkte Anbindung des Yuan an den Dollar aufzuheben. Stattdessen schwankte er in einer festgelegten Bandbreite zu einem Korb aus mehreren Währungen, darunter dem Euro. Diese Aufwertung des Yuan wurde 2008 zurückgenommen. 2010 kündigte die Zentralbank dagegen wieder höhere Flexibilität an. Insgesamt gilt die chinesische Währung aber als zu niedrig bewertet.
Und das ist
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