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Mit Konfuzius zur Weltmacht

Mit Konfuzius zur Weltmacht

Titel: Mit Konfuzius zur Weltmacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Aust
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nicht das einzige Problem. So paradox es klingt: Auch China steckt in der Schuldenfalle – zwar nicht auf der zentralen Ebene, aber auf der regionalen. Besonders aufgrund der Konjunkturprogramme während der Finanzkrise haben Chinas Städte und Provinzen Schulden von umgerechnet bis zu 2200 Milliarden Dollar angehäuft, so wird geschätzt. Sie drohen deshalb wie die USA und Europa in eine Krise zu geraten. Jeder vierte Kredit soll faul sein, und so warnt die chinesische Zentralbank: »Das potenzielle Schuldenproblem der Lokalregierungen darf nicht ignoriert werden.« Die Provinzpolitiker hoffen, im Notfall werde ihnen Chinas Zentralregierung mit ihren gewaltigen Devisenreserven aushelfen.
    Sowohl der niedrige Kurs des Yuan als auch Chinas gewaltige Konjunkturprogramme führen zu gefährlichen Überhitzungen. So stiegen die chinesischen Aktienkurse 2009 um mehr als 70 Prozent, die Immobilienpreise um 10 Prozent – allerdings nicht im Jahr, sondern im Monat. Ob Auto- oder Stahlindustrie, Halbleiter- oder Zementproduktion – überall leidet China unter Überkapazitäten. In Peking und Shanghai entstehen täglich neue Hochhäuser, doch viele der Büros und Apartments bleiben leer.
    Sollte die Blase platzen, träfe es die gesamte Welt. Deshalb hoffen westliche Wirtschaftsfachleute auf Zhou Xiaochuan, den Direktor der Volksbank, der als Kämpfer gegen die Korruption gilt. Seine Frau Li Ling, Abteilungsleiterin im Handelsministerium, führte die Verhandlungen mit den USA. Die Zeitschrift Forbes bezeichnete Zhou und Li als »das chinesische Power-Paar, vor dem sich Obamas Regierung in Acht nehmen muss, wenn die USA versuchen, ihre Position in der weltweiten Hackordnung zu verteidigen«.
    Bei allen Risiken für die Wirtschaft der Volksrepublik – gegenüber den Amerikanern haben die Chinesen einen großen Vorteil: Sie führen keinen Krieg.

Afghanistan – Grab zweier Supermächte,
Geburtsstätte der neuen
    11. September 2001, Dinner in einem Shanghaier Restaurant: Durch einen Anruf erfuhren wir, dass gerade ein Flugzeug ins World Trade Center geflogen war. »In New York oder in Peking?«, fragte einer der Anwesenden schockiert, ein deutscher Anwalt, der eine Kanzlei nahe dem World Trade Center in Peking eröffnet hatte. Die Antwort, es handele sich wohl um New York, beruhigte den Juristen nicht: »Das kann überhaupt nicht sein. Dort herrscht Flugverbot.« Kurz darauf krachte das zweite Flugzeug in den zweiten Turm – ein Anschlag, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hatte, live im Fernsehen. Die Globalisierung des Terrors.
    »Der 11. September war in vielerlei Hinsicht eine Falle«, sagt der ehemalige CIA-Mann Bruce Riedel zehn Jahre später; als Nahostexperte hat er drei US-Präsidenten beraten, darunter George W. Bush. »Es war der Versuch, die USA zu einer Invasion Afghanistans zu verleiten. Al-Qaida wollte mit den Amerikanern das tun, was ihrer Ansicht nach die Mudschaheddin in den 80er-Jahren der Sowjetunion zugefügt hatten: sie ausbluten, niederringen, ihren Willen brechen.« Der Krieg in Afghanistan hatte die Sowjetunion ruiniert, wirtschaftlich und moralisch. Fast auf den Tag genau zwölf Jahre nach dem Beginn der Invasion hatte die Sowjetunion zu existieren aufgehört.
    Die USA tappten in die Falle, die Osama bin Laden ihnen gestellt hatte. Auch sie marschierten mit ihren Verbündeten, darunter Deutschland, in Afghanistan ein, weil das Land die Terroristen des Anschlags vom 11. September beherbergt hatte. In Guantanamo fesselten und folterten US-Geheimdienstler Gefangene, setzten sie dem brutalen Waterboarding aus, dem simulierten Ertränken – Terrorismusbekämpfung mit terroris-musähnlichen Methoden, eine moralische Falle. Als Folge wuchs der Hass auf die Amerikaner weltweit, besonders in den vom Islam geprägten Ländern.
    Und dann bereiteten die USA obendrein den Krieg gegen den Irak vor, obwohl sein Diktator Saddam Hussein mit den Terrorangriffen nichts zu tun hatte. »Al-Qaida hatte 2002 und 2003 sehr genau beobachtet, dass die Bush-Regierung immer weniger von al-Qaida redete und immer mehr vom Irak«, berichtet Bruce Riedel. »Al-Qaida wusste, wohin wir unterwegs waren, und kam vor uns dort an.« Das war die nächste Falle, in die Bin Laden die Amerikaner gelockt hatte. Sein irakischer Statthalter al-Zarqawi hatte genug Zeit, ein Terrornetzwerk aufzubauen. Nach Saddams Sturz hatte der irakische al-Qaida-Führer freie Hand – und reichlich Verbündete aus dem Lager des früheren Diktators. Es begann

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