Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit Konfuzius zur Weltmacht

Mit Konfuzius zur Weltmacht

Titel: Mit Konfuzius zur Weltmacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Aust
Vom Netzwerk:
herausgefunden, dass ein Vertrag, der mit der Weltbank für Diskussionen, Verhandlungen und Unterschriften fünf Jahre brauchen würde, nur drei Monate erforderte, wenn wir es mit chinesischen Behörden zu tun hatten. Ich glaube fest an gute Regierungsformen und die Herrschaft des Rechts. Aber wenn Bürokratie und sinnloser Amtsschimmel unsere Handlungsfähigkeit einschränken – und wenn die Armut weiter existiert, während internationale Funktionäre auf die Bremse treten –, dann haben afrikanische Führer die Verpflichtung, sich für die einfacheren Lösungen zu entscheiden.« Also für die chinesischen.
    Auch das chinesische Denken verbreitet sich in Afrika: Bereits 21 Konfuzius-Institute wurden dort gegründet.

Die Energie des Konfuzius
    Neben Modellen von Pumpen und Bohranlagen hängt in der Trainingsbasis der »Dritten Ölproduktions-Untergesellschaft der Ölfelder von Daqing« ein Porträt von Konfuzius. In dem Text darunter wird der Meister zitiert: »Wenn du geizig an deinem Reichtum festhältst, wirst du Menschen verlieren. Wenn du deinen Reichtum verteilst, wirst du Menschen anziehen.« – »Unsere Arbeiter sollen nicht nur ihr Fachwissen beherrschen«, sagt Li Jie, Lehrerin in der Trainingsbasis. »Zum Erfolg brauchen sie auch die traditionelle Weisheit Chinas.«
    Die Ölfelder von Daqing sind die größte Förderstätte für Erdöl in der Volksrepublik. Heute eine Stadt mit 2,5 Millionen Einwohnern, Hochhäusern und einem Fernsehturm, ist Daqing mit der Entdeckung von Öl vor Ort im Jahr 1959 überhaupt erst entstanden. Entlang den breiten Straßen reiht sich ein Nickesel an den anderen – so (oder auch Pferdekopfpumpen) werden die Ölpumpen aufgrund ihres Aussehens und ihrer Bewegungen genannt. Sie fördern das Öl hier sogar mitten in Wohngebieten. Kinder toben um die nickenden Esel aus Stahl, die bis an die Fenster der Apartments im dritten Stock der benachbarten Häuser reichen. Rentner spielen Karten. »Gut ist das nicht«, meint einer von ihnen. »Der Boden vibriert, wir leiden unter Schlafstörungen.« Die anderen stimmen ihm zu.
    Garantiert keine grummelnden Stimmen hört man im Geschichtsmuseum der Ölfelder von Daqing, in seinen Dimensionen dem Louvre näher als einem gewöhnlichen Heimatmuseum. Aus dem Lautsprecher klingt getragene Musik, auf einer »Daqing-Straße« aus Bronze sind die wichtigsten Ereignisse seit 1959 eingraviert. Sie endet vor dem Museumseingang mit einer Statue, die Rohre und Turbinen zu einer geballten Faust verknüpft. Der Künstler nannte sein Werk: »Ausgangspunkt der Nachhaltigkeit«.
    »Schon unter dem ersten Kaiser der Qin-Dynastie, vor über 2200 Jahren, haben die Chinesen Öl gefunden, als sie nach Salz bohrten«, sagt Museumsführerin Li Miao. Sie zeigt auf Bohrwerkzeuge aus Bambus, mit denen während der Song-Dynastie (960 – 1279) gearbeitet wurde. Das Öl sei damals zur Beleuchtung, als Brennstoff und für medizinische Zwecke genutzt worden.
    Als aber in anderen Teilen der Erde Öl systematisch erschlossen wurde, hatte Chinas Zivilisation gerade ihren Tiefpunkt erreicht – etwa als Colonel Drake 1859 in Pennsylvania bohrte und damit den amerikanischen Ölrausch auslöste. Im Reich der Mitte gelang der große Durchbruch beim Öl genau 100 Jahre später – hier in Daqing. Die Museumsführerin klickt auf eine elektronische Landkarte, was weitaus professioneller und moderner wirkt als entsprechende Versuche in der Wahlberichterstattung des deutschen Fernsehens. Doch dann erscheinen auf der LED-Wand plötzlich Bilder aus ganz anderen Zeiten: Menschen in Mao-Kitteln klatschen und springen vor Begeisterung in die Luft, als das erste Öl sprudelt.
    Daqing heißt übersetzt »große Feier« – die Stimmung von damals gab der Stadt ihren Namen. Mao selbst erhob Daqing zum Vorbild für das ganze Riesenreich und erklärte: »Die Industrie muss von Daqing lernen.« Das aber sollte erst später geschehen. Fünf Jahre lang wurde die Entdeckung der Ölfelder von Daqing geheim gehalten, im Kalten Krieg mit dem »US-Imperialismus« und den »sowjetischen Revisionisten«, der 1969 am Fluss Ussuri, nur 700 Kilometer vom nordostchinesischen Daqing entfernt, sogar zu Gefechten mit vielen toten Soldaten führte. Nach außen hieß es anfangs, Daqing sei eine landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft.
    Die nächste Halle des Museums ist einem Mann gewidmet, den sie hier »den Eisernen« nennen: Der Vorarbeiter Wang Jinxi ist in Öl gemalt und in Stein gehauen. Seine

Weitere Kostenlose Bücher